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Online-SupermärkteWarum Picnic mit dem Milchmann-Prinzip in NRW erfolgreich ist

Lesezeit 4 Minuten
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Picnic-Elektrotransporter am Neusser Verteilungszentrum des Unternehmens.

  1. Der niederländische Online-Supermarkt Picnic ist auch in Deutschland erfolgreich.
  2. Das Unternehmen setzt auf lokale Produkte, arbeitet aber auch mit Edeka zusammen.
  3. Derzeit werden knapp 38000 Haushalte beliefert.

Neuss – Der Milchmann von heute fährt in einem Elektro-Lieferwagen vor. In einem schlanken Fahrzeug, gerade einmal 1,57 Meter breit, mit Planen an den Seiten, die sich aufziehen lassen, um die dort verstauten Lebensmittelkisten bequemer auspacken zu können. Er arbeitet mit einer App, auf der sich Kunden aus einem Supermarkt-Vollsortiment ihren Wocheneinkauf zusammenstellen und anschließend nach Hause liefern lassen können. Den Kundenservice wickelt er hauptsächlich über Whatsapp ab.

Der Online-Supermarkt, der sich der nostalgischen Milchmann-Metapher so gerne bedient, heißt „Picnic“. Das holländische Unternehmen ist seit Anfang 2018 mit einem deutschen Ableger auch in Nordrhein-Westfalen aktiv; zurzeit beliefert es rund 38 000 Haushalte am Niederrhein.

Picnic bestellt bei Edeka, Bauern und Bäckern

Das Prinzip ist einfach: Die Kunden bestellen per App und wählen einen Lieferzeitraum an. Picnic bestellt wiederum bei Zulieferern wie Edeka, bei lokalen Bauern und Bäckern. Die Auslieferer fahren dann – nach dem Milchmann-Prinzip – eine vorgefertigte Route ab und laden ihre Kisten überall dort ab, wo sie bestellt wurden. Bislang gibt es Picnic-Standorte in Neuss, in Mönchengladbach, Krefeld und Viersen. Im Juli eröffnet ein Verteilzentrum in Moers; mit einem weiteren Standort in Bochum soll die Expansion ins Ruhrgebiet beginnen. 500 Mitarbeiter arbeiten zurzeit für das Unternehmen. Ein zweites Kühllager ist in Planung.

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Picnic wächst – schnell. Und das in einer Branche, in der der Onlineeinkauf eigentlich bislang eher unbeliebt ist: Laut einer jüngst veröffentlichten Nielsen-Studie bestellt nur jeder sechste deutsche Haushalt gelegentlich Lebensmittel im Internet. Der Anteil von Lebensmitteln am gesamten Online-Handel betrug 2016 laut einer Studie des Handelsforschungsinstitut IFH Köln und des Handelsverbands Deutschland 3,8 Prozent – am Gesamtmarkt sind es mit 35,6 Prozent mehr als ein Drittel. Picnic zufolge wurde 2016 nur ein Prozent des Umsatzes mit Lebensmitteln online erzielt. „Das Wachstum in diesem Bereich ist langsamer als viele angenommen haben“, kommentierte Rewe-Digital-Vorstand Jan Kunath Anfang April.

Hohe Mindestbestellwerte behindert Marktaufschwung

Picnic-Deutschland-Chef Frederic Knaudt sagt: Die Ursache dafür sei nicht der zögerliche Kunde, sondern der bisherige Markt. „Wir sind der erste Anbieter, der keinerlei Nachteile zum stationären Handel bietet“, behauptet er. Die Konkurrenz, das sind zurzeit Anbieter wie der Rewe Lieferservice, wie Amazon Fresh oder Bringmeister.de. Aber sie setzten die Mindestbestellwerte zu hoch an, sie nähmen Liefergebühren, die Lieferzeiträume seien zu groß. Bei Picnic beträgt das Zeitfenster für die Lieferung nur 20 Minuten, Extrakosten gibt es keine.

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Frederic Knaudt

Das Unternehmen, so Knaudt, habe für viele der hohen Kostenfaktoren eine Lösung gefunden: Man spare sich teure Innenstadtmieten und Parkplätze, Lebensmittel würden nur eingekauft, wenn sie tatsächlich bestellt werden. „Ein Supermarkt muss zehn Minuten vor Ladenschluss noch die volle Auswahl haben.“ Auch bei der Logistik arbeitet Picnic anders als die Konkurrenz. Im Neusser Verteilzentrum rollen die Elektrotransporter der Marke Goupil G4 nahezu lautlos durch den Raum. Mithilfe kleiner Hebebühnen werden sie mit roten (ungekühlten) und schwarzen (gekühlten) Kisten beladen. Der Fahrer fährt anschließend seine vorgefertigten Route ab. Durch die klaren Pläne und die eigens zu diesem Zweck angepassten Fahrzeuge soll auch auf der sonst so problematischen letzten Meile effizienter gearbeitet werden.

„Wir brauchen zwei Wochen, bis wir in einer neuen Stadt Marktführer sind“, sagt Knaudt. 80 Prozent betrage der Marktanteil in den Städten, in denen das Unternehmen aktiv sei. 25 Prozent aller Haushalte hätten sich dort die App installiert.

Edeka intensiviert Zusammenarbeit

Ein großer Partner glaubt an das Konzept: Edeka Rhein-Ruhr hat gerade angekündigt, seinen Anteil an Picnic von 20 auf 35 Prozent zu erhöhen. Picnic will sein Wachstum weiter beschleunigen – laut Partner Edeka sollen in diesem Jahr acht bis zehn Hubs in NRW eröffnen.

Dass das Konzept der Niederländer nach Erfolgen in kleineren Städten auch in einer deutschen Metropole wie Köln funktioniert, ist dann erst noch zu beweisen: „Köln steht auf unserer Liste“, sagt Knaudt in Neuss. Zurzeit sehe man sich hier nach einem geeigneten Standort um.