Online-PortaleWie man herausfindet, wie viel das eigene Haus wert ist – und wie nicht
Köln – Mit dem Immobilienmarkt scheinen auch gewisse Online-Portale einen Boom zu erleben: „Wie viel ist Ihre Immobilie wert?“, schreien Sie durch etlichen Werbeplätzen. Ja, wie viel denn eigentlich? Und findet man dies tatsächlich durch kostenlose Online-Portale heraus? Experten aus Köln geben antworten.
Fast überrennen sich die Webseiten gegenseitig, wenn man bei Google „Immobilienwert berechnen kostenlos“ eingibt. Sie funktionieren ähnlich: Man klickt sich erst durch ein dutzend Fragen. Um was für ein Haus, um was für eine Wohnung, geht es? Wie groß ist die Fläche, wann wurde es gebaut? Wenn möchte man verkaufen? In welcher Region, an welcher Adresse? Dann ein, zwei Sekunden warten. „Wir haben Ihre Bewertung erstellt! An wen sollen wir die Bewertung schicken?“ Und schon ploppt ein Pflichtfeld mit der Telefonnummer auf. Frei nach der Regel: Ist etwas kostenlos, dann sind die eigenen Daten der Preis. „Bei solchen Online-Portalen sind meist Makler hintergeschaltet, die auf Aufträge hoffen“, erklärt Sigrid Mihailiuk von dem Haus- und Grundbesitzerverein Köln. Häufig werde man von denen telefonisch kontaktiert.
Für eine richtige Preiseinschätzung braucht es eine Besichtigung
Sigrid Mihailiuk rät von Online-Portalen zur Ermittlung des Immobilienwertes ab. „Man kann eine Immobilie nur richtig einschätze, wenn man sie sich auch anschaut“, sagt Mihailiuk. Die Abweichung des tatsächlichen Verkaufspreises zu dem Preis, den ein Online-Generator berechnet, sei oft sehr hoch.
Bei diesen Online-Portalen sei es ähnlich wie bei einigen Gebrauchtwagenhandel-Plattformen, sagt auch Alexander Wloka, Pressesprecher vom Haus- und Grundbesitzerverein Köln: Man bekommt keine seriösen Preise, sondern Schätzpreise. „Bei einem Gutachten müssen deutlich mehr Aspekte berücksichtigt werden. Wie ist die Bausubstanz? Welche Räume müssten renoviert werden? Was für eine Heizungsanlage ist eingebaut, wie hoch ist die CO2-Abgabe?“, erklärt Wloka. „Ein Komplettcheck im Haus ist wichtig. Wenn man die Immobilie verkauft und sich anschließend Mängel herausstellen, die nicht im Portfolio standen, dann kann das zu juristischen Auseinandersetzungen führen.“
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Wenn man das eigene Haus oder die Eigentumswohnung verkaufen wolle, sei ein Makler die richtige Ansprechperson. „Der kennt den Markt und kann sich die Immobilie angucken“, so Mihailiuk. Einen guten Makler erkenne man daran, dass er sich viel Zeit für seine Kunden nimmt, umfassend berät und keine überzogenen Preise bietet. „Wir machen oft die Schätzungen von Menschen, die vorher einen Makler da hatten und der sagte: Wir verkaufen die Immobilie für soundso viele Millionen. Das ist dann völlig überzogen, er sagt dies nur, um den Verkaufsauftrag zu bekommen“, sagt Mihailiuk. Ein guter Makler gebe realistische Verkaufswerte an und bremst den Kunden gegebenenfalls, wenn er auf einen höheren Wert hofft.
Gutachter geben detaillierten Bericht ab
Gutachten brauchen aber nicht nur Immobilienbesitzer, die verkaufen wollen: Gerade bei Erbschaftsangelegenheiten kommen oft Gutachter zur Besichtigung. Einen Gutachter, sagt Wloka, könne man beispielsweise über die Immobilien GmbH – die zum Haus- und Grundbesitzerverein gehört (CHECK) – anfragen. Gutachter müssen ein Zertifikat vorweisen können, sind eher teuer und arbeiten nach strengen gesetzlichen Regelungen, sagt Mihailiuk. Dafür geben Makler den Wert der Immobilie meist etwas höher an – schließlich wollen sie den Verkaufsauftrag.
Die Preise für ein Gutachten schwanken bei dem Haus- und Grundbesitzerverein zwischen knapp 300 Euro (Eigentumswohnung) und 900 Euro (Mehrfamilienhaus). Zeit ist Geld, sagt Mihailiuk – deshalb sollten Auftraggeber alle Unterlagen – Grundriss, Flurauszug, Flächenberechnung und weitere – für den Gutachter bereithalten. Fehlt etwas, muss sich der Gutachter die Unterlagen selbst besorgen – das kostet extra. Das Gutachten umfasst laut Mihailiuk 50 bis 70 Seiten.
Und wenn man einfach neugierig ist, wie viel das eigene Haus wert sein könnte – nur so ungefähr? „Dann würde ich kein kostenloses Online-Portal nutzen, sondern ein kostenpflichtiges und vielleicht 25 Euro dafür zahlen“, sagt Mihailiuk. Dafür werde man wenigstens vor endlosen Anrufen geschützt. Trotzdem: Präzise ist etwas anderes.