AboAbonnieren

KVB-Einschränkungen, volle SeverinsrückeSo liefen die Bauernproteste in Köln ab

Lesezeit 5 Minuten

Zahlreiche Bauern protestieren seit Montagmorgen, auch in Köln.

Mehrere Bauernverbände haben für Montag (8. Januar) deutschlandweit zu einer Protestwoche gegen geplante Subventionskürzungen der Bundesregierung aufgerufen. Wie die Polizei mitteilt, wurde unter dem Motto „Abschaffung der Dieselrückerstattung und grünen Kennzeichen“ auch in Köln zu einer Demonstration aufgerufen.

Um kurz nach 9 Uhr trudelten noch einige Traktoren und Lkws zur Versammlungsstelle des Bauernprotestes zwischen Meschenich und Hürth ein. Von hier aus zogen die Demonstranten Richtung Kölner Innenstadt. In einer Seitenstraße hatten sich eine mehrere hundert Meter lange Schlange gebildet. Um kurz nach 10 Uhr setzte sich die Kolonne schließlich in Bewegung.

Bauern blockieren mit ihren Traktoren die Luxemburger Straße. Uwe Weiser

Bauern blockieren mit ihren Traktoren die Luxemburger Straße. Uwe Weiser

Die Spitze des Protestzuges kam um circa Viertel vor Elf in Klettenberg auf der Luxemburger Straße an. Die Polizei hat alle Einfahrtstraßen gesperrt. Stadteinwärts war die Straße komplett blockiert.

Der Protestzug passierte gegen 11.30 Uhr die Severinsbrücke. An den Hauptstraßen der Innenstadt staute sich der Verkehr. Einige Autos mischten sich unter die Trekker-Kolonne, indem sie sich über nicht abgesperrte Nebenstraßen einreihten.

Bauern blockieren mit ihren Traktoren die Opladener Straße in Deutz.

Bauern blockieren mit ihren Traktoren die Opladener Straße in Deutz.

Schließlich erreichte die Demo Deutz. Eine Zwischenkundgebung bei RTL gab es entgegen der Ankündigung nicht. Dafür ein lautes Hupkonzert, als die Traktoren und LKWs das Sendezentrum passierten. Dem Eindruck nach waren deutlich mehr als die angemeldeten 120 Fahrzeuge auf den Kölner Straßen unterwegs.

Auf dem Rückweg über die Severinsbrücke traf die Kolonnenspitze noch auf weitere Traktoren, die erst später den Weg in Richtung Deutz aufgenommen hatten. Vom RTL-Gebäude bis weit in die Innenstadt hinein sind die Straßen gesäumt von Traktoren. Zwischen den Demonstranten mischten sich auch immer wieder Autofahrer.

Gegen 13 Uhr nahm das Verkehrschaos in der Kölner Innenstadt immer mehr zu. Traktoren blockierten die Severinsbrücke in beide Richtungen. Rund um den Knotenpunkt „Neue Weyerstraße“/„Am Blaubach“ kam der Verkehr in Richtung Severinsbrücke zeitweise völlig zum Erliegen. Gegen 14.15 Uhr kam der Protest dann auch an der Zülpicher Straße/Universitätsstraße an. Die Polizei sperrte die Straßen ab. Auch der Bahnverkehr der KVB-Linie 9 wurde erstmal eingestellt.

Traktoren fahren durch das ganze Kölner Stadtgebiet, hier im Bereich Universitätsstraße/Zülpicher Straße.

Traktoren fahren durch das ganze Kölner Stadtgebiet, hier im Bereich Universitätsstraße/Zülpicher Straße.

In Deutz kam am frühen Nachmittag der zweite Schwung an Traktoren an. Die Kreuzung zwischen Arena und Bahnhof war teilweise gesperrt. Polizistinnen und Polizisten regelten den Verkehr. KVB-Aufsichten halfen den Fahrgästen.

Der Spitze des Demozugs befand sich gegen 14.45 Uhr auf der Vorgebirgstraße in Höhe Südstadtion, wo die Demo enden soll, so die Polizei. Das Ende des Zugs, so eine Sprecherin weiter, befinde sich aktuell noch an der Severinsbrücke. Auf einen Zwischenstopp samt Kundgebung am WDR-Gebäude haben die Demonstranten wegen der Masse der Fahrzeuge verzichtet, heißt es weiter. Schätzungsweise 700 Traktoren, Lkws und Autos nehmen in Köln an der Demonstration teil. Die Polizei nennt keine offiziellen Schätzungen, spricht aber auch von mehreren Hundert Fahrzeugen. „Es sind noch weitere Protestzüge aus der Region auf dem Weg nach Köln dazugestoßen.“ Bisher verlaufe die Demonstration „geordnet“, so die Sprecherin weiter. Abgesehen von den Verkehrsbeeinträchtigungen sind der Polizei bislang keine Zwischenfälle bekannt.

