Köln – Er war auf dem Sprung, hatte „fast schon die Koffer gepackt“ und die Flugtickets für Gran Canaria in der Tasche. Dann kam die Pandemie und stellte auch das Leben von Frank Wegener auf den Kopf. Seinen ursprünglichen Wunsch, mit 50 beruflich noch einmal etwas Neues zu beginnen, hat er dennoch realisiert. Nur eben etwas anders: nicht mit einem Lokal auf einer Kanarischen Insel, sondern an der Luxemburger Straße, wo er vor wenigen Tagen die Gaststätte „Dürr“ eröffnete.
Wegener ist im Veedel kein Unbekannter. Zunächst hat der gebürtige Sauerländer, der als junger Mann auf Lehramt studiert hat und dann den Nebenjob zum Hauptberuf machte, den „Höninger“ in Zollstock mit aufgebaut. Danach war er 23 Jahre in Alexander Maneks „Haus Unkelbach" tätig; erst als Köbes, danach elf Jahre als Betriebsleiter.
Jetzt, hinter dem Tresen des traditionellen Ecklokals Dürr freut er sich über seine Fan-Gruppe, die ihm auch deshalb gerne gefolgt ist, weil zwischen dem vorherigen und dem jetzigen Zapfhahn nur eine Straßenbahn-Haltestelle liegt.
Wegener sagt, er arbeite gerne mit Leuten aus dem Veedel. Allerdings ist ihm schon daran gelegen, die Dürr-Stammkundschaft ein wenig zu verjüngen, was aber nicht heißen soll, dass Hans und Leni Dürr, die im zweiten Stock wohnenden Hauseigentümer oder andere ältere Leute nicht gerne gesehen wären. Sie sind es dann sogar ganz besonders, wenn sie Wegeners (bisher heimliche) Leidenschaft für dunkle Biere teilen und sich ein leckeres Frankenheim Alt bestellen. Das gibt es – genauso wie die Hausmarke Gaffel – zum durchaus fairen Preis von 1,60 Euro.
Wegener, der sein neues Lokal liebevoll „Kaschemm“ nennt, hat den Stil der Eckkneipe beibehalten, das gesamte Holzmobiliar mit Leinöl bearbeitet und ihm damit neuen Glanz verliehen. Die einladende große Theke ist geblieben; genauso wie die alten bleiverglasten Fenster. Auch wenn sich der Wirt mehr jüngeres Publikum wünscht, wolle er sein Lokal nicht „auf Partyhölle für 20-Jährige“ trimmen, betont er.
Den Biergarten sichtbar aufgehübscht
Dem Biergarten hat der Gastronom bereits sichtbar zu mehr Lauschigkeit verholfen, bei der Gestaltung der Karte will er sich indessen Zeit lassen. Er lege Wert auf gute Qualität bei den Kleinigkeiten wie Frikadellen (2,50 Euro), Halven Hahn (5 Euro). Aber ihm ist auch klar, dass niemand Lust hat, täglich Riesenknacker mit Kartoffelsalat zu verspeisen, weshalb er das Speisenangebot definitiv noch erweitern werde. Anders als sein Vorgänger Roland Schwarz, den man vom „Birkebäumche" und aus dem „Keldenich" kennt, möchte Wegener den eigenen Worten nach „den Frühschoppen wieder salonfähig machen“ und seinen Gästen Samstags und Sonntags auch Frühstück bieten.