Tiny Houses werden immer beliebter. Als neues Eigenheim sind sie aber wohl nur für Wenige eine Alternative. Für einen Kurzurlaub eignen sie sich jedoch hervorragend.
Wir stellen elf besondere Mini-Häuschen vor, zu denen Sie nicht weit anreisen müssen.
Köln – Keine 15 Jahre hat es gedauert, dass Tiny Houses (auf deutsch: winzige Häuser) zum Sinnbild für Romantik, Nachhaltigkeit und Minimalismus wurden. Dabei ist ihr Ursprung das Gegenteil von romantisch, nämlich aus der puren Not heraus geboren. Viele Amerikaner waren nach der Finanzkrise von 2007 gezwungen, auf kleinere Häuser mit geringen Bau- und laufenden Kosten auszuweichen.
Die Klima- und Nachhaltigkeitsbewegung und das damit einhergehende Minimalismus-Postulat „Weniger ist mehr“ sorgte dafür, dass der Mini-Haus-Trend via Kanada und Australien vor wenigen Jahren auch Deutschland erreichte. Inzwischen erfüllen die zwischen 15 und 45 Quadratmeter kleinen Häuschen auch hierzulande viele Wünsche: Als Wohnsitz fürs Alter, mobiles Büro, Wochenendhaus für die Familie, Eigenheim für Singles und Paare oder als Ferienhaus. Womit wir auch schon beim Thema wären: Ob auf dem Campingplatz, in einer Ferienanlage, im Garten, am Strand oder See, es gibt viele wunderschöne Orte, an denen man in einem ungewöhnlichen Tiny House übernachten kann. Auch in unserer Region. Wir stellen elf Unterkünfte vor, die sich für einen originellen (Kurz-)Urlaub eignen, da sie maximal 250 Kilometer entfernt sind.
1. Haus am See: Tiny House in Niedeggen
Der Nationalpark Eifel hat nicht nur Wanderlustigen viel zu bieten, auch Wassersportler und all diejenigen, die sich nach einem Strandurlaub sehnen, zieht es an den im Nationalpark gelegenen Rursee. Oberhalb des Stausees, ein paar Fußminuten entfernt, befindet sich das „Tinyhouse Rursee“, das Besitzer Ralf Steffens modern und sehr geschmackvoll eingerichtet hat. Für das Gefühl, auch im Inneren und bei jeder Wetterlage mitten in der Natur zu sein, sorgen die bodentiefen Fenster im Wohnbereich. Im Schlafzimmer und auf der Empore ist man dem Sternenhimmel ganz nah. Die Terrasse ist umgeben von einer großen Wiese, der Seeblick von dort wäre möglich, gäbe es nicht die großen Bäume! Viele Wanderwege starten direkt vor dem Mini-Haus, und der Strand ist wenige Gehminuten entfernt. Das Haus kann bis zu vier Personen beherbergen, da es zwei Schlafzimmer gibt.
Auf ihrem weitläufigen Gelände inmitten des Naturschutzgebiets Krummauel in Windeck-Schladern an der Sieg hat sich das Ehepaar Palm mit einem 26 Quadratmeter großen Baumhaus samt Bad und Küche und einem liebevoll renovierten Bauwagen einen Kindheitstraum verwirklicht, von dem seit ein paar Jahren auch Gäste profitieren. Der 17 Quadratmeter große Bauwagen diente einmal Jägern und Schäfern, ist inzwischen komfortabel aus- und umgebaut. Innen gibt es Bad, Küche und einen Kamin, draußen eine Veranda und eine Sauna. Beide Tiny Houses bieten einen traumhaften Blick auf die Burg Windeck. Der Wander- und Radwanderweg Natursteig Sieg liegt nur wenige Steinwürfe entfernt und in unmittelbarer Nähe gibt es den Siegwasserfall mit Badestellen.
Wo: Steiner Weg 5, 51570 Windeck-Schladern
Kosten: Schäferwagen: 79 Euro pro Nacht für bis zu zwei Personen, Baumhaus 119 Euro, jede weitere Person kostet 20 Euro pro Nacht. Kinder bis 14 Jahre zahlen 10 Euro, plus 39 Euro Endreinigung.
