Als Regenbogenstadt hat Köln einiges für die LGBTQ+-Community zu bieten. Drei Kölnerinnen und Kölner erzählen, wo sich queere Menschen treffen.
Nicht nur zum CSDAn diesen Orten trifft sich die queere Community in Köln
Köln ist seit 2015 offizielle Regenbogenstadt und auch darüber hinaus eine queere Metropole. So hat die Stadt am Dom einiges zu bieten, um sich zu treffen, auszugehen und zu feiern. Man muss nur wissen wo. Drei Kölnerinnen und Kölner aus der Szene erzählen dieser Zeitung, wo es besonders Spaß macht, queer zu sein und wo die LGBTQ+-Community sich vor allem sicher fühlen kann – und das nicht nur zum CSD-Wochenende in Köln.
Bars/Kneipen
Schaafenstraße
Die Schaafenstraße ist erste Anlaufstelle für queere Menschen. Es gibt entspannte Kneipen, laute Bars und etliche Tanzflächen. Allgemein ist der Bereich eher schwul geprägt, aber einige Bars bieten auch dem Rest des Regenbogens etwas. „Die Mumu ist eine absolute Instanz seit 2008“, so Dragqueen Cassy Carrington, die damals das Logo entworfen hat. Die Bar hat (fast) keine Ruhetage, dienstags Karaoke-Abende und lockt ein gemischtes Publikum an.
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Carina Hämmerle war früher oft im Iron, in dem alle willkommen sind. Die Cocktail-Lounge bietet ausgefallene Drinks und eine Tanzfläche für Partys. DJ Ina Wolf geht außerdem gerne ins Schampanja. Nicht nur, weil es lesbenfreundlich und 80er-Wave-Musik spielt, sondern auch günstig ist.
Weitere Bars des Bermuda-Dreiecks: Exile, Schaafenstraße 61A, 50676 Köln | Excorner, Schaafenstraße 57-59, 50676 Köln | Im Leuchtturm, Mauritiussteinweg 70, 50676 Köln | Kinkz, Balduinstraße 20, 50676 Köln | Nachteule, Am Rinkenpfuhl 51, 50676 Köln
BOIze.bar
„Die BOIze.bar hat die Innenstadt queer gemacht“, sagt Hämmerle. Zentral auf der Friesenstraße zwischen beliebten Kölner Kneipen gelegen, sticht die Bar heraus – alleine wegen der Traube an FLINTA, also Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen, die sich am Wochenende vor der Tür bildet. In der Bar sind weniger Männer, sie hat eine gute Türpolitik und ist so einer der wenigen Orte, an denen sich die Zielgruppe relativ sicher fühlen kann, so Ina Wolf.
Unter der Woche lassen sich entspannt ein paar Kölsch oder Cocktails trinken, am Wochenende wird unten die Tanzfläche eröffnet. Zu besonderen Anlässen werden auch Screenings veranstaltet, zum Beispiel von der queeren Datingshow Princess Charming. Neuerdings gibt es eine Ü30-Party. Sonst kommen eher jüngere Leute.
BOIze.bar, Friesenstraße 43, 50670 Köln, Mi-Do 19-1 Uhr, Fr 20-4 Uhr, Sa 20-5 Uhr
Cafés
Anyway Café
Als Jugendzentrum mit Zweitsitz in Mülheim, ist das anyway ein Treffpunkt für junge queere Menschen – auch um Hilfe und Beratung zu bekommen. So dürfen nur Leute zwischen 14 und 27 rein, um für so viel Sicherheit wie möglich zu sorgen. Das Herzstück bildet das kleine Café mit Kicker, Pride-Flaggen und Bartresen.
„Es ist ein super Ort, wenn man neu in der Stadt oder der Szene ist“, meint Carina Hämmerle, „auch um Leute kennenzulernen“. Die Tage stehen unter verschiedenen Mottos. So ist beispielsweise mittwochs „LES*quisit“ und donnerstags „BOYlicious“. Allgemein ist das anyway ein Ort zum „Abhängen“, beschreibt es die Kölner Influencerin, es werden aber auch Partys veranstaltet.
anyway, Kamekestraße 14, 50672 Köln, Di 17-22 Uhr, Mi-Do 17-23 Uhr, Fr 18-0 Uhr
Café Konditorei Wahlen
Mit alten Möbeln, Blümchentapete und Kronleuchtern an Wand und Decke, ist das Café Wahlen ein Oma-Café im buchstäblichen Sinne. Irgendwie, irgendwann haben es die queeren Menschen erobert, erzählt Cassy Carrington. „Ich glaube, von diesem Charme fühlen sich vor allem Schwule irgendwie angezogen“, so die Dragqueen.
Das Café ist kein klassisch queerer Ort, aber ein unausgesprochener Treffpunkt der Szene geworden, an dem alle möglichen Menschen leckere Konditorei-Torten genießen. Und wie es sich für ein Café von 1911 gehört, kann nur mit Bargeld bezahlt werden.
Café Konditorei Wahlen, Hohenstaufenring 64, 50674 Köln, Di-So 11-18 Uhr
Kaffeehaus Treibgut
Auch das Kaffeehaus Treibgut ist kein explizit queeres Café. Es ist gemütlich, jung, hip, voller Pflanzen sowie Vintage-Möbel und hat eine Toilette extra für FLINTA-Personen. „Dadurch weiß man einfach direkt, dass man sehr willkommen ist und gesehen wird“, sagt Hämmerle. So würden laut der 25-Jährigen automatisch queere Menschen dort zusammen finden, weil sie wissen, dass sie sicher sind. Als Spezialität bietet das Café Brotzeiten inspiriert von verschiedenen Orten auf der Welt. Außerdem gibt es natürlich Kaffee und Kuchen sowie jede Menge vegane Angebote.
