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Hunderte Mitarbeiter betroffenBrikettherstellung nur noch bis 2022 in Frechen

Lesezeit 3 Minuten

In der Fabrik auf dem Wachtberg wird die Brikett-Herstellung bis zum Jahre 2022 eingestellt.

Frechen – Die Frechener Bürgermeisterin Susanne Stupp spricht von einem „harten Schlag in die Magengrube“. Die Brikettherstellung in der Frechener RWE-Fabrik am Wachtberg soll schon im Jahr 2022 eingestellt werden.

Dies ist im Fahrplan zum Kohleausstieg festgelegt, auf den sich Bund und Länder geeinigt haben. Der Strukturwandel kommt für die Stadt Frechen damit schneller, als manch einer vermutete.

Vorgesehen ist ein schrittweiser Einsatz von CO2 -neutralen Brennstoffen

Zählt man Fremdfirmen hinzu, dann sind derzeit 600 bis 700 Mitarbeiter auf dem Wachtberg tätig. Das Ende der Brikettherstellung dort bedeutet allerdings nicht das Aus für den gesamten Standort. Die Fabrik soll laut RWE bestehen bleiben.

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Neben Briketts werden dort auch Strom und Dampf sowie Kohlenstaub für die Industrie produziert. Vorgesehen ist, künftig schrittweise den Einsatz von CO2 -neutralen Brennstoffen zu erhöhen. Dazu gehören beispielsweise Schadholz und Klärschlamm. Im Bereich der Klärschlamm-Verbrennung ist die Frechener Fabrik auch heute schon tätig.

Strom ist eher ein Abfallprodukt

Auf dem Wachtberg gibt es fünf Kraftwerkskessel, die hauptsächlich der Erzeugung von Dampf für die Kohletrocknung dienen. „Strom ist dabei eher ein Abfallprodukt, das hauptsächlich dem Eigenbedarf dient, aber teils auch ins Netz eingespeist wird“, berichtet Guido Steffen, Pressesprecher von RWE.

Der Strom werde für den Eigenbedarf genutzt und auch ins Netz eingespeist, wenn es einen Überschuss gibt. Bestandteil des Ausstiegsfahrplans ist es auch, die Leistung der Kessel um 120 Megawatt zu reduzieren.

Folgewirkung auch in anderen Bereichen

Ohne Einschnitte werden die Veränderungen nicht vonstatten gehen. RWE rechnet damit, dass vom Ende der Brikettierung rund 500 Mitarbeiter betroffen sind – allerdings nicht nur am Standort Frechen, sondern als Folgewirkung auch in anderen Bereichen.

Karl-Heinz Stauten, Leiter der RWE-Sparte Veredelung mit Sitz am Wachtberg, war am Donnerstagabend auf dem Neujahrsempfang der Frechener CDU-Fraktion zu Gast. Dort erläuterte er den Gästen, dass für die Brikettherstellung nicht mehr genügend Kohle in der notwendigen Qualität vorhanden sei, wenn der Tagebau Hambach kleiner werde.

Anpassungsgeld soll Zeit bis zum Renteneintritt überbrücken

In der Bund-Länder- Vereinbarung sei auch festgehalten, dass die Mitarbeiter ein Anpassungsgeld erhielten. Dies sei vor allem für ältere Mitarbeiter eine Erleichterung, die damit die Zeit bis zum Renteneintritt überbrücken könnten. Viele jüngere Beschäftigte machten sich jedoch Sorgen.

„Gedanklich treibt mich im Augenblick die Veränderung für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer um“, sagt auch Bürgermeisterin Stupp. Ihr Großvater sei schon auf dem Wachtberg beschäftigt gewesen. Wenn sie sich in der Nachbarschaft umschaue, dann gebe es immer noch sehr viele Familien, die über Generationen hinweg bei RWE tätig seien, so Stupp weiter. Viele hätten es ihren Vätern gleichgetan und ebenfalls eine Ausbildung bei RWE absolviert.

Unternehmen nehmen den anstehenden Wandel sehr ernst

„All diese Menschen haben sich jetzt einer Veränderung zu unterziehen, die niemand von ihnen provoziert hat.“ Aus persönlichen Gesprächen mit verantwortlichen RWE-Vertretern wisse sie, dass das Unternehmen den anstehenden Wandel sehr ernst nehme und die Mitarbeiter eng mit einbeziehe.

Susanne Stupp verweist auch auf die lange Tradition der Brikettfabrik. Sie war 1902 gegründet worden.

„Die Brikettierung ist seit mehr als 100 Jahren ein fester Bestandteil der Frechener DNA“, betont die Bürgermeisterin. Die Entscheidung, die Brikettproduktion einzustellen, wirke „im Moment irreal“ – auch wenn man durch den Kohlekompromiss jetzt ein Stück Gewissheit habe.