110 Kilometer von Köln entfernt liegt das Bilderbuch-Örtchen Pepinster inmitten der belgischen Wallonie, die mit ihrer hügeligen Landschaft und den Bruchstein-Häuschen an die Toskana erinnert. Dort hat die sympathische Mittfünzigerin Crissa Kaya einen Schäferwagen in eine schicke Unterkunft umgebaut und in ihre Hofeinfahrt gestellt. Nach und nach entstand dort das kleine Paradies namens „My romantic cabin in the garden“. Es gibt eine überdachte Lounge und einen mit buntem Sitzmobiliar bestückten Garten. Die Unterkunft eignet sich für unschinante (maximal zwei) Gäste, denn Bad und WC befinden sich im Wohnhaus der Belgierin. Auf Wunsch bereitet sie für 14 Euro ein ausgiebiges Bio-Frühstück zu. Pepinster ist ein idealer Ausgangspunkt für viele Wanderungen. Auch ein Muss: Ein Ausflug ins Hochmoor Hohes Venn.
Mitten auf einer Kuhweide des 300 Meter entfernten Bioland-Hofs steht der liebevoll restaurierte historische „Zirkuswagen unterm Sternenhimmel". Der angrenzende überdachte und verglaste Wintergarten verspricht romantische Abende, die Feuerstelle im Garten uriges Grillvergnügen. Bad und Küche sind im Wagen, die Zutaten für ein gesundes Abendessen gibt's im wenige hundert Meter entfernten Hofladen. Wer noch ursprünglicher Übernachten möchte, kann das in der benachbarten mongolischen Jurte tun. Das Bergische bietet jede Menge abwechslungsreiche Wanderstrecken, in Much gibt es unter anderem ein Kneipp-Park und ein Waldschwimmbad.
5. Luxusfracht-Feeling: Seecontainer in Köln-Niehl
Luxus-Camping in der Metropole, dafür gibt es viele mögliche Szenarien: ein Besuch, der sich ausgerechnet zu Messezeiten angekündigt hat – und alle Hotelbetten sind vergeben; die Sehnsucht danach, sich in der eigenen Stadt wie im Urlaub zu fühlen – aber in einem anderen Veedel; oder einfach nur für eine Nacht dem Alltag entfliehen – auf besondere Art und Weise. All das ermöglicht das Tiny House von Rene Duhan, das auf seinem Grundstück in Köln-Niehl steht (unweit des Hafens, versteht sich). 20 Fuß misst der Seecontainer, den Duhan mit Designer-Inventar aus der Region und allerhand Hightech ausstatten ließ und zu einer 16 Quadratmeter großen Unterkunft im Industrial-Stil umfunktionierte. Draußen gibt es eine Lounge aus Paletten, bald auch einen Grill. Die KVB-Haltestelle Sebastianstraße ist keine 300 Meter entfernt, auch das Rheinufer ist fußläufig zu erreichen.
Wo? Amsterdamer Str. 269 (Zugang über Königsberger Straße), 450937 Köln
Kosten: 100,33 Euro pro Nacht, 20 Euro Reinigungsgebühr
Zwischen Nimwegen und Venlo, in der Region Nord-Limburg und damit quasi direkt hinter der Grenze, liegt der Nationalpark De Maasduinen. Im längsten Binnendünengürtel der Niederlande gibt es verwunschene Wälder, wunderschöne Heideflächen, Moorlandschaften und Dünen – auch Galloway-Rinder und Kraniche sind dort zuhause. Im Nationalpark befindet sich der Europark Maasduinen, der verschiedene Tiny Houses zum Übernachten bietet. Zum Beispiel das „Tiny House 2“, ein 28 Quadratmeter kleines, gemütliches Chalet, inmitten der Natur, mit Platz für zwei Personen, einer Küche und einem Bad. Die vollmöblierte Terrasse grenzt an einen Gemeinschaftsinnenhof mit beheiztem Whirlpool. Im umliegenden Ferienpark gibt es ein Schwimmbad, ein Wellnesszentrum und ein Restaurant. Außerhalb den Nationalpark, die Shoppingstadt Roermond, und die Maas, auf der Bootsfahrten unternommen werden können.
In Hamm hat im vergangenen Jahr direkt am Datteln-Hamm-Kanal das erste Tiny-House-Hotel in NRW eröffnet: Pier9 bietet seinen Gästen zehn individuell gestaltete Tiny Houses (von Landhaus- bis Industrial-Stil) mit insgesamt 24 Betten . Im Haus „Rhein“ gibt es zum Beispiel einen eigenen Wellness-Bereich samt in den Boden eingelassener Badewanne. 23 Quadratmeter umfasst das größte Modell „Wupper“, im 18 Quadratmeter kleinen Haus „Ruhr“ kommen auf zwei Ebenen bis zu zwei Erwachsene und zwei Kinder unter. In allen zehn Tiny Houses gibt es eine Küche und ein Bad. Hamm hat übrigens mehr zu bieten als Raucherpausen für Bahnreisende, hier gibt es Schlösser, altes Bergbauerbe und Kultur zu entdecken, im nahe gelegenen Münsterland weite Parklandschaften, Schlösser und Burgen.
