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Verkehrsversuch an der TrankgassePhilharmonie-Besucher kündigen ihre Abos wegen Stau-Chaos

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Ein Radfahrer fährt auf der Fahrradstraße in der Trankgasse am Dom.

Die Trankgasse am Dom ist seit einiger Zeit Fahrradstraße.

Konzertveranstalter wirft der Stadt geschäftsschädigendes Verhalten vor. Verkehrsdezernat räumt Probleme bei Zufahrt zu Philharmonie und Musical Dome ein.

Die eingeschränkte Zufahrt zu den Parkhäusern an der Philharmonie als Folge des umstrittenen Verkehrsversuchs an der Trankgasse führt offenbar dazu, dass Philharmonie-Besucher ihre Abonnements kündigen. Die Stadt räumt ein, dass es weiterhin Probleme bei der Zufahrt gibt.

Der Veranstalter Kontrapunkt-Konzerte, der nach eigenen Angaben seit 1988 pro Jahr bis zu 16 Konzerte in der Philharmonie organisiert, wirft dem Verkehrsdezernenten Ascan Egerer in einem offenen Brief „wegen der von Ihnen initiierten veränderten Verkehrsführung“ geschäftsschädigendes Verhalten vor. In dem Schreiben, das dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt, ist von fünf Kündigungen die Rede, die alle mit der Zufahrt zu den Parkhäusern begründet werden.

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„Es gibt für diese Kündigung keine musikalischen Gründe“, heißt es in einem der Kündigungsschreiben. „Die Verkehrssituation ist inzwischen so belastend, dass wir eine Stunde mehr einplanen müssen, um den Beginn pünktlich erreichen zu können.“ Die S-Bahn sei „aufgrund der vielen Ausfälle und Belästigungen bei der Rückfahrt abends eine Zumutung und keine Alternative“.

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Konzertveranstalter Martin Blankenburg räumt zwar ein, dass die Stadt „eine Güterabwägung“ vornehmen müsse. Auf der Radfahrerspur im Tunnel vom Rheinufer kommend seien aber so gut wie keine Radfahrer unterwegs. „Ich habe dort nachmittags 1,5 Stunden gestanden, um das nachzuprüfen. In dieser Zeit kamen lediglich zwei Radfahrer vorbei.“

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Das ist aus seiner Sicht nicht überraschend, weil der Weg wegen der Querung der Rheinuferstraße einfach zu unattraktiv sei. Durch das Bahnviadukt zu fahren, um auf der südlichen Seite des Hauptbahnhofs ohne Ampeln in die Altstadt zu gelangen, sei deutlich schneller.

Der einspurige Abbieger für Autofahrer am Ende des Tunnels Richtung Philharmonie mit einer viel zu kurzen Grünphase führe immer wieder zu Rückstaus bis zur Rheinuferstraße. „Wir hätten eher Verständnis, wenn dort viele Fahrradfahrer fahren würden; das tun diese aber nicht“, so Blankenburg. Die Folge sei „eine Schädigung des Kölner Kulturlebens und damit auch unseres kulturellen Engagements, das wirtschaftlich gesehen ein Risiko ist“.

Auf Anfrage räumt das Dezernat für Mobilität ein, man habe „die Verkehrssituation zwischen Dom und Rheinufer im Umfeld der Philharmonie als verbleibendes Problem erkannt“ und dies der Politik im April mitgeteilt.

Es gebe weiterhin Beschwerden über größere Staus bei der Anreise zu Veranstaltungen im Musical Dome und der Philharmonie. Bei Zählungen an Samstagen sei insgesamt zwar nur eine geringfügige Zunahme des Autoverkehrs festgestellt worden, die Probleme bei der Anfahrt aus Richtung Rheinuferstraße und aus dem östlichen Tunnel der Trankgasse links in die Straße Am Domhof oder den sogenannten Gulliver-Tunnel ließen sich nicht bestreiten.

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Daran habe sich auch durch neue Wegweiser, die Anpassungen der Ampelschaltungen und des Parkleitsystems nichts geändert. Die Verwaltung werde kurzfristig ein Ingenieurbüro beauftragen, das den Verkehrsfluss bei Veranstaltungen genau untersuchen soll.

Bei der letzten Zählung auf dem Streifen im Tunnel zwischen Konrad-Adenauer-Ufer und der Straße Am Domhof am 23. November seien rund 250 Radfahrende in 24 Stunden gezählt worden. Dabei gelte es zu berücksichtigen, „dass sich neue Infrastruktur-Angebote zunächst etablieren müssen“. Auch seien im Sommer grundsätzlich mehr Radfahrer unterwegs.

Der umstrittene Verkehrsversuch am Dom wurde im Mai 2022 vom Verkehrsausschuss beschlossen und sollte ursprünglich parallel zur Neugestaltung des Bereichs um die Trankgasse in der nördlichen Domumgebung laufen, die jedoch wegen der Fußball-Europameisterschaft im Juni mit fünf Spielen in Köln verschoben wurde, um eine weitere Großbaustelle am Dom zu vermeiden. Dennoch ließ Verkehrsdezernent Egerer den Versuch anlaufen, ohne einen neuen politischen Beschluss einzuholen.