Die Menschen vor den Eingängen zur Kölner Keupstraße wussten lange nicht Bescheid. Gerüchte und Befürchtungen schossen ins Kraut.
Bedrohungslage bei Birlikte in KölnNeue Details zum Polizeieinsatz – warum wurden Besucher vor Ort nicht informiert?
Um 11.45 Uhr, kurz bevor am Sonntag das Programm des Birlikte-Festes in Mülheim losgehen sollte, war Unruhe aufgekommen: Es gebe ein Sicherheitsproblem, ließen Polizisten vor Ort durchblicken. Zwei Sprengstoffhunde hätten angeschlagen. Der Eingang der Keupstraße, Ecke Schanzenstraße wurde geräumt, hunderte Menschen warteten davor. Für mehr als eine Stunde schien unklar, ob das Fest zum Gedenken an den Nagelbombenanschlag der rechtsextremen NSU-Organisation vor genau 20 Jahren überhaupt wie geplant stattfinden könnte.
Vor dem Salon von Friseur Özcan Yildirim, in dem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Ministerpräsident Hendrik Wüst, Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der türkische Generalkonsul Turhan Kaya und Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker empfangen werden sollten, herrschten Unruhe und Ratlosigkeit.
Kölner Polizei forderte Bombenentschärfer an
Ein Sprecher der Bundespolizei werde „zu gegebener Zeit“ über die Lage informieren, hieß es, „es müsste längst jemand da sein“ eine Stunde später. Gesammelt informiert wurden die Journalistinnen und Journalisten vor Ort über die Lage nicht. Nach rund eineinhalb Stunden gab die Pressestelle der Kölner Polizei auf telefonische Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ an, dass ein Spürhund an einem Hydranten angeschlagen habe.
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Präsident Steinmeier kam mit eineinhalbstündiger Verspätung – auch Teile des Programms auf der großen Bühne verschoben sich nach hinten. Um 13.33 Uhr informierte die Polizei auf der Plattform X (ehemals Twitter) über den Einsatz. Eingangsbereich und Keupstraße seien weiträumig abgesperrt, der Beginn des Festivals werde verschoben.
Kölner Polizei spricht von störungsfreiem Verlauf
Eine Sprecherin der Kölner Polizei sagte auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Montag, es seien „Einsatzkräfte vor Ort gewesen, um Fragen zu beantworten“. Um 11.45 Uhr hätten zwei Sprengstoffspürhunde an der Keupstraße, Ecke Genovevastraße an einem Hydranten angeschlagen, man habe daraufhin sofort einen Bombenentschärfer angefordert. Es könne gelegentlich passieren, dass die Hunde bei Substanzen anschlügen, „die ähnlich riechen wie Substanzen, die für Sprengstoff verwendet werden“, so die Sprecherin. Die gewissenhafte Überprüfung habe gedauert. In dieser Zeit schossen rund um den Friseursalon Gerüchte ins Kraut.
Laut Kölner Polizei verlief das Kultur- und Gedenkfest Birlikte in der Folge störungsfrei. Es habe weder Platzverweise noch Ordnungswidrigkeiten oder Strafanzeigen gegeben. Die Veranstalter von der IG Keupstraße äußerten sich zufrieden über den Verlauf des Festes, zu dem viele Tausend Menschen nach Mülheim kamen.
Vor der Hauptbühne an der Schanzenstraße, im Depot 1 und 2 des Kölner Schauspiels, auf kleinen Bühnen und Hinterhöfen in der Keupstraße kamen Menschen aller Kulturen und Generationen zusammen, um zu diskutieren, zuzuhören, zu gedenken und das friedliche Zusammenleben zu feiern.