Zwischen den Traktoren fahren auch viele LKW und Privatwagen laut hupend durch die Stadt.

Zwischen den Traktoren fahren auch viele LKW und Privatwagen laut hupend durch die Stadt.

Auch am späten Nachmittag waren noch viele Landwirte mit ihren Traktoren und LKWs im Stadtgebiet unterwegs. Ein größerer Einfluss auf den Feierabendverkehr rund um Köln war gegen 17 Uhr laut Polizei allerdings noch nicht zu spüren.

Bauernproteste auch in Köln spürbar: Einschränkungen bei der KVB

Auch die KVB-Bahnen waren teilweise gesperrt: Die Linie 12 fuhr nur zwischen den Haltestellen „Merkenich“ und „Zülpicher Platz“ bzw. zwischen „Zollstock Südfriedhof“ und „Eifelplatz“. Die Linie 15 verkehrte nur zwischen den Haltestellen „Chorweiler“ und „Zülpicher Platz“. Die Bahnen der Linie 16 fuhren nur zwischen „Bad Godesberg“ und „Schönhauser Str.“ weiter zur „Severinstr.“ bzw. zwischen „Niehl Sebastianstr.“ und „Poststr.“ weiter zur Haltestelle „Koelnmesse“. Die Linie 18 fuhr nur zwischen „Bonn Hbf “ und „Hürth-Hermülheim“ bzw. zwischen „Holweide Vischeringstr.“ und „Poststr.“ Der Betrieb der Linie 17 war komplett eingestellt.

Der Protest der Bauern findet viel Zuspruch bei den Passanten. Viele Menschen applaudieren ihnen. Auch eine Autofahrerin, die am Barbarossaplatz nicht weiterkommt, sagt: „Sie haben jedes Recht zu streiken. Ich finde das nachvollziehbar und gut. Auch, wenn ich zu spät zur Arbeit komme.“

Auf dem Militärring in Müngersdorf sind am Montagmorgen bereits die ersten Traktoren unterwegs.

Auf dem Militärring in Müngersdorf sind am Montagmorgen bereits die ersten Traktoren unterwegs.

Eine Übersicht und aktuelle Informationen zum Protest der Landwirte in den Regionen um Köln finden Sie hier.

Rund 70 Traktoren und 50 weitere Fahrzeuge sind laut Polizei für den Protestzug angemeldet. Er soll um 9 Uhr am Eifeltor starten und über den Militärring und die Luxemburger Straße ziehen. Anschließend soll der Demonstrationszug über die Severinsbrücke fahren. In Deutz, im Bereich Auenweg in der Nähe von RTL, soll eine kurze Kundgebung stattfinden.

Köln: Bauernprotest geht durch die gesamte Kölner Innenstadt

Anschließend soll es über die Severinsbrücke in Richtung Innenstadt gehen. Dabei sollen auch die Tunisstraße, die Breite Straße und das WDR-Gebäude passiert werden, auch dort soll es eine Zwischenkundgebung geben. Über den Neumarkt und den Rudolfplatz soll der Demozug dann an der Vorgebirgstraße vorbei die Stadt wieder verlassen.

Auch der Verband „Land sichert Versorgung“ nimmt an der Demonstration teil. Auf Facebook hatte er bereits Ende des vergangenen Jahres eine Liste mit „möglichen Zielen“ veröffentlicht. Darunter sind neben dem WDR und RTL auch das Regierungspräsidium Köln sowie die DuMont-Mediengruppe, zu dem auch der „Kölner Stadt-Anzeiger“ gehört, zu finden. Auch in der Region kommt es zu Demozügen.

Mit den Aktionen will der Bauernverband erreichen, dass die Bundesregierung die geplanten Subventionskürzungen komplett zurücknimmt. Die Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP hatte am Donnerstag angekündigt, einen Teil der geplanten Kürzungen doch nicht umsetzen zu wollen. Dem Bauernverband reicht das nicht. Konkret geht es um die Subventionen für Agrardiesel, die nach den bisherigen Regierungsplänen schrittweise abgebaut werden sollen. Die ursprünglich geplante Streichung der Kfz-Steuerbefreiung für Land- und Forstwirte ist vom Tisch. (fho)