Köln – Wenn auf der Toilette die Wände flächendeckend mit Weinkorken beklebt sind, dann kann man nicht völlig am falschen Ort sein. Auch im auf biedere Art modern eingerichteten Gastraum gibt es vinophile Akzente: In Form der Kristalllüster, die sich als lauter umgedrehte Weingläser entpuppen. Es geht also um Wein in diesem Restaurant, das erst im September eröffnete, nachdem zuvor mehrere Versuche in diesem schön gelegenen Eckhaus im Agnesviertel gescheitert waren. Und um was für Wein! Hier gibt es einen 2001er Chianti Classico Riserva von Antinori oder einen 1999er Tignanello, ja sogar einen der zurzeit extrem hippen Orange-Wines glasweise.
Normalerweise finden sich solch teure, gereifte und seltene Tropfen so gut wie nie im offenen Ausschank. Das Geheimnis heißt: Enomatic. Bei diesem automatischen Ausschanksystem wird der Sauerstoffkontakt der geöffneten Flaschen dank Stickstoff massiv verringert, so dass sie bedeutend länger frisch bleiben, auch wenn die Flasche schon fast leer ist. Gleich drei solcher Apparate stehen im „Wein & Dine“.
Gambas / Jaipurcurry / Belugalinsen // 11,90 Euro
Feldsalat / Geflügelleber / Calvados-Apfeljus // 9,50 Euro
Kalbsfilet / Pistaziendecke / Pommery-Dijonsenf // 26,50 Euro
Sweet Sushi / Wasabi Parfait / Teriyakischokopaste//10,90 Euro
“Dunkle Sünde“ Mousse au Chocolat / Schoko-Walnuss-Brownie / Rumtrüffel // 8,90 Euro
3 Gänge nach Wahl // 35,90 Euror
Die ausgeschenkten Tropfen wechseln ständig, was den erneuten Besuch für Weinfreunde interessant macht – wie auch die faire Preisgestaltung. Neben diesen Preziosen gibt es viele andere offene Weine von guten Erzeugern, und der Schwerpunkt ist nicht wie üblich „Deutschland und ein bisschen was dabei“, sondern gilt den klassischen Weinregionen Europas.
Warum ich in einer Restaurantkritik so lange über Wein schreibe? Weil er der Hauptgrund ist, hierher zu kommen. Man kann ihn vorne an der Bar trinken und dazu einen kleinen Pulposalat oder Gambas bestellen („Komparsen“ heißen diese Kleinigkeiten dort). Wer möchte, bekommt auch mehr zu essen, wobei der Preisunterschied zwischen Drei-Gang-Menü und à la carte enorm ist – obwohl man sich ersteres aus letzterem zusammenstellt. Also ab ins Menü! Zu diesem werden zwei korrespondierende Weinbegleitungen angeboten, für 13 oder 19 Euro. Die Küche ist deutsch-mediterran-asiatisch, wobei der Feldsalat mit Geflügelleber schwerfällig ausfällt, der Jaipurcurry bei den Gambas blass und beim Kalbsfilet „mit Pistaziendecke“ (eher Pistazien-Sprenksel) Trüffelöl eingesetzt wird. Ein Produkt, das diesen Namen nicht verdient (denn es enthält zumeist keine Trüffel) und einen penetranten Geschmack aufweist. Pfiffig dagegen das süße Sushi, bei dem Süße und Schärfe fein miteinander spielen.
Fazit: Was offene Weine angeht, ist dies eine der allerersten Adressen Kölns, beim Essen darf dagegen gerne noch nachgebessert werden. Aber das Restaurant ist ja noch jung und der Elan zumindest beim Service deutlich spürbar.
Wein & Dine – Weinbar & RestaurantWeißenburgstraße 32, 50670 Köln02 21/91391875, täglich 11 – 23 Uhrwww.wein-dine.de