Der Ordner, der am 11.11. Jecke gegen Geld ins Zülpicher Viertel gelassen haben soll, ist identifiziert. Die Polizei ermittelt wegen Bestechlichkeit. Und auch an anderen Absperrungen soll Schmiergeld geflossen sein.
11.11. im Zülpicher ViertelMutmaßlich bestechlicher Ordner ist identifiziert – Neue Hinweise
Der Ordner, der am 11.11. Menschen gegen Schmiergeld durch eine Absperrung an der Engelbertstraße ins gesperrte Zülpicher Viertel gelassen haben soll, ist offenbar ermittelt worden. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, kennt die Polizei seit Mittwochnachmittag die Identität des Mannes. „Gegen ihn ist ein Strafverfahren wegen Bestechlichkeit eingeleitet worden“, bestätigte Polizeisprecher Wolfgang Baldes auf Anfrage. Weil der Sicherheitsmitarbeiter im hoheitlichen Auftrag der Stadt Köln tätig gewesen sei, sei er rechtlich einem Amtsträger gleichgestellt. Im Falle einer Verurteilung droht ihm eine Geld- oder Gefängnisstrafe.
Der Beschuldigte war von einem Zeugen bei mehreren Geldübergaben gefilmt worden. Auf einem Clip ist zum Beispiel zu sehen, wie der Ordner einen Fünf-Euro-Schein entgegen nimmt. Der Zeuge hatte noch am selben Abend Online-Strafanzeige gegen Unbekannt bei der Polizei erstattet. Am Mittwoch erstattete auch die Stadt Köln Anzeige. Nähere Angaben zu dem Tatverdächtigen will die Polizei wegen des laufenden Verfahrens nicht machen.
Unterdessen gibt es Hinweise darauf, dass der Ordner in der Engelbertstraße mutmaßlich nicht der einzige war, der am 11.11. Schmiergeld von Jecken kassiert haben soll. Auch an der Absperrung auf der Dasselstraße/Ecke Lindenstraße soll Sicherheitspersonal Feiernde abkassiert haben. Ein Zeuge berichtete dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, er habe am Freitag mit drei Freunden an der Absperrung gewartet, um auf die Zülpicher Straße zu gelangen. Vor ihnen seien immer wieder Leute durch ein Drängelgitter hinter der Absperrung verschwunden und nicht wieder zurückgekehrt, berichtet der 27-Jährige am Telefon. „Das kam uns schon komisch vor.“
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11.11. in Köln: Schmiergeld auch an der Dasselstraße verlangt?
Ein Ordner in gelber Warnweste hätte ihn und seine Begleiter dann zur Seite genommen und ihnen mitgeteilt: „Ich kann euch nicht alle reinlassen.“ Eine Diskussion begann. „Ich merkte, dass der irgendwas von uns wollte, er hat uns ja auch extra in einen Bereich gezogen, der etwas abseits lag und wo man in Ruhe sprechen konnte.“ Einer aus der Vierergruppe habe schließlich zehn Euro aus der Tasche gezogen, sie dem Ordner gegeben – und der habe die Gruppe durchgewinkt.
Die Ordner, die an den Absperrungen eingesetzt waren, sind bei der Sicherheitsfirma SEC angestellt, einem Subunternehmen jener Eventagentur, die am 11.11. im Auftrag der Stadt Köln das Sicherheitskonzept im Kwartier Latäng umgesetzt hat. Bezogen auf den Mitarbeiter in der Engelbertstraße teilt die SEC-Geschäftsführung nun mit, es handele sich „sofern sich der bestehende Verdacht bestätigen sollte leider schlichtweg um menschliches und charakterliches Versagen“.
Der Ordner habe „soweit für uns bisher ersichtlich sowohl gegen unsere Anweisungen als auch gegen jegliche Maßstäbe unserer Firmenpolitik und Ethik verstoßen“. Man prüfe juristische Schritte. „Letztendlich können wir uns für das vermutete Fehlverhalten nur in aller Form entschuldigen und stehen selbstverständlich mit all unseren Möglichkeiten für eine schnelle Aufklärung zu Verfügung.“
Um das gesamte Ausmaß der Schmiergeld-Vorfälle zu erfassen, bittet die Polizei um Zeugenhinweise. Wer mitbekommen habe, dass Sicherheitspersonal Menschen gegen Geld durch Absperrungen geschleust habe, werde gebeten, sich per Mail oder unter der Rufnummer 0221/229-0 an das Kriminalkommissariat 32 zu wenden.