Bei Schnee wurde die Autobahnbrücke gesperrt. Die Autobahn GmbH will an der Konstruktion aber nichts ändern.
Leverkusener BrückeWehe, wenn der Pappschnee wieder rieselt

Zurzeit gibt die Leverkusener Brücke im Sonnenuntergang ein schönes Bild ab, wie am Montag, 20. Oktober 2025. Bei Schnee könnte sie wieder zum Problem werden.
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Die Autobahn GmbH will an den Pylonen der Leverkusener Brücke nichts verändern, um künftig Eisabbrüche und herunterfallende Schneebretter zu verhindern. Wegen solcher Probleme sperrten Polizei und Feuerwehr die Autobahnbrücke und den Radweg am 10. Januar vom späten Vormittag bis in die Abendstunden komplett.

Ein Bild vom Mittag des 9. Januar: Pappschnee-Gestöber im Neulandpark in Wiesdorf.
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Bei der Autobahn GmbH halte man die damalige Wettersituation für „sehr unwahrscheinlich“, schreibt eine Sprecherin. Falls sich das Problem wiederholt, will man abgestuft reagieren. Wörtlich schreibt eine Sprecherin: „Sollten Schnee und Eis vorhergesagt sein, werden in Abstimmung mit der Feuerwehr zunächst die beiden äußeren Fahrspuren sowie der Rad- und Gehweg auf der Rheinbrücke gesperrt. Diese Spurwegnahme ist notwendig, um den Verkehr aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die Pylonen der Rheinbrücke noch intensiver auf die Ansammlung von Eis und Schnee überprüfen zu können. Sollten die Beobachtungen ergeben, dass eine Enteisung notwendig ist, wird die Rheinbrücke in Abstimmung mit der Feuerwehr für den Verkehr vollgesperrt, bis die Brücke wieder sicher befahrbar ist.“
Feuerwehr soll bei Schnee bereit stehen
Gemeinsam mit den Feuerwehren Leverkusen und Köln sei ein gemeinsamer Ablaufplan für diese Lage entwickelt worden, „um den Verkehrsfluss und die Verkehrssicherheit auch bei herausforderndem Wetter zu gewährleisten. Bei der Ankündigung von Schnee und Eis werden die Pylonen intensiv auf die Ansammlung von Eis und Schnee überprüft.“ Zuerst sollen der Radweg und die beiden äußeren Spuren der Autobahn gesperrt werden. „Sollten die Beobachtungen ergeben, dass eine Enteisung notwendig ist, wird die Rheinbrücke in Abstimmung mit der Feuerwehr für den Verkehr vollgesperrt, bis die Brücke wieder sicher befahrbar ist“, schreibt die Autobahn-Sprecherin.
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Auf den oben abgeschrägten Brückenpylonen lag Schnee und Eis
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Das Wetter am 9. Januar, das zu der Sperrung führte, war tatsächlich besonders: Am Mittag hatte ein heftiger Schneefall eingesetzt, der für ein paar Stunden anhielt. Die Art Schnee, die auf Ästen, Laternen und Geländern in einer dicken Schicht liegen bleibt. Man konnte es wegen des dichten Schneetreibens nicht sehen, aber auch auf den nur leicht abgeschrägten Oberseiten der Pylonen, auf den Tragseilen und in Winkeln in der Stahlkonstruktion pappten die Schneeflocken aneinander und blieben kleben.
Das wäre wohl kein Problem gewesen, wenn direkt Tauwetter eingesetzt hätte, aber die Kälte zog später kurz an, das macht den womöglich oberflächlich angetauten Schnee härter. In der Nacht meldeten sich erste Autofahrer bei der Polizei, denen Eis aufs Auto gefallen war. Am Donnerstagabend sei eine Pkw-Frontscheibe und ein Pferdeanhänger durch herabfallende Eisplatten beschädigt worden, die sicher von den Pylonen und nicht von Lkw gefallen seien, so die Polizei damals. Die Leverkusener Feuerwehr sprach von „herabstürzende Eisplatten“. Die Autobahn wurde um 10.26 Uhr gesperrt, nach dem Freitags-Berufsverkehr.
Auf beiden Pylonen lagen je zehn Quadratmeter große Schneebretter auf der Oberseite. Die Oberseiten sind wie Spitzdächer geformt, doch mit geschätzt 25, höchstens 30 Grad Neigung, kann Schnee nicht zuverlässig abrutschen; dass der Stahl nicht glänzend, sondern matt beschichtet ist, mag den Schnee auch eher zurückhalten. Da die Pylone nach innen geneigt stehen, anders als etwa die senkrechten Pfeiler an der Mülheimer Brücke, sind zudem Tragseile über dem Radweg und über den Fahrbahnen gespannt.
Vielleicht die spektakulärste Schneeräumung aller Zeiten
Die Versuche der Behörden, die Schneebretter zu entfernen, waren spektakulär: Oben an den Pylonen gibt es keine Ausstiegsluken, deshalb versuchte man, die Eisbretter mit dem Luftstrom eines Rettungshubschraubers herunterzublasen. Der Versuch misslang. Rettung brachte ein Hubsteiger der RWE-Werksfeuerwehr aus Neurath, der auf 90 Meter ausgefahren werden kann. Das ist das einzige Fahrzeug im Rheinland, das man auf solche Höhen ausfahren kann; ein zweiter soll in Hamburg stehen. Mit Enterhaken kratzten Feuerwehrleute in 55 Metern Höhe den Schnee herunter. Das ging, weil es nicht zu windig war Währenddessen wurde die Schifffahrt unterbrochen. Auf den Straßen: Stau. Wie hoch die Rechnung der Leverkusener Feuerwehr an die Autobahn GmbH für die vielleicht spektakulärste Schneeräumung in Leverkusen aller Zeiten war, teilte die Stadt bis Redaktionsschluss nicht mit.

Drei Feuerwehrmänner ließen sich mit einem Hubsteiger 55 Meter hoch zu den Schneefeldern hieven.
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Es war ein kleiner Schock: Die Leverkusener Brücke, konstruiert nach den neuesten Erkenntnissen, musste gleich in ihrem ersten Winter gesperrt werden. In den Tagen danach kamen Überlegungen auf, etwa eine Heizung, die den Stahl auf knapp über dem Gefrierpunkt hält oder Kratzautomaten, die wie Scheibenwischer den Schnee abfegen. Offensichtlich wurde alles verworfen, ob aus finanziellen, juristischen oder konstruktiven Gründen, das teilt die Autobahn-Sprecherin vorerst nicht mit: Die interne Abstimmung dauere wegen Urlaubs länger. Nachträglich Ausstiegsluken oben in den Stahl zu schneiden, könnte statisch problematisch sein.
Eine zweite Brücke ist derzeit schon im Bau, unter Planen wird an den Stahlteilen geschweißt. Die Sprecherin sagt, dass sie ohne Vorkehrungen gegen den Eisabfall entstehen soll.