Köln – Die Sonne strahlt, während sich die Strände und Wiesen rund um den Fühlinger See füllen. Überall herrscht gute Laune. Nur hinter den Bootshalllen an der Regattabahn ist die Stimmung alles andere als fröhlich. Verantwortliche von Feuerwehr und der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft DLRG warnen vor Gefahren beim Badespaß.
Was hier den Medien als Übung präsentiert wird, war am Tag zuvor einmal mehr bitterer Ernst. Ein 25-jähriger Mann musste aus fünf Meter Tiefe geborgen werden. Zehn Minuten war er unter Wasser. Danach dauerte es noch rund dreißig weitere Minuten, bis die Wiederbelebung gelang. Zu dem Zeitpunkt war der Rettungshubschrauber schon im Landeanflug über einem Krankenhaus. Zum aktuellen Gesundheitszustand des Mannes konnte die Feuerwehr am Sonntag nichts sagen.
Je früher desto besser
Welche Chancen hat ein Ertrinkender, weil ihn aus irgendwelchen Gründen die Kräfte verlassen? Wann ist nach einer Reanimation mit schweren Gehirnschäden zu rechnen? Eine klare Antwort könne es nicht geben, sagt Notarzt Robert Stangel, während die Boote mit Feuerwehrmännern und Helfern der DLRG ablegen, um zu zeigen, wie sie in so einem Fall arbeiten. Man habe schon Kinder nach einer Stunde ohne Gehirnschäden wiederbeleben können. Aber klar ist auch: Je früher dies gelingt, desto besser sind die Chancen. „Deshalb ist es wichtig, dass auch Laien wissen, was zu tun ist“, so Stangel. Jeder sollte die Techniken einer Herz-Lungen-Wiederbelebung beherrschen.
Am Samstag hätten Laien keine Chance gehabt, weil der Ertrinkende bis auf den Seegrund gesunken war. Bis zu 15 Meter tief ist es stellenweise am Fühlinger See. In so einem Fall kommt zunächst die DLRG zum Einsatz, um mit der Suche zu beginnen und schnell helfen können. Als nächstes rückt die Löschgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Fühlingen mit einem speziellen Boot an, das mit einem Echolot den Seegrund absuchen kann, um den Körper des Untergegangenen zu finden. Diese ersten und oftmals entscheidenden Hilfen werden ausschließlich von ehrenamtlich engagierten Menschen erbracht.
Ufer gut zu erreichen
Die nächste Stufe der Rettung übernehmen Taucher und Rettungskräfte der Berufsfeuerwehr, während gleichzeitig der angeforderte Rettungshubschrauber einen Landeplatz sucht. Das alles lässt sich am Fühlinger See noch relativ einfach organisieren, weil man die Ufer gut mit Fahrzeugen erreichen kann. Bei Unfällen in schwer zugänglichen Baggerseen ist das ungleich komplizierter, was dazu führen kann, dass leblose Schwimmer noch länger ohne Sauerstoff bleiben.
Der Unfall vom Samstag war bereits der dritte schwere Badeunfall in diesem Jahr. Am vergangenen Dienstag war ein sechsjähriges Kind am Fühlinger See verunglückt. In diesem Jahr wurden bislang elf Menschen gerettet. 2020 zählte die Kölner Feuerwehr 47 Einsätze, drei Menschen starben. DLRG und Feuerwehr befürchten, dass die Folgen der Pandemie-Bekämpfung zu mehr Unfällen führen könnten. Seit anderthalb Jahren habe es keine Schwimmkurse für Kinder mehr geben können. Ältere Kinder aber auch Erwachsene könnten sich nach längerer Schwimmpause überschätzen.
Am liebsten wäre es den Verantwortlichen bei der Feuerwehr und im Sportamt der Stadt, wenn man nur in den dafür vorgesehenen Bereichen ins Wasser gehen würde. Am Fühlinger See ist das nur der kurze Streifen des Blackfoot-Schwimmbades. Sonst ist das Schwimmen eigentlich überall verboten, genau wie an fast allen Baggerseen in der Stadt. An heißen Tagen lässt sich überall zwischen Dünnwald und Pesch besichtigen, dass dieses Schwimmverbot kaum durchsetzbar ist.
Man sollte nie alleine schwimmen gehen, rät Alexander Lustig von der DLRG. Eltern müssten ihre Kinder im Blick behalten. Viele seien sich nicht im Klaren darüber, dass Ertrinkende still und ohne Hilferufe absinken. Wenn es zum Ernstfall kommt, helfen möglichst exakte Beschreibungen der Unglücksstelle. Außerdem könne jeder dabei helfen, dass die Rettungskräfte schnell ans Ufer kommen.