Christian Lindner spricht im Podcast über die Zukunft der FDP. Und er verrät, warum er gerne mit Caroline Bosbach essen gehen würde.
Rhein-Berg wähltChristian Lindner im Interview – „Ich würde gerne mit Caroline Bosbach essen gehen“
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Christian Lindner wird bei seinem Wahlkampfauftritt in Forsbach vom Dreigestirn begrüßt.
Copyright: Anton Luhr
Wenn es einen Direktkandidaten für den Rheinisch-Bergischen Kreis gibt, dem sein persönliches Abschneiden im Kreis ziemlich eindeutig in Richtung „egal“ geht, dann ist es Christian Lindner, dem Direktkandidaten der FDP. Lindner ist der Spitzenkandidat der FDP auf Bundesebene. Zugeschaltet aus der Küche seiner Wohnung in Berlin sagt er es so: „Mein Wahlkreis ist die Bundesrepublik Deutschland“. Seine Partei bewegt sich in der Todeszone – mal knapp über fünf Prozent, mal knapp darunter. Das ist das Thema, das Lindner beherrscht. Oder anders gesagt: Für ihn geht es um alles.
Lindner war es, der die Freien Demokraten 2017 zurück in den Bundestag führte. Er ist in seiner Partei unantastbar, der Wahlkampf auf ihn zugeschnitten. Auf Großplakaten und in ganzseitigen Zeitungsanzeigen prangt sein Gesicht. Nicht nur in Rhein-Berg, sondern eben in der ganzen Republik. Lindner hat diesen Grad des Berufspolitikers erreicht, bei dem zu jeder Tageszeit seine Politikthesen abspult werden können. Und das auch, wo ihm persönlich der Wind ins Gesicht weht, nein, mit Orkanstärke bläst.
Das Ende der Ampel wird Lindner persönlich angelastet
Das Ende der Ampel, die Art und Weise, wie es zu dem Bruch kam, wurde und wird ihm ganz persönlich angelastet. Der Spiegel titelte über Lindner „Der Täuscher“. Andere Medien waren da noch direkter und nannten Lindner einen „Lügner“. Der Vorwurf, das Ende der Ampel planmäßig herbeigeführt zu haben, begleitet Lindner und die ganze FDP.
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Lindner wischt das alles beiseite, greift den Kanzler und Teile der Medien an. Entscheidend sei, dass Deutschland wieder auf Kurs gebracht werden müsse. Bürokratieabbau, weniger Staat, eine Wirtschaft, die wieder wachse - das alles sei mit der Ampel nicht zu machen gewesen. Und natürlich Schluss mit der Politik auf Pump. In der Frage der Migration stimmte die FDP den CDU-Anträgen zu, war also aktiv daran beteiligt, die Brandmauer zur AfD einzureißen. Später scheiterte der CDU-Gesetzesantrag, auch weil etliche FDP-Abgeordnete nicht mitstimmten.
Ich würde gerne mit Caroline Bosbach essen gehen
Auf die Frage, mit welchen Bundestagsdirektkandidaten aus Rhein-Berg er gerne zu Abend essen würde, antwortet Lindner im Podcast wie aus der Pistole geschossen „Caroline Bosbach“. Das Thema des Abends wäre auch klar. Er würde mit ihr darüber sprechen, dass nur eine Koalition aus CDU und FDP die nötige Wende für Deutschland bringen könnte. Das ist Lindners Kalkül, er fischt im Wählerpotential der CDU, ohne das Wort „Zweitstimmen-Kampagne“ in den Mund zu nehmen. Aber es sollte eben jedem Wähler klar sein, dass ohne die FDP im Bundestag weiter Stillstand geben werde. Dabei kann Lindner allerdings auch keine Antwort herbeizaubern, wie denn eine Mehrheit mit der CDU rein rechnerisch möglich sein soll. Die CDU liegt bei konstant 30 Prozent, die FDP im besten Fall bei 5 Prozent - eine Mehrheit sieht anders aus.
Merz hat seine Partei deutlich nach rechts und ins wirtschaftsliberale Lager geschoben. Da bleibt für die FDP wenig Platz. Die Bauchschmerzen innerhalb der FDP über die Nähe zur CDU sind bei einigen in der FDP von Rhein-Berg zu spüren. Aber was wäre die FDP denn ohne ihr Zugpferd Lindner? Zwei Wahlkampfauftritte hat es von Lindner in Rhein-Berg gegeben. Einen in Leichlingen, einen in Rösrath. Die Frage nach dem persönlichen Engagement für den Wahlkreis klingt bei Lindner fast komisch. Jeder weiß ja, um was es dem Mann wirklich geht.
Auch der öffentliche Nahverkehr muss sich rechnen
Dabei kennt sich der geborene Wermelkirchener im Kreis gut aus. Bis 2013 war Lindner Kreisvorsitzender. Und es fällt ihm spielend leicht, das FDP-Bundesprogramm regional herunterzubrechen. Handerwerker aus Rösrath beklagten sich bei ihm über das Bürokratiemonster, in der Mobilitätsdebatte werde das Auto verteufelt. Aber ohne Auto gehe es im Rheinisch-Bergischen Kreis in vielen ländlichen Kommunen nicht. Und die Angebote des öffentlichen Nahverkehrs müssten auch finanzierbar sein. Lindner kennt eben auch Busse, die leer durchs schöne Bergische fahren.
Die Frage, ob er sich vorstellen könne, eines Tages - zum Beispiel nach dem Nicht-Einzug seiner Partei in den Bundestag - wieder zurück ins Bergische zu ziehen, kommt für ihn ganz offensichtlich aus dem Nichts. „Darüber habe ich wirklich überhaupt nicht nachgedacht.“ Und so schnell und klar diese Frage beantwortet wird, ist klar, dass der Rückzug in den Rheinisch-Bergischen Kreis für ihn vollkommen ausgeschlossen ist.
Lindner ist erst 46 Jahre alt. Ist ein Leben ohne Politik für ihn vorstellbar? Lindner sagt ja, sagt aber nicht wie. Horst Seehofer, der CSU-Politiker, hat gesagt, dass die Politik wie eine Droge wirke und abhängig mache. „Nein, Politik ist für mich keine Droge“, sagt Lindner. Im 15-Minuten-Takt sei sein Leben als Bundesfinanzminister getaktet gewesen. Jetzt sei es ein 30-Minuten-Takt. Das alles hört sich aus Lindners Mund nicht nach Stress, Belastung oder großer Verantwortung an - es klingt, ja wirklich, nach Spaß.
Zeit für eine Familie, ist bei dem Pensum schwer vorstellbar. Aber drei Tage nach dem Ende der Ampel verkündete Lindner und seine Ehefrau Franca Lehfeldt, dass sie Eltern werden. Und bei Christian Lindner gibt es nichts Privates mehr. Gala und Bunte kümmern sich um das Paar. Die Hochzeit fand übrigens auf Sylt statt, Wermelskirchen wäre auch irgendwie komisch gewesen.