Ein romantischer Kurzurlaub zu zweit oder einfach nur eine Auszeit vom Alltag: Am Waldrand von Elpe im Sauerland lädt seit vergangenem Jahr ein Tiny House samt angrenzender Sauna im Holzfass zum Relaxen ein. „Klitzeklein“ heißt das 14 Quadratmeter-Häuschen, das alles bietet, was man für einen Aufenthalt zu maximal zweit braucht: Ein perfekt ausgestattete Küche, ein Doppelbett auf der Empore unter dem Dach, einen Holzofen und draußen: eine urige Veranda mit Blick auf den angrenzenden Wald – und, Highlight: die Sauna im Holzfass für die alleinige Nutzung. Wer nicht nur Abschalten möchte – im umliegenden Naturschutzgebiet gibt es viele Wanderwege.
Aus dem Bett heraus auf den Rhein blicken, im Restaurant schlemmen oder in der Bar einen Sundowner genießen: Die beiden Tiny Houses auf dem Campingplatz Wiesenhaus bei Köln-Poll liegen – eingebettet in ein Landschaftsschutzgebiet – unter alten Bäumen und bieten neben geruhsamen Auszeiten am Rhein einen idealen Startpunkt für Spaziergänge und Wanderungen in die Westhovener Aue oder Rad-Ausflüge in die Kölner City. Beide Tiny Houses haben einen Garten und eine Terrasse, eine Küchenzeile mit Kühlschrank und Kochfeld. Es gibt kein fließend Wasser, aber Wassertanks zum Spülen und Händewaschen, eine Trocken-Toilette und zum Duschen stehen die Sanitäranlagen des Campingplatzes bereit. Das größere Modell „Hausen“ bietet 18 Quadratmeter Wohnfläche mit einer zweiten Ebene samt Doppelbett und ist für zwei bis vier Personen ausgerichtet. Modell „Cube“ ist 12 Quadratmeter groß, für maximal zwei Erwachsene.
Wo? Weidenweg 100, 51105 Köln
Kosten? Hausen: 90 Euro pro Nacht für 2 Personen (jede weitere 15 Euro), Cube: 70 Euro, plus jeweils 50 Euro Endreinigung
Auf einer großen Wildblumenwiese hinter einem abgelegenen Bauernhof, in dem auch eine Keramikwerkstatt untergebracht ist, stehen Pferde, Enten, Hühner und zwei originelle Tiny Houses, die einmal ein Bauwagen waren und die Kathinka Luckmann und Gerd Lammers mit vorwiegend recycelten Materialen umgestaltet haben. In einem dritten Häuschen ist die ökologische Trockentrenn-Toilette untergebracht. Und wer es ganz „basic" liebt, kann in einem Tippi nächtigen. Im kleineren Haus kommen zwei Personen unter, draußen gibt es eine überdachte Outdoor-Küche, Duschen stehen im Bauernhaus bereit. Das größere Tiny House hat zwei Ebenen und Platz für vier Personen. Es ist mit einer kleinen Küchenecke, einem Kaminofen und einer großen Sonnenterrasse ausgestattet.
Wo? Knüve 7, 32351 Stemwede-Sundern
Kosten? Das kleine Haus „Spatzennest“ kostet 45 Euro pro Nacht und eine Person, die zweite zahlt 15 Euro, plus 25 Euro Reinigungsgebühr; das größere „Storchennest“ kostet 65 Euro pro Nacht und eine Person, jeder weitere Person zahlt 15 Euro, plus 30 Euro Reinigungsgebühr
Haustiere: erlaubt
11. Hinterm Hotel: Schäferwagen in Altena
Wer sich im „Schäferwagen“ des Gasthofs Spelsberg eine Auszeit nimmt, kann beides: autark sein und den Service des Hotels in Anspruch nehmen. Auf knapp 13 Quadratmetern bietet das Tiny House ein Bad mit Dusche, einen gemütlichen Wohnraum mit Fernseher, Küchenzeile und Schlafnische. Von der eigenen Terrasse aus – samt Sitzgruppe und Edelstahl-Grill – hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Wälder des Sauerlandes. An kühleren Tagen sorgt ein kleiner Kaminofen für Wärme im Inneren. Im Preis inbegriffen ist das Frühstücksbüffet im Hotel, zusätzlich kann für 16 Euro ein rustikales Abendbrot gebucht werden.