Kaffeehaus Treibgut, Otto-Fischer-Straße 1, 50674 Köln, Di-Fr 11-21 Uhr, Sa 10-21 Uhr, So 10-19 Uhr
Clubs/Partys
Backstage Diaries im Artheater
Rein queere Clubs gibt es in Köln nicht mehr, es werden aber einige Veranstaltungen von, für und mit queeren Menschen angeboten. So die „Backstage Diaries“ im Artheater, einem allgemein queerfreundlichen Club. Auf drei Floors wird dann unterschiedliche Musik von diversen Menschen aufgelegt. „Es werden auch FLINTA-DJs gebucht, was ich total wichtig finde“, so Wolf, „Es muss eben auch das Line-up divers sein“. Immer wieder treten auch Dragqueens auf und im bunt gemischten Publikum kann man gut neue Menschen treffen, so Carina Hämmerle: „Da feiert nicht nur die typische queere Bubble“.
Artheater, Ehrenfeldgürtel 127, 50823 Köln, „Backstage Diaries“ jeden zweiten Samstag im Monat
The Shize-Party im Coco Schmitz
Sehr unregelmäßig, findet die „The Shize-Party“ statt. Auf wenig Fläche im Coco Schmitz wird dann zu Retro-Pop aus den 80ern und 90ern getanzt. „Das ist echt für Leute, die diese Musik lieben“, erzählt Cassy Carrington. Zielgruppe seien vor allem schwule Männer, aber alle sind willkommen.
Coco Schmitz ist der kleine Club im Keller des Salons Schmitz, den man mieten kann. Das tun die Veranstalter der Shize-Party und kündigen das meist eher kurzfristig auf Social Media an. „Wer hin möchte, muss also aufmerksam sein, aber das ist dadurch auch ein kleiner Geheimtipp“, so Carrington.
Coco Schmitz im Salon Schmitz, Aachener Str. 28, 50674 Köln, The Shize-Partys werden auf Instagram @the_shize angekündigt
Tea Dance Sunday Vibes im Quater 1
Ein Tea Dance ist ein kleiner Hausball, der nachmittags, zur Tea Time eben, stattfindet. Die Tradition stammt aus England und ist mittlerweile etwas sehr Queeres geworden, so Ina Wolf. Im Quater 1 findet jeden dritten Sonntag im Monat ein Tea Dance statt. „Das finde ich total catchy“, sagt Wolf, „Dann trifft man sich nachmittags mit Freundinnen und Freunden, trinkt Kaffee, isst Kuchen und tanzt zu guter House Musik“.
Im Quater 1 finden verschiedene queere Partys statt. Neben Partys zum CSD oder für Studierende, veranstaltet der Club in der Innenstadt auch solche mit klingenden Namen wie Gayoween und Maydance.
Quater 1, Quatermarkt 1, 50667 Köln, Queerer Teadance Sunday Vibes jeden dritten Sonntag im Monat
Kultur und Co.
[ku:]
Das [ku:] ist ein Kollektiv und ein Raum für queerfeministische Dominanz und liegt etwas versteckt südlich vom Stollwerck. Es soll ein Raum sein, an dem queerer Alltag stattfinden kann, an dem Leute sich mit Ideen austoben und sich wohlfühlen. So ist er mit Sofas ausgestattet und gemütlich eingerichtet.
„Sie veranstalten für ganz unterschiedliche Zielgruppen entspannte Bar-Abende oder Filmvorstellungen“, sagt Ina Wolf, „Dann kann man auch gut Leute kennenlernen“. Immer wieder werden dort auch Tee-Nachmittage für bi- und pansexuelle Menschen veranstaltet, eine Zielgruppe, die auch häufig innerhalb der Community nicht ihren Raum bekommt.
[ku:], Bayenstraße 11, 50678 Köln, Veranstaltungen werden über Instagram @ku_koeln angekündigt
Gay-Hügel am Aachener Weiher
Der Aachener Weiher ist allgemein ein beliebtes Freizeitziel zum Spazieren gehen oder zum Abhängen in Köln. Nachts gilt er als Cruising-Ort für schwule Männer, doch auch tagsüber, gerade im Sommer, nehmen queere Menschen einen Teil für sich ein, so Cassy Carrington.
„Wenn man am Weiher selbst über den Hügel geht und dann nach links, finden sich queere Menschen zusammen – ganz unabgesprochen“, erklärt sie. Deshalb wird die Stelle gerne „Gay-Hügel“ genannt, entsprechend seien hauptsächlich schwule Männer dort, die auf der Wiese liegen und sich entspannen, picknicken und quatschen.
Aachener Weiher, 50674 Köln, am Weiher über den Hügel und dann nach links
Rubicon
Das Rubicon ist in erster Form eine Beratungsstelle, für junge queere Erwachsene, hat aber auch Angebote für jegliche andere Zielgruppen. Zum Beispiel bietet das Netzwerk mittlerweile eine Anlaufstelle für junge trans Menschen ab 14, die mit ihren Eltern kommen können.
Darüber hinaus plant das Rubicon aber auch alle möglichen Veranstaltungen, wie beispielsweise Schwimmkurse oder Krabbelgruppen für queere Menschen und Familien. „Sie veranstalten auch im Bürgerzentrum Ehrenfeld einen lesbischen Stammtisch“, berichtet Carina Hämmerle, „das ist natürlich auch cool, um Leute kennenzulernen“.
Rubicon, Rubensstraße 8-10, 50676 Köln, Mo + Mi-Fr 10-12, Mo-Do 14-18 Uhr und angekündigte Veranstaltungen