Köln – „Mir bleibt die Luft weg. Das ist ‚ne Sensation!“, sagt Albert Maier. Maier arbeitet als Experte bei der beliebten TV-Sendung „Bares für Rares“. Und das Stück, das bei ihm eine derartige Begeisterung hervorruft, hat mit dem für Kölnerinnen und Kölner wichtigsten Ort der Welt zu tun: dem Dom. Es handelt sich um eine Wandkonsole, geschnitzt aus dem Holz des Domkranes, der über 400 Jahre das Kölner Stadtbild prägte. Für eine stattliche Summe von 10.000 Euro ist das Stück, das im letzten August im Fernsehen gezeigt wurde, Ende letzten Jahres in den Besitz der Dombauhütte übergegangen.
Domkran hat für Köln ganz besondere Bedeutung
„Bei einigem hat die TV-Expertise vielleicht nicht so ganz gestimmt“, erklärt Klaus Hardering, Leiter des Dombauarchivs, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Aber mit einem hatte er Recht: Das ist ein Museumsstück.“ Die Wandkonsole, auf der eine Madonna oder eine Heiligenfigur platziert werden kann, sei schön geschnitzt. Der Domkran, aus dessen Holz sie gefertigt wurde, habe für die Stadt außerdem eine ganz besondere Bedeutung.
„Der Kran wurde schon im Mittelalter aufgestellt und war über Jahrhunderte ein Symbol für den Weiterbau des Kölner Doms. Die Kölner haben den Kran unglaublich geliebt. Als er Mitte des 19. Jahrhunderts abgebaut wurde, war das Holz des Kranes sehr begehrt“, so Hardering.
Daraus wurden sowohl als Souvenire Miniaturen des Krans hergestellt, aber auch Tabakdosen, Stühle oder Kreuze. Und eben die Wandkonsole. Ein mittelalterliches Relikt ist das Objekt allerdings kaum, wie Hardering sagt. „Die Preußen haben den Kran irgendwann erneuern lassen. Das Holz stammt also aus 1842.“ Gerade aufgrund des hohen emotionalen Werts habe das Stück große Begeisterung ausgelöst.
Nach der Ausstrahlung hätten ihn und den Dombaumeister Peter Füssenich viele Nachrichten zur Wandkonsole erreicht, eine davon vom ehemaligen Dompropst Norbert Feldhoff. Daraufhin setzte man sich mit der „Bares für Rares“-Händlerin Susanne Steiger in Verbindung, die die Konsole in der Sendung für 4250 Euro vom Anbieter abgekauft hatte.
Diesen Preis schraubte die in Bornheim ansässige Steiger allerdings noch einmal kräftig in die Höhe. 10.000 Euro wollte sie für die Wandkonsole haben. Das überstieg das Budget des Dombauarchivs deutlich. Zur Hilfe kam der Präsident der „Blauen Funken“, Björn Griesemann mit einer Spende. Ende letzten Jahres konnten Füssenich und Hardering die Konsole also ins Auto laden und nach Köln fahren.
Der Traum von einer Ausstellung im Museum liegt allerdings noch in der Ferne. „Im Gegensatz zu anderen großen europäischen Kirchen hat der Kölner Dom leider kein eigenes Museum“, so Hardering. „Deshalb hängt die Konsole jetzt erstmal an einem schönen Platz in einem unserer Büros.“ Hardering hofft allerdings auf die Neugestaltung der Dombauhütte im Rahmen des Bauprojekts „Neue Historische Mitte“. „Vielleicht finden sich dort ja Räume, in denen wir einige schöne Objekte zeigen können.“