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Mit Jan FrodenoWie die Kölner Marke Ryzon den Triathlon-Markt erobert

Lesezeit 6 Minuten
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Die Ryzon-Gründer (von links) Fabian Jung, Mario Konrad und Markus Konrad mit dem Suit von Gesellschafter und Triathlet Jan Frodeno.

  1. Im Jahr 2016 gründen drei Kölner die Marke Ryzon. Über den Triathlonmarkt wollen sie Sport- und Freizeitkleidung verkaufen.
  2. Ryzon entwickelt sich rasant. Auch weil Weltklasse-Triathlet Jan Frodeno Gesellschafter ist und im Anzug der Marke 2019 den Rekord beim Ironman auf Hawaii bricht.
  3. Doch der Erfolg basiert nicht nur auf der Prominenz Frodenos. Kluge Beobachtungen und Entscheidungen haben Ryzon auch ohne Investor nach oben gebracht.

Köln – Im Oktober des vergangenen Jahres leistet Jan Frodeno Beachtliches. Beim Ironman auf Hawaii, dem bedeutendsten Triathlon der Welt, stellt er einen neuen Rekord auf. Einen prominenten Sportausrüster sucht man beim Zieleinlauf auf seinem Suit, dem Triathlonanzug, aber vergeblich. Adidas, Nike? Nicht zu sehen. Stattdessen der Name Ryzon. Eine Kölner Marke, die erst drei Jahre vor Frodenos Rekord gegründet wurde. Sich aber ebenso rekordverdächtig im Markt platziert hat.

Mario Konrad muss lächeln. Er, studierter Volkswirt, hat Ryzon zusammen mit Bruder Markus, der Sportmanagement studiert hat, und Designer Fabian Jung gegründet. „Auch so ein Glücksding für uns“, kommentiert Konrad den Frodeno-Sieg. Wenn man mit ihm über die Entwicklung in den vergangenen Jahren spricht, fallen häufig die Wörter Glück und Zufall. Rückblickend aber folgte vieles einfach nur einem logischen Weg.

Eigenes Gewerbe für die Freunde

Über den Schwimmverein kommen Mario und Markus Konrad zum Triathlon. Beide schwimmen, fahren Fahrrad und laufen intensiv während des Studiums. Und melden ein Gewerbe an. Der Gedanke dahinter ist ein ganz simpler: Die Brüder kommen zu Händlerpreisen an Sportklamotten und versorgen damit zunächst ihre Freunde, dann ihren Verein, später – natürlich „durch zwei Zufälle“ – die Lauf AGs von Bayer und der Telekom. Auch die damals noch junge Marke Skinfit aus Österreich ist dabei. Von ihr übernehmen Mario und Markus Konrad 2007 den Vertrieb für Deutschland.

Knapp sieben Jahre und einen mittlerweile siebenstelligen Umsatz später kauft Skinfit den Teilmarkt Deutschland zurück. Und die Brüder nehmen erst einmal Abstand vom Triathlongeschäft. Zwar wollen sie weiter zusammenarbeiten. Aber: „Wir wollten auf keinen Fall eine beleidigte Kopie von Skinfit produzieren“, erklärt Mario Konrad.

Die Suits schreien einen an

Doch dann stößt Fabian Jung dazu, der Designer, der nicht mehr nur Aufträge für eine Agentur erfüllen möchte. Und der einen unbefangenen Blick auf den Triathlonmarkt hat. Ein Besuch auf einer Messe, und der Grundstein für die Marke Ryzon ist quasi gelegt. Denn was den Konrad-Brüdern in all den Triathlon-Jahren nie aufgefallen ist, fällt Jung sofort ins Auge: Der Markt ist überschwemmt von bunten und schrillen Produkten. Die Suits schreien einen förmlich an. Ein designmäßig reduziertes und qualitativ hochwertiges Produkt – das fehlt.

Nachdem die drei Gründer sich darauf geeinigt haben, wie ihre Marke aussehen soll, 70 Namen gesammelt und schließlich aus dem Englischen to rise und horizon zu dem Begriff Ryzon kombiniert haben, geht die Marke an den Start. Die Website wird scharf gestellt, „und was passiert? Natürlich nichts. Da wartet ja keiner drauf“, erinnert sich Mario Konrad amüsiert an drei gespannt vor dem Laptop sitzende Gründer.

Die Skinfit-Gesichter

Aber der Erfolg stellt sich schnell ein. Die Konrad-Brüder sind in der Szene immer noch bekannt als Skinfit-Gesichter. Und wissen aus ihrer Erfahrung, wie man sich in dem Markt platzieren kann. „Der Triathlon-Markt ist sehr dankbar, weil er homogen ist. Es gibt ein, zwei Magazine, die jeder liest, fünf Hotels, wo alle sind und zehn Events in Deutschland“, erklärt Mario Konrad. Ein weiterer Vorteil: „Triathleten gehen mit Läufern laufen, mit Radfahrern Rad fahren.“ So kann sich eine Marke schnell in andere Märkte ausbreiten.

