Birgit Braun, Inhaberin des Edeka-Marktes in Lindlar-Schmitzhöhe, hat sich bewusst gegen den Verkauf von Feuerwerk entschieden.
Ein Zeichen setzenLindlarer Supermarkt boykottiert Feuerwerk – aus diesen Gründen
Eine ungewöhnliche Entscheidung hat Birgit Braun vom Edeka-Markt in Lindlar-Schmitzhöhe getroffen. Sie wird in diesem Jahr kein Feuerwerk verkaufen. Ihre Gründe für die Entscheidung sind vielfältig und teils sehr persönlich. Der Entschluss sei spontan an Weihnachten gefallen, da lagen die Feuerwerksbatterien schon verkaufsbereit im Keller, erzählt sie. Jetzt gebe es kein Zurück mehr und letztendlich sei sie froh darüber.
Braun hat selbst zwei Hunde, die Angst vor der Knallerei haben. „Und die sind nicht nur an Silvester gestresst, sondern auch in den Tagen davor. Denn ab dem Zeitpunkt, an dem die Feuerwerkskörper verkauft werden dürfen, beginnt die Knallerei ja und damit der Stress für die Tiere. Die zittern am ganzen Körper.“ Mit ihren Hunden ist sie oft im Wald unterwegs. „Die Tiere in der Natur schrecken auch jedes Mal auf, und die beruhigt dann keiner“, erzählt sie weiter. „In den letzten Jahren hatten wir ein Verkaufsverbot für Feuerwerk, die Ruhe hat mir gerade mit Blick auf die Tiere eigentlich ganz gut gefallen.“
Entscheidung gegen Feuerwerk bringt weitreichende Folge für Unternehmen
Für sie als Unternehmerin bringe die Entscheidung weitreichende Folgen. Neben dem entgangenen Verkaufserlös für Böller und Raketen weiß sie, dass die Kunden unter Umständen zu anderen Märkten fahren und dann auch andere Waren dort kaufen. Die Böller kann sie nach Neujahr zwar zurückschicken. Doch der Versand als Gefahrgut bringe Extrakosten mit sich, und auch die Rückerstattung erfolge mit Abzügen. Doch all das sei es ihr wert. Manchmal hat Birgit Braun ein wenig Angst vor ihrer Entscheidung. Doch die Rückmeldung der Kunden mache ihr Mut, denn viele würden ihre Ansichten teilen und den Entschluss begrüßen.
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Obwohl die Ladeninhaberin auf Einnahmen verzichten muss, hat sie Futter an das Tierheim in Wipperfürth gespendet, um ein Zeichen zu setzen. Und sie bittet ihre Kunden, das Gleiche zu tun. „Ich merke, wie vielen Kunden die steigenden Lebensmittelpreise zu schaffen machen, und dann wird auf der anderen Seite so viel Geld sinnlos in den Himmel geballert. Das kann man besser einsetzen.“
Ob sie auch in den nächsten Jahren auf den Verkauf von Feuerwerk verzichten wird, kann sie aus unternehmerischer Sicht heute noch nicht sicher sagen. Doch ihr Herz spricht eindeutig: „Am liebsten ja!“
Andreas Grüßmann ist Inhaber des Frischemarkts Großmann in Wiehl-Drabenderhöhe. Auch bei ihm gibt es keine Raketen. „Überall auf der Welt wird herumgeballert, da finde ich Feuerwerk nicht mehr zeitgemäß“, sagt er. Dazu kämen noch hohe Auflagen, die vorschreiben, dass Feuerwerk in einem separaten Raum gelagert werden muss.
Bei der Petz-Rewe-Gruppe, die in Oberberg in Wipperfürth, Lindlar, Morsbach, Wiehl und Waldbröl Supermärkte betreibt, wird dagegen in allen Märkten Feuerwerk verkauft, vom 28. bis zum 31. Dezember. „Inwieweit das bevorratete Angebot nachgefragt wird, entscheiden letztlich immer die Kundinnen und Kunden“, sagt Geschäftsführerin Maike Sanktjohanser. So sieht es auch Hendrik Pilatzki, Inhaber des Hit-Markts in Marienheide – auch dort wird Feuerwerk verkauft: „Generell sollte der Verbraucher entscheiden und der Handel ihn nicht bevormunden.“
Feuerwerk-Outlet in Wipperfürth
Pyrotechniker Ingo Zobel ist Experte für Raketen und Böller. In seinem Feuerwerk-Outlet in Wipperfürth-Lamsfuß betreibt er zum Jahresende einen Direktverkauf. Zu Silvester 2020 und 2021 war der Verkauf von Feuerwerk verboten, aufgrund von Corona. „2022 haben uns die Leute dann praktisch leer gekauft“, berichtet Zobel, nach zwei Jahren habe es einen riesigen Nachholbedarf gegeben.
Dieses Jahr normalisiere sich das Geschäft wieder, sagt der 53-Jährige. Raketen seien verstärkt gefragt, ebenso farbenreines Feuerwerk. Raketen, Batterien und Böller sind 2023 teurer geworden, „das liegt auch an den verschärften Sicherheitsauflagen“, erklärt der Pyrotechniker. So müssten Autos, die für Gefahrentransporte genutzt werden, mittlerweile jedes Jahr zum Tüv.
Was die immer lautstärkere Kritik am Silvesterfeuerwerk angeht, hat Zobel eine klare Meinung. „Vielen, die Feuerwerk kritisieren, fehlt es an Sachkenntnis“, bemängelt er. Es stimme zwar, dass das Silvesterfeuerwerk für eine zusätzliche Belastung mit Feinstaub sorge. „Aber die Feinstaubmenge, die auf Feuerwerk zurückzuführen ist, ist im Verhältnis winzig klein.“