Der Neubau der für den Vellerhof wichtigen Brücke könnte ein juristisches Nachspiel haben. Die Versicherung verweigert eine Kostenübernahme.
Bei Flut zerstörtVersicherung lehnt Kostenübernahme für beschädigte Brücke zum Vellerhof ab
Rund 400.000 Euro kostet die neue Brücke über die Ahr hoch zum Vellerhof. Erst nach weit über einem Jahr konnten die Baumaßnahmen nach den Zerstörungen durch das Ahr-Hochwasser im Juli 2021 beginnen.
Erst das Hochwasser und dann viel Ärger: Werner Hoff, Geschäftsführer des Clemens-Josef-Hauses des Rheinischen Vereins für Katholische Arbeiterkolonien – kurz Vellerhof –, hat nach fast zwei Jahren sozusagen das rettende Ufer in Sicht. Auch die kleine Brücke über die Ahr hoch zum Vellerhof war wie viele andere Brückenbauwerke beim Jahrhunderthochwasser vom 14. auf den 15. Juli 2021 so stark beschädigt worden, dass sie erneuert werden muss. Doch wo andernorts die neuen Brücken schon stehen, war die alte hier noch nicht komplett abgerissen und die Überfahrt immer noch nicht möglich.
„Erst hat es fast ein Jahr gedauert, bis unsere Versicherung es abgelehnt hat, die Kosten zu übernehmen“, erklärt Vellerhof-Geschäftsführer Hoff die größte Verzögerung der Baumaßnahme. Dabei besteht nach seinen Angaben für den Vellerhof selbst ein Elementarschutz, der sich, so meint Hoff, auch auf Wiesen, Weiden und eben die Brücke über die Ahr bezieht. Alles ist schließlich in Privatbesitz des Rheinischen Vereins.
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Suche nach Sachverständigem hat Brückenneubau verzögert
Doch das sieht die Versicherung anders, weshalb der Rheinische Verein jetzt prüfen lassen will, ob man juristisch gegen den Ablehnungsbescheid vorgehen kann. „Und falls das nichts wird, können wir nur hoffen, dass wir aus der Fluthilfe Kosten erstattet bekommen“, so Hoff. Das könnten im Zusagefall dann 80 Prozent der rund 400.000 Euro sein, die der neue Brückenschlag am Ende kosten wird.
Doch der Ärger mit der Assekuranz war ja nicht der einzige Grund für die Verzögerung der Bauarbeiten. Zuvor hatte sich schon die Suche nach einem Sachverständigen zur Begutachtung des entstandenen Schadens am Bauwerk als langwierig herausgestellt – die Experten waren nach dem Hochwasser schlicht ausgebucht. Und dann habe es auch noch „ein halbes Jahr“ gedauert, bis die Baugenehmigung erteilt worden sei, so Hoff.
Summa summarum konnten die Arbeiten an der Ahrbrücke so erst am 16. Januar dieses Jahres beginnen. Seit dem 15. Juli 2021 ist eine Zufahrt zum Hof nur über Hüngersdorf möglich, was bei den Anliegern im Dorf verständlicherweise nach so langer Zeit nicht nur auf Verständnis trifft.
Neue Brücke ist sicher vor Hochwasser und auf dem neuesten Stand der Technik
Dr.-Ing. Joerg Gallwoszus von einem Euskirchener Ingenieurbüro steht unterdessen mit den Gummistiefeln im Wasser. „Sehen Sie hier unter mir“, deutet er unmittelbar an der Betonaufmauerung der Stützwand auf die Bachsohle: „Den Kolkschutz aus Beton, den mussten wir komplett erneuern.“ Gemeint ist der Schutz vor Unterspülung der fast fertigen neuen Brücke. Den alten Stützschutz hatte die Ahr beim Hochwasser weggerissen, als das Wasser am Ende „drei Meter über der Fahrbahn stand“, so Werner Hoff. Danach war die Standfestigkeit des Bauwerks massiv beeinträchtigt.
Neun Meter breit ist die neue Brücke, 3,50 Meter hoch, von der Bachsohle aus gemessen. Damit hoch und stabil genug für künftige Hochwässer. Nach derzeitigem Stand der Technik. Auch die vier Flügel der Brücke wurden neu aufgemauert und in die Brücke gleich eine neue Anbindung ans Glasfasernetz für schnelles Internet am Vellerhof gelegt. Im kommenden Juni soll die neue Brücke für den Verkehr freigegeben werden. In Hüngersdorf wird das Verkehrsaufkommen damit schlagartig sinken, denn nur noch durch den kleinen Ort war eine Anbindung an das Vellerhof-Areal gegeben.
Das Team einer Jünkerather Baufirma wird dann auch zwei voluminöse Rohre aus der Ahr wieder herausgehoben haben. Der sogenannte Fangedamm leitete während der Bauarbeiten das Wasser unter der Brücke ab, „damit wir trocken arbeiten konnten“, so Joerg Gallwoszus. Genützt hat es nicht immer: „Der Damm wurde trotzdem dreimal überflutet.“