Warum Ryzon nicht in den Handel geht

Produkte von Ryzon sind nicht im Handel zu finden. Weder wickelt die Firma den Versand über externe Dienstleister ab, noch stehen die Produkte im Laden. Die Marge der Händler, erläutern die Firmengründer, sei viel zu hoch. Geld, das sie dem Händler für den Versand oder den Verkauf zahlen müssten, stecken sie lieber in die Entwicklung.

Den Verkauf seiner Ware organisiert Ryzon über die eigene Website, auch den Versand übernehmen die Firmenmacher selbst. Zudem sind sie auf Triathlon-Events präsent. Derzeit baut Ryzon die alte Markthalle im Belgischen Viertel um. Dort entstehen Arbeitsplätze für die mittlerweile 22 Mitarbeiter, ein Showroom und ein Café.

Das ist den Ryzon-Gründern bewusst, deshalb fahren sie von Beginn an zweigleisig. Neben Sportswear bieten sie auch Mode an. Der Triathlon soll das Saatgut sein und später die Wurzeln bilden. Das funktioniert. Den meisten Umsatz, der aktuell im siebenstelligen Bereich liegt, generiert Ryzon mit dem Triathlon-Suit. Das meistverkaufte Produkt sind Caps und Socken. Es gebe sogar Agenturen, „die nichts mit dem Triathlon zu tun haben, sich aber komplett mit Rucksäcken eindecken“, so Konrad.

Das schlichte Radtrikot fällt auf

Letztendlich ist es aber vor allem die Idee hinter der Marke. „Wenn man eine Gruppe bunter Radtrikots hat, ist das, was raussticht, das schlichte schwarze“, sagt Konrad. So fällt Ryzon von Beginn an auf. Bei den ersten Events sind die Menschen, die sie ansprechen, meist „Fotografen, Architekten. So visuelle Leute eben. Da wussten wir, dass das, was wir hier machen, funktioniert.“

Gewachsen ist Ryzon bislang aus eigener Kraft. Ohne externen Investor. Das habe natürlich Nachteile, gibt Konrad zu. So ging Ryzon im vergangenen Jahr wohl ein siebenstelliger Betrag durch die Lappen, weil die Lager aufgrund von geringerer Liquidität und fehlenden Räumlichkeiten nicht voll genug waren. Ärgerlich, für die Ryzon-Gründer aber kein Grund, sich externe Investoren dazu zu holen. „In erster Linie wollen wir hier etwas zusammen machen. Wenn da coole Sachen bei rauskommen, ist das auch ökonomisch erfolgreich. Das ist aber erst unser zweiter Schritt. Und das beißt sich natürlich etwas mit Investoren, die das völlig legitime Ziel haben, aus Geld einfach mehr Geld zu machen“, erklärt Konrad. Komplett ausschließen will er die Hilfe externer Investoren aber nicht.

Jan Frodeno ist mehr als nur Werbung für Ryzon

Zudem hat Ryzon noch einen ganz anderen Katalysator: Jan Frodeno. Wenn der bekannteste deutsche Triathlet den Rekord des bedeutendsten Rennens im Anzug der eigenen Marke bricht, ist das beste Werbung.

Jan Frodeno Ironman 2019 Zieleinlauf

Im Oktober 2019 knackt Jan Frodeno beim Ironman auf Hawaii den Rekord – in einem Suit von Ryzon.

Frodeno ist quasi von Anfang an mit dabei. Über seinen Manager kennen er und Konrad sich, die Triathlonszene ist klein. Frodeno ist schnell begeistert von der Ryzon-Idee, wird kurz nach der Gründung Gesellschafter. Mit seinem Know-How und seiner Prominenz verleiht er der Marke einen guten Schub. Zudem ist er dank Erfahrung und sich anhäufender Wochenstunden auf dem Fahrrad, der Laufstrecke und im Wasser der perfekte Produkttester. Und zu guter Letzt „passt er auch als Typ. Jan funktioniert als Athlet sehr gut, wirkt aber null verbissen“, so Konrad. Leistungsstarke Sportklamotten und lässige Mode – es passt.

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Als lässig könnte man auch die Werbung Ryzons bezeichnen. Laut und aufdringlich, davon ist Konrad kein Freund. Es wäre auch ein Gegensatz zu schlichten Produkten in einem schrillen Markt. 2018 fehlt Ryzon das Geld, um mit einem Stand beim Ironman auf Hawaii präsent zu sein. Stand- und Transportkosten sind zu hoch. Doch fehlende Investoren und Gelder „fördern die Kreativität“, so Konrad. Also mietet Ryzon sich einen Eiswagen, verteilt eisgekühlte Caps. Dass die Aktion viral geht, weil Jan Frodeno sich vor dem Ironman verletzte und selbst in den Eiswagen steigt – für die Marke ein Glücksding. Wie Frodenos Rekordrennen ein Jahr später.