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Protest gegen AfDKundgebung am inneren Grüngürtel mit Karnevalsmusik

Lesezeit 3 Minuten
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Am Grüngürtel demonstriert das Bündnis der Karnevalisten mit Musik.

Köln – „Mir sin all, all, all nur Minsche“ sangen die Brings auf der Kundgebung des Festkomitees Kölner Karneval am Samstag auf dem inneren Grüngürtel, und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft tanzte dazu vor der Bühne mit einem schwarzen roten Funken.

Die Veranstaltung unter dem Motto „Mir all sin Kölle“ die sich gegen Fremdenfeindlichkeit richtete und sich für Toleranz und Respekt einsetzte, zog nach Angaben des Festkomitees mehr als 15000 Menschen an – darunter viele Familien.

Den Teilnehmern wurde es warm ums Herz

„Unser Konzept ist zu 100 Prozent aufgegangen“, sagte ein sichtlich glücklicher Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn, als er zum Finale mit Kasalla die „Stadt met K“ besang. Da strahlte auch Moderatorin Bettina Böttinger: „Mir ist saukalt, aber warm ums Herz.“

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Solch eine klare politische Einmischung der Fastlovends-Offiziellen (Kuckelkorn: „Wir feiern keinen Karneval, aber wir bekennen Farbe“) hatte es in der langen Geschichte des Festkomitees so noch nicht gegeben. „Und so etwas hätte ich auch vor Jahren nicht für möglich gehalten“, waren sich Stephan Brings und Hartmut Priess von den Bläck Fööss einig.

Karnevalisten haben viele mobilisiert

Für ihrem Protest auf der Wiese – da stand Anfang der 50er Jahre der Williamsbau, in dem auch die Prinzenproklamation stattfand – hatten die Karnevalisten viele Kräfte mobilisiert. Oberbürgermeisterin Henriette Reker lobte die Veranstaltung und die klare Haltung in der Stadt „Das ist schon eindrucksvoll. Köln ist so bunt wie das Richter-Fenster im Dom“.

Die Kirchen gaben Statements ab – so der katholische Stadtdechant Robert Kleine („Die AfD hat ein rote Linie überschritten, da müssen wir uns einmischen“) und der evangelische Stadtsuperintendent Rolf Domning.

Neben Abordnungen aus den befreundeten Karnevalshochburgen Düsseldorf, Aachen und Bonn waren Vertreter mehrerer Dutzend Karnevalsgesellschaften in Kostümen und Uniformen, mit Pappnasen und Fahnen aufmarschiert. So die Greesberger, die Stattgarde und die Fidelen Zunftbrüder, die Willi-Ostermann-Gesellschaft, die Naaksühle, Schnüsse Tring, die Kölner Husaren und andere.

Mal ganz ungewohnt an der Spitze zogen die Roten Funken, deren Präsident Heinz-Günther Hunold die Demonstranten als Botschafter einer weltoffenen Stadt bezeichnete. „Wir erteilen allen, die unsere Stadt benutzen, um zu polarisieren, eine entschiedene Absage.“

Klare Kante zeigen

Die Karnevalisten wollten klare Kante zeigen. Das wollten auch die Comedians Dave Davis und Bernd Stelter sowie Bands wie die Bläck Fööss, Höhner, Paveier Brings, Cat Ballou und Kasalla, die auf der Bühne eine Auswahl ihrer Hits sangen. Natürlich wurde zu den Liedern im Publikum gesungen und getanzt, aber man hörte auch immer wieder genau hin, wenn auf der Bühne politische Stellungnahmen abgegeben wurden.

„Im Gegensatz zu den »Arsch huh«-Konzerten, wo inzwischen oft die gleichen Leute vor der Bühne stehen, erreichen wir hier ein ganz anderes Publikum – von Jung bis Alt“, sagte Brings-Schlagzeuger Christian Blüm. Eigene Meinungen äußern, zu klaren Statements stehen und dazu Spaß bei Musik und Gesang haben – das geht wohl nur in Kölle. „Ich finde das klasse“, sagte Ministerpräsidentin Kraft. „Vielleicht klappt da ja auch mal genauso in anderen Städten.“

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