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HochwasserschutzDer Rotbach fließt in Zülpich-Sinzenich in seinem neuen Bett

Lesezeit 4 Minuten
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Wasser marsch: Beim Umschluss wurde  der  alte Damm  des Rotbachs  aufgelöst und  das Wasser bahnte sich seinen Weg im neuen Bett. 

Zülpich-Sinzenich – Für 1,3 Millionen Euro hat Sinzenich jetzt einen neuen Hochwasserschutz erhalten, der den Ort vor Überflutungen durch Rot- und Marienbach bewahren soll. Es ist ein weiterer Baustein im Hochwasserschutzkonzept der Stadt Zülpich.

Wasser marsch hieß es dafür am Donnerstagmorgen. Rot-braun bahnte sich der Rotbach seinen Weg in das in Schleifen angelegte Bachbett. Der Bach mäandert wieder. Das hat er ursprünglich vermutlich auch getan, bis er, wie so viele Bäche in der Börde, vor Jahrzehnten begradigt wurde: Ackerland ist wertvoll, der Rotbach musste deshalb in ein künstlich angelegtes Bett weichen.

Rotbach überschwemmte in der Flutnacht halb Sinzenich

Doch in der Flutnacht verließ auch er sein Bett und überschwemmte halb Sinzenich. Es gab keine geeigneten Retentionsflächen für all das Wasser. Am Kindergarten entstand Totalschaden, jetzt soll die Kita im alten Pfarrheim neuen Platz finden. Sinzenichs Kita-Kinder sind seit 15 Monaten in Schwerfen untergebracht.

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Premierenstehen im neuen Rotbach-Bett:  Ulf Hürtgen (v.l.), Dr. Bernd Bucher,   Volker Gimmler, Ottmar Voigt und Josef Heinrichs begutachteten den Umschluss.

Es sei nicht das erste schlimme Hochwasser gewesen, so Ortsvorsteher Josef Heinrichs. Zuletzt 2014 und 2016 waren Schäden an den Häusern entstanden. Der Rotbach und der zulaufende Marienbach fließen nahe an der Wohnbebauung vorbei. Vor allen Dingen: Sie liegen 80 Zentimeter höher als Sinzenich – ein Kuriosum.

Planungssoftware und erforderliche Flächen fehlten

Die dadurch bestehende Gefahr bei Hochwasser ist auch beim Erftverband seit 20 Jahren ein Thema. „So lange beschäftige ich mich schon damit“, so Planungsingenieur Volker Gimmler. Viele Jahre habe es bei der Planung bleiben müssen, weil schlicht die nötige Software gefehlt hat: Wie viel Wasser fließt unter welchen Bedingungen über die Bachufer und wohin? Das alles muss berechnet und modelliert werden können.

Der „neue“ Rotbach

Ein Jahr gearbeitet

Seit Oktober vergangenen Jahres wurde in der alten Bachbettwiese entlang der Dorfbebauung gebaggert und gebaut.

Was erledigt ist

160 Meter lang ist die Hochwasserschutzwand, die errichtet wurde, um den in diesem Bereich nah am Ort vorbeifließenden Marienbach vor dem Zulauf zum Rotbach einzuhegen. Anschließend entstand ein 490 Meter langer und 1,50 Meter hoher Wall, der bis zum Ortsende führt. Vor diesem Wall verläuft nun das neue, mäandernde Bett des Rotbachs.Rund 600 Meter lang und 50 Meter breit ist eine um den künstlichen Wasserlauf angelegte neue Grünzone. Dort wird ein sogenannter Auwald entstehen.

Was noch kommt

Bis Ende November werden hier auentypische Bäume und Gehölze gepflanzt, wie Dr. Bernd Bucher, Vorstand des Erftverbands, erklärt. Der Auwald ist die neue Retentionsfläche für den Rotbach und soll auch das bachabwärts liegende Lövenich vor Hochwasser schützen. (sli)

Anderes kommt dazu: Erst vor kurzem hat die Stadt Zülpich laut Beigeordnetem Ottmar Voigt von den umliegenden Landwirten die nötigen Flächen für den Überlauf kaufen können. Für einen fünfstelligen Betrag, so Voigt.

Ein Jahr am neuen Bachlauf gearbeitet

Rund ein Jahr ist am neuen Bachlauf gebaut worden (siehe „Die Maßnahme“), bevor der Baggerfahrer am Donnerstag das Okay erhielt: Mit gezielten Schaufelgriffen löste er den bestehenden Damm des Rotbachs an dessen altem, begradigtem Lauf zum neuen Bachbett hin auf. Dieser Umschluss öffnete dem rot-braunen Gewässer flugs seinen neuen Weg. „Ich habe solange daran gearbeitet. Jetzt zu sehen, dass es genauso klappt wie geplant, ist einfach toll“, entfuhr es dabei Planer Volker Gimmler.

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Die  Fische – hier Groppen und eine Elritze –   entnahm Ivar Steinmann aus dem Totarm.

Zeitgleich war schon das Team um den Fischereiökologen Ivar Steinmann im Einsatz, um die Fische aus dem jetzt abgeklemmten rund 500 Meter langen Totarmstück des Rotbachs abzufischen. Gefangen wurden alleine auf den ersten 50 Metern an die 100 Forellen, Elritzen oder Groppen.

Schutz soll auf HQ100 erhöht werden

Ortsvorsteher Josef Heinrichs war derweil nachdenklich: „Wir haben durch dieses Projekt jetzt einen Hochwasserschutz HQ80. Besser wäre HQ100. Es würde die Bevölkerung sicher noch mehr beruhigen.“ Doch für den Schutz vor einem 100-jährlichen Hochwasser (HQ100) fehlen Retentionsflächen über die neue Auenlandschaft hinaus. Gespräche zwischen den Landwirten, denen der Grund gehört, und dem Erftverband haben jedoch bereits begonnen.

Der entstandene Totarm wird verfüllt

Der nun entstandene Totarm des Rotbachs wird kein Brackgewässer bleiben. „Wir werden ihn komplett verfüllen“, so Volker Gimmler. Dazu gebe es keine Alternative, denn solche Mulden seien beliebte Plätze, um illegal Müll zu entsorgen.

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Erftverband-Vorstand Dr. Bernd Bucher und Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen sind froh, dass mit der 1,3-Millionen-Investition, die zu 80 Prozent vom Land NRW gefördert wurde, ein weiterer Baustein des Hochwasserschutzkonzepts fertiggestellt ist. „Dazu gehört auch der Abschlag des Vlattener Bachs in den Wassersportsee und das Hochwasserschutzkonzept in Schwerfen“, so Hürtgen. Schon länger dient dem gleichen Zweck der Abschlag des Neffelbachs in den Neffelsee.