Köln – Die Fronten im Belgischen Viertel haben sich zwei Wochen vor der Entscheidung des Stadