Stillstand überschattet JubiläumAm 90. Geburtstag läuft in Köln kein Ford vom Band
Köln – Ford hat die Produktion von Autos im Kölner Werk gestoppt, ausgerechnet an einem besonderen Jubiläum des Unternehmens. Grund dafür ist ein Mangel an Computerchips.
Bis zum 18. Juni werden in Köln also zunächst keine Autos produziert. Dann soll die Produktion wieder anlaufen, allerdings nur für einen kurzen Zeitraum. Vom 30. Juni bis zum 9. Juli werden die Bänder im Ford-Werk wieder stillstehen. An den zweiten Produktionsstillstand bis Mitte Juli schließen sich dann die Werksferien an. Die Produktion starte also wieder erst regulär am 16. August, hieß es von Ford.
Erster „Kölner“ war ein Lastwagen
Eigentlich wäre Dienstag, der 4. Mai 2021, bei Ford in Köln ein Grund zum Feiern gewesen. Denn auf den Tag genau vor 90 Jahren lief im Kölner Werk erstmals ein Auto vom Band. Genau um 15.13 Uhr rollte das erste Ford-Modell in Niehl vom Band. Ford startete seine Produktion am Rhein mit 619 Mitarbeitern, einer Tageskapazität von 60 Einheiten und auf einer Fabrikfläche von 33.000 Quadratmetern. Heute sind die Ford-Werke mit mehr als 15.000 Beschäftigten der größte private Arbeitgeber Kölns, täglich laufen – wenn nicht wie jetzt die Produktion steht – rund 1000 Modelle vom Band und allein die Fläche der Endmontage in der sogenannten Halle Y beträgt rund 137.000 Quadratmeter.
Der erste Ford „Made in Cologne“ war übrigens ein Lastwagen – das Modell AA. Parallel dazu wurde der Pkw Modell A produziert. Seit der Inbetriebnahme des Werks vor 90 Jahren liefen 19 verschiedene Baureihen und fast 18 Millionen Einheiten in Köln vom Band, wie der Autobauer am Montag mitteilte. Darunter Fahrzeuge, die das Straßenbild für Jahrzehnte prägten, wie der Ford Taunus, der Ford Capri oder der Ford Granada. Das am längsten und am meisten produzierte Kölner Modell ist jedoch ein Kleinwagen – der Ford Fiesta. Seit 1979 wird der Kleinwagen am Kölner Standort gefertigt, inzwischen in achter Generation und mehr als neun Millionen Mal.
Oldtimer-Fahrt zum Jubiläum
Zur Eröffnung des Kölner Werks am 4. Mai 1931 organisierte Ford die bis dahin größte Zielfahrt in Europa. Rund 40.000 Ford-Fans aus ganz Europa nahmen daran teil und fuhren in fast 11.000 Ford-Modellen über die Ziellinie in der Henry-Ford-Straße in Köln-Niehl, der Adresse des damals neuen Kölner Werks.
Eine solche Massenveranstaltung findet 90 Jahre später nicht statt – schon allein die Corona-Situation macht dies unmöglich. Doch rund 50 Ford-Enthusiasten ließen es sich nicht nehmen und fuhren zu Ehren des Firmen-Jubiläums mit ihren 38 Ford-Oldtimern die Kölner Ford-Standorte ab.
Adenauer holte Ford nach Köln
Die Geschichte von Ford in Deutschland begann bereits sechs Jahre zuvor – an der Spree, nicht am Rhein. Am 18. August 1925 wurde die Ford Motor A.G. ins Berliner Handelsregister eingetragen. In gemieteten Werkhallen am Berliner Westhafen setzten die ersten deutschen Ford-Beschäftigten das T-Modell („Tin Lizzie“) aus vorgefertigten, per Schiff aus den USA angelieferten Teilen zusammen.
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In den folgenden Jahren suchte Henry Ford nach einem Produktionsstandort in Deutschland. Die Wahl fiel auf Köln, auch weil der damalige Oberbürgermeister der Stadt, Konrad Adenauer, sich vehement für Köln als Standort einsetzte. Und so legten OB Adenauer und der legendäre Firmengründer Henry Ford am 2. Oktober 1930 den Grundstein für die Kölner Ford-Werke.