Im „Culinarius“ wird klassisch-italienisch gekocht. Das Lokal hat viele Stammgäste. Was macht es erfolgreich? Carsten Henn sucht nach Antworten.
Henns GeschmackssacheWie unser Gastrokritiker die Lindenthaler Institution „Culinarius“ bewertet
In einer losen Reihe besuche ich aktuell Kölns Traditions-Italiener – und da darf das „Culinarius“ auf der Dürener Straße natürlich nicht fehlen. „It’s bigger on the Inside“ lautet ein legendärer Satz aus der Fernsehserie Doctor Who, der auch hier zutrifft. Vor dem nicht besonders breiten Restaurant stehen ein paar Tische. Doch wer reingeht, durchquert – bis zum Ende – einen Raum, und noch einen, und noch einen, um irgendwann auf der überdachten Terrasse zu landen. Über 100 Plätze gibt es, überall hängen Schiefertafeln mit Tagesgerichten an den Wänden.
Auch Weinflaschen und -kisten gehören zum Interieur, einige in der Kühlung, darunter renommierte Tropfen wie Tignanello oder Solaia. Als ich nach einer Weinkarte frage, gibt es allerdings keine, ich solle einfach auf die Tafeln gucken. Also laufe ich nochmal durch die Räume – aber auf den Tafeln findet sich keiner der berühmten Weine, nur Einstiegsware.
Aber jetzt zum Essen: Risotto mit Ossobuco ist eine selten zu findende Kombination. Der Teller ist kalt, das Risotto heiß – kurz unter Lava. Leider hat es nur wenig Biss, das mittig hineingegebene Ossobuco dagegen zu viel – kurz vor zäh.
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Zu viel von allem auf der Pizza
Auf die Pizza – mit aus Italien importiertem Mehl und Mozzarella aus Kampanien zubereitet – ist man im „Culinarius“ besonders stolz. Ein Pizza-Spezialist aus Neapel schult nach eigenen Angaben die Pizzaioli mehrmals jährlich. Der Teig kann tatsächlich überzeugen, aber er scheint nach dem Motto „viel hilft viel“ belegt worden zu sein: zu viel Käse, zu viel Rucola, zu viel Salsiccia (besser wäre weniger von einer richtig guten gewesen), es fehlt die Balance zwischen den Zutaten.
Das teuerste Fischgericht ist „Wildfang Loup de Mer, Mangold-Gemüse piccante“. Saftig gelingt das Meerestier, kross auf der Haut gebraten, mit etwas knusprigem Kartoffelgras obenauf. „Piccante“ steht für würzig, was allerdings nicht eingelöst wird, und wie man es schafft, dass Gemüse (unter anderem Karotte, Bohnen, Blumenkohl) so geschmacklos schmeckt, wie auf dem kleinen Zusatz-Teller, ist mir ein Rätsel.
Beim Abräumen frage ich den Kellner danach, was die Spezialität des Hauses bei den Desserts ist. Er muss lange nachdenken. Wenn Zabaione auf der Karte steht, kommt das immer wie aus der Pistole geschossen. Aber es steht nicht auf der Karte. „Ist alles gut!“, lautet schließlich die Antwort. Das Tiramisu allerdings bietet kein charmantes Spiel zwischen Cremigkeit, Bitternoten vom Kaffee und Aromen von Marsala, sondern wirkt übermäßig süß, die Panna Cotta ist zu fest und schmeckt flach. Beim Abräumen wird eine Zabaione an einem anderen Tisch serviert. Muss ich nicht verstehen.
Warum also ist das „Culinarius“ erfolgreich? Zum einen sind die Portionen groß, zum anderen ist die Service-Brigade klasse. Wie die Kellner im größten Brass den Überblick behalten, die Speisen schnell und heiß servieren, sogar Zeit für einen kurzen Schnack oder einen Witz finden, das ist beeindruckend. Zudem ist das Restaurant sieben Tage die Woche von mittags bis ein Uhr früh geöffnet, Hunde dürfen mitgebracht werden. All das erklärt vermutlich die große Anzahl an Stammgästen, die hier eine kulinarische Heimat gefunden haben.
Culinarius, Dürener Straße 193-197, 50931 Köln, Tel. 0221-4061348, täglich 12-1 Uhr | www.culinarius-koeln.de
Fazit: Trubeliger Italiener, quasi immer offen, mit vielen Traditionsgerichten, kulinarisch allerdings sub-optimal. Bewertung: 2 von 6
Henns Auswahl
- Risotto mit Ossobuco 21,50 €
- Pizza Salsiccia / Rucola 17,50 €
- Wildfang Loup de Mer 37,50 €
- Tiramisu 8,50 €
- Panna Cotta 8,50 €