Die Spuren der Flut sind im Brauhaus in Kreuzweingarten noch unübersehbar. Wenn alles läuft wie geplant, soll dort ab Ende 2023 wieder gefeiert werden. Johannes Bernd Moers und Tanja Milden werden das Haus betreiben.
Nach der FlutEine Zukunft für das Kreuzweingartener Brauhaus
In die Fassade des Brauhauses in Kreuzweingarten ist in etwa einem Meter Höhe ein Stein eingearbeitet: „Hier stand Wasser. 2. Mai 1818.“ Mit Bleistift ist der Wasserstand vom 14. Juli 2021 auf den weißen Putz gemalt – etwa eineinhalb Meter oberhalb der historischen Marke.
Auf den ersten Blick ist der dicke Bleistiftstrich das einzige, was am Brauhaus an die Flutkatastrophe erinnert. Doch sobald man eine Tür öffnet, ist er wieder da: der muffige Geruch. Das Brauhaus gleicht einer einzigen großen Baustelle. In der Küche hängen Kabel von der Decke, im Saal ist der Holzboden der Empore entfernt – dass der Putz abgeschlagen und Wände entkernt sind, gehört auch 16 Monate nach dem Hochwasser zum gewohnten Anblick.
Konzerte, Lesungen und Hochzeiten
Läuft alles nach Plan, wird das Brauhaus an der L194 in ziemlich genau einem Jahr wiederöffnet. „Dafür muss alles ziemlich perfekt laufen“, sagt Johannes Bernd Moers. Der Kuchenheimer hat mit seiner Kirchheimer Lebensgefährtin Tanja Milden das Brauhaus gepachtet. „Wir lassen unseren Traum wahr werden“, sagt Moers: „Wir werden das Brauhaus wieder zu dem machen, was es war: eine Begegnungsstätte.“
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Dafür hat er mit seiner Partnerin ganz konkrete Pläne: Der Saal soll eine Art Kulturzentrum werden. Moers, der selbst leidenschaftlicher Musiker ist, will Konzerte oder Lesungen etablieren. Der Saal mit seiner Bühne sei dafür ideal – auch mit seinem Platz für etwa 300 Gäste. „Etwas in dieser Größe gibt es in der Region ja kaum noch. Vor allem mit einem solchen Ambiente“, sagt er und lässt den Blick über den Parkettboden zum riesigen Kronleuchter an der Decke schweifen.
Doch es soll nicht nur Kultur in dem alten Saal geben. Dafür werde ich schon sorgen, sagt Milden augenzwinkernd: „Der Saal ist ideal für Hochzeitsgesellschaften.“ Entsprechend seien Hochzeiten ein wichtiger Teil des Konzepts des neuen Brauhauses. Auch für solche Anlässe soll in ferner Zukunft auch wieder Bier in Kreuzweingarten gebraut werden. „Uns schwebt vor, zu besonderen Anlässen spezielles Bier zu brauen“, so Moers.
Damit sich die Braut im Vorfeld ihrer Hochzeit um nicht viel kümmern muss, soll es auch ein Brautzimmer im ersten Stock des eigentlichen Brauhauses geben. Zehn Gästezimmer gibt es dort – aktuell allesamt individuell eingerichtet und ausgestattet. Das soll laut der neuen Pächter auch so bleiben. Und die Übernachtungsmöglichkeiten seien für eine Hochzeitsgesellschaft ja auch vielleicht interessant, sagt Moers lachend.
Doch bevor es soweit ist, wartet noch viel Arbeit auf die neuen Pächter. Aus dem Kriechkeller sind in den vergangenen Wochen sämtliche elektrische Leitungen hochgelegt worden, damit bei einem möglichen abermaligen Hochwasser nicht wieder die komplette Technik in Mitleidenschaft gezogen wird.
Gutbürgerliche Küche
Der Speisesaal gleicht aktuell einer Abstellkammer. Alles, was die Flut überstanden hat, ist dort untergestellt. Gedanken über die Zukunft haben sich Moers und Milden auch diesbezüglich schon gemacht. Gekocht werden soll nach gutbürgerlicher Küche. Frisch, mit Zutaten aus der Region. Man sei bereits in Gesprächen mit Personal und auch einem Koch. „Die Zeiten, um Personal für die Gastro zu bekommen, sind nicht einfach. Aber wir haben ja Zeit“, sagt Milden, die aktuell noch in der Pflege tätig ist, den Beruf aber aufgeben möchte, sobald das Brauhaus saniert ist.
Bei der Sanierung wolle man auf Unternehmen aus der Region setzen. Finanziert wird das Projekt laut Moers von einem befreundeten Investor. Der übernehme sämtliche Kosten. Erst nach Fertigstellung greife der unterschriebene Pachtvertrag. „Wir haben alle drei einfach Bock auf das Projekt“, so Moers.
Alter Schießstand und Bunker
Hinter dem Brauhaus steht ein ehemaliger Schießstand der Schützen aus Kreuzweingarten. Genutzt worden ist der schon seit vielen Jahren nicht mehr. Das Areal erinnert eher an einen Lost Place. Der neue Pächter des Brauhauses, Johannes Bernd Moers, möchte den Schießstand komplett umgestalten und ihn dann in das Konzept Brauhaus integrieren.
Im Berg hinter dem Brauhaus gibt es laut dem Kuchenheimer auch noch einen Bunker. Damit künftig die Gäste nicht über den schmalen Bürgersteig gehen müssen, will der gelernte Metallbauer über den Mersbach eine Brücke errichten. Gäste könnten dann einfach vom Parkplatz in den Biergarten gelangen.
Die Erft-Madonna kehrt zurück
Nur wenige Meter vom Brauhaus entfernt stand die Erft-Madonna, die bei der Flut weggespült worden war. Sie kehrt nun zurück.
Die Figur wurde einige Tage nach dem Hochwasser auf einer Wiese zwischen Rheder und Kreuzweingarten gefunden. Am 8. Dezember ab 17.30 Uhr soll die Madonna nun feierlich an die Erftbrücke zurückkehren.