„Ein Lied gegen das Vergessen“Brings veröffentlichen Single zur Flutkatastrophe

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Stephan Brings und Harry Alfter auf der Bühne am Tanzbrunnen.

Stephan Brings hat einen Song zum 14. Juli geschrieben, die Musik dazu kommt von Harry Alfter.

Das Lied „14. Juli“ ist schon länger im Repertoire der Kölschrocker, war bisher jedoch nur live zu hören.

Stephan Brings könne sich noch sehr gut an den Abend des 14. Juli 2021 erinnern. „Ich weiß noch genau, dass ich dachte: Der Regen ist komisch.“ In seinem Fachwerkhaus, das in einem kleinen Eifel-Dorf oben auf einem Hügel gelegen ist, habe sich der darauf niederprasselnde Regen anders angehört als sonst. „Ich wollte mir noch eine Pumpe leihen, weil ich schon ein wenig Wasser im Keller hatte“, sagt er. Aber der Regen sei so dicht gewesen, dass er mit seinem Fahrrad – Brings ist kein Autofahrer – keine Chance gehabt hätte. „Und dann liefen da auch schon die braunen Bäche aus den Feldern heraus. Das war krass, sowas habe ich noch nie gesehen.“

Die starken Regenfälle, die hauptsächlich in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli fielen, hatten gerade in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz fatale Folgen. Das extreme Unwetter verursachte Sturzfluten und massive Überschwemmungen, die zu Toten und enormen Schäden führten. Viele Betroffene berichten im Nachhinein über aufkommende Ängste, sobald es länger regnet. Sie werden das Jahrhunderthochwasser wohl nie vergessen.

Lied zum Jahrhunderthochwasser soll auch Hoffnung bringen

Bei den Nicht-Betroffenen jedoch hätten andere Themen – die Corona-Pandemie und der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine etwa – die Gedanken an die Flutkatastrophe schnell wieder weggedrängt, sagt Brings. Auch aus diesem Grund habe er gemeinsam mit seiner Band beschlossen, zum dritten Jahrestag die Single „14. Juli“ zu veröffentlichen. „Es ist ein Lied gegen das Vergessen.“

Die Zeilen dazu habe Brings schon unmittelbar nach der Flut geschrieben: „He süht et us, wie noh dem Kreech“, heißt es etwa in dem Lied. Und: „Wenn et räänt, jo do bliev ich waach. Ich schwör dir, mer verjesse nie. D‘r veezehnte Juli.“ Es soll aber auch ein Lied der Hoffnung sein: „Ejal, wat mer verlore han, mer fange noch ens an.“ Das spiegelt sich auch musikalisch wider, statt Ballade ist eine tanzbare Nummer daraus geworden. Brings sei erst skeptisch gewesen, als Harry Alfter ihm den Beat vorspielte, schnell sei ihm jedoch klar geworden, dass das genau das richtige Gewand für das sonst ernste Thema sei.

Die Kölner Band spielt den Song schon länger live, hauptsächlich in den vom Hochwasser besonders betroffenen Gebieten. Mit der Veröffentlichung wolle Brings nun auch die Nicht-Betroffenen nochmal auf die Zustände dort hinweisen. „Die Leute denken, die hätten alle ihr Geld bekommen und jetzt ist alles gut“, sagt Brings.

Die Hilfen wurden jedoch noch nicht alle ausgezahlt und laut nordrhein-westfälischem Bauministerium gebe es auch viele Betroffene, die es noch nicht geschafft hätten, einen Antrag zu stellen. Der Wiederaufbau läuft noch, längst sind nicht alle Schäden beseitigt. Vielleicht werde die Band den Song nun auch häufiger bei Konzerten in nicht-betroffenen Gebieten spielen.