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Gegen unhygienische HandläufeKölner Start-Up verbaut innovative Idee am Neumarkt

Lesezeit 3 Minuten
Neumarkt Galerie Rolltreppe

Tanja Zirnstein (Geschäftsführerin UVIS UV-Innovative Solutions GmbH) mit einem Techniker, beim anbringen von einem Hinweisaufklebe

  1. 2010, die Gründerinnen gehen damals noch zur Schule, melden Tanja Zirnstein und Katharina Obladen ein Patent an. Zehn Jahre später kommt der große Erfolg.
  2. Mit UV-Licht desinfizieren sie die Handläufe von Rolltreppen und haben auch andere Hygiene-Mittel im Angebot.
  3. Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ haben die Gründerinnen erzählt, wie sich die Corona-Krise nun auf ihr Geschäft ausgewirkt und hat und was das für die Jahresziele bedeutet.

Köln – Als Schülerinnen legen Tanja Zirnstein und Katharina Obladen 2010 den Grundstein für ihr Unternehmen Uvis. Bei einem Gründungswettbewerb an der Erzbischöflichen Liebfrauenschule in Köln haben sie die Idee, Handläufe von Rolltreppen mithilfe von UV-Licht zu desinfizieren. Sie entwickeln ein Modul, das sich in Rolltreppen verbauen lässt und melden ein Patent an. Zehn Jahre später – mitten in der Corona-Krise – erfährt ihr Geschäft einen ungeahnten Boom.

Erst 2016 gründen Zirnstein und Obladen Uvis. Sie haben das Patent jahrelang ruhenlassen, die Arbeit an der Technologie dennoch nie ganz aufgegeben. Zirnstein, heute 27 Jahre alt, studiert nach dem Abitur Jura, Obladen, 28, BWL und Kunstgeschichte. Zwischen Seminaren, Examen und Bachelor-Arbeit kümmern sie sich immer wieder um die Weiterentwicklung ihrer Idee, suchen den Kontakt zu den Herstellern von Fahrtreppen und deren Handläufen, informieren sich über UV-C-Lampen und -Sensoren, bauen sich über Jahre ein „sehr spezielles Know-how“ auf, erzählt Zirnstein.

Modul in Kölner Kaufhaus verbaut

Doch das Studium steht damals weiter im Vordergrund. Dann aber habe eine größere Zahlung beim Patent angestanden: „Wir standen vor der Entscheidung, es richtig durchzuziehen oder das Patent fallenzulassen“, sagt Zirnstein: „Also haben wir uns für die Gründung von Uvis entschieden.“

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Katharina Obladen Uvis

Uvis-Mitgründerin Katharina Obladen bei der Arbeit an einem „Escalite“-Modul

Zwei Jahre später bringen sie das fertige Produkt auf den Markt, verbauen ihr UV-Desinfektionsgerät mit dem Namen „Escalite“ in einem Hamburger Einkaufszentrum, 2018 in einem Kölner Kaufhaus nun auch in der Neumarkt-Galerie. Im vergangenen Jahr entwickeln sie Uvis weiter, gewinnen über den Kooperationspartner Thyssenkrupp erste Kunden in Australien und bieten Hygieneworkshops für Unternehmen an.

Schließlich nehmen sie Titano in ihr Portfolio auf. Unter diesem Namen vertreiben sie eine Oberflächenbeschichtung, die gegen Pilze, Schimmel, Bakterien und Viren wirkt. Einerseits bewirkt sie, dass deren Proteinstrukturen zerstört werden, andererseits, dass Erreger und Keime schlechter Halt finden.

NRW-Bank wirbt mit den Gründerinnen

Das Geschäft entwickelt sich damals schon gut, Uvis gilt auch so als beispielhaftes Start-up aus der Region, die NRW-Bank wirbt mit Zirnstein und Obladen, die Gründerinnen erzählen auch in ihrer alten Schule, wie man ein Unternehmen gründet.

Dann aber nimmt Uvis durch die Ausbreitung des Coronavirus so richtig an Fahrt auf: „Es fing an, als das vor allem noch in Asien ein Thema war“, sagt Zirnstein. So trifft im Februar aus Singapur eine Bestellung ein, dort werden die Kölner UV-Geräte in 22 Rolltreppen eines Einkaufszentrums verbaut.

Als die Aufmerksamkeit auf das Virus auch in Deutschland zunimmt, steigt die Nachfrage hierzulande rasant an: „Am Karnevalsdienstag hat die Europapassage in Hamburg bei uns angefragt“, sagt Zirnstein. Die Hamburger bestellen nicht nur Escalite-Module für ihre Rolltreppen, sondern ordern auch Titano, um im gesamten Einkaufszentrum die Keimfrei-Beschichtung auftragen zu lassen. Schließlich soll diese auch gegen das Coronavirus wirksam sein. Es folgen weitere Projekte: Kö-Galerie in Düsseldorf, Outlet in Bad Münstereifel, einige Filialen der Supermarktkette Edeka.

Kooperationen mit Kone und Thyssenkrupp

Über die Rolltreppenhersteller werden die Escalite-Module inzwischen in Deutschland, Spanien, Frankreich, Schweiz und Italien vertrieben. „Wir arbeiten unter anderem mit Kone und Thyssenkrupp“, sagt Zirnstein. In diesem Jahr seien bereits gut Hundert Rolltreppen mit ihrer Technologie ausgestattet worden. „Unser sechsstelliges Jahresumsatzziel haben wir jetzt schon erreicht“, so Zirnstein.

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Das zusätzliche Arbeitspensum hätten die Gründerinnen auch mithilfe von Freunden und Familie geschafft. Bei aktuell fünf Mitarbeitern wollen sie nun vorsichtig, aber stetig wachsen. „Unser Ziel ist es, ein gesundes, mittelständisches Unternehmen zu werden“, sagt Zirnstein. Während in der Pandemie Hunderttausende Unternehmen vom Staat vor dem Aus gerettet werden müssen, ist Uvis im Aufwind.