Meersalz – der Name klingt vielversprechend, poetisch und gut gewürzt. Das Logo ist modern, ohne kühl zu sein. Dazu gibt es ein Konzept, das ein „nicht alltägliches Tapas-Restaurant“ verspricht. Kein Wunder, dass ich mich auf die Testbesuche gefreut habe. Überzeugen konnte mich das Angebot dann allerdings nicht. Einige Gerichte waren von ordentlicher Qualität: die knusprig gebratenen Boquerones (Sardellen), Tomatenscheiben mit Anchovis, das frisch zubereitete mediterrane Gemüse (auch wenn die Würzung bis auf Petersilie wenig Akzente bot) oder die Polpette Sarde (Fleischbällchen) – wobei sie zum Teil leider noch kalt waren.
Bei vielen weiteren Angeboten kann die Küche allerdings noch stärker nachlegen. Die Spinatsuppe schmeckte dünn und im Nachhall zu scharf, beim Balsamico-Linsensalat mit Spinat und Ricotta war der Ricotta-Käse belanglos, beim andalusischen Sherryhuhn wurde am Sherry gespart, die Patatas Bravas (Kartoffeln) waren nicht frittiert, die Rindfleischspieße zäh. Die Gambas waren arm an Geschmack und gingen mit den trockenen Chiliflocken und den Knoblauchzehen zudem keine Einheit ein. Der Apple Crumble schließlich schmeckte unangenehm fettig.
Boquerones / gebraten // 4,40 Euro
Rinderspieß / mit Paprika-Chili-Rauch- Dip // 6,90 Euro
Polpette Sarde // 4,80 Euro
Andalusisches Sherry-Huhn // 5,60 Euro
Mediterranes Gemüse // 4,50 Euro
Apfel Crumble // 3,90 Euro
Spinatsuppe / Schafskäse // 4,50 Euro
Loup de Mer / aus dem Ofen/ Rosmarinkartoffeln / Spinat // 14,90 Euro
Außer 19 verschiedenen Tapas auf einer recht abgenutzten Karte präsentiert das „Meersalz“ täglich auch zwei bis drei Tagesgerichte auf einer Schiefertafel. Vielleicht war es bloß Zufall, dass sie bei jedem meiner Besuche dieselben waren.Ein kleiner kulinarischer Höhepunkt kam dann aber doch noch auf den Tisch: Der im Ganzen auf den Punkt gebratene Loup de Mer, ganz schlicht, mit Betonung auf dem Eigengeschmack.
Zwar wirbt die Karte mit „hervorragenden deutschen und internationalen Weinen“. Dann werden aber gerade einmal zehn Flaschenweine angeboten und fünf offene, bei denen kein Jahrgang und bei den meisten nicht einmal das Weingut genannt werden. Weißburgunder wie Tempranillo schmeckten gleichermaßen weich und süß. Deshalb bestellte ich zum Loup lieber ein San Miguel vom Fass.
Die Bedienungen sind freundlich und duzen jeden sofort, manchmal könnten sie aufmerksamer sein. Eilig sollten es Besucher des „Meersalz“ auch nicht haben. Bis die Tapas kommen, kann schon mal eine unangenehm lange Dreiviertelstunde vergehen. Aber wer die Wartezeit an einem der schönen Tische vor dem Restaurant im Agnesviertel – mit Blick auf städtisches Grün – verbringt und einen langen Arbeitstag ausklingen lässt, der mag sich darüber vielleicht gar nicht aufregen.
Fazit: Leider ist der Name das Schönste an diesem Tapas-Restaurant.
„Meersalz“, Balthasarstr. 1, 50670 Köln, 0221/92291761, Mo-Sa 18 Uhr bis 24 Uhrwww.meersalz-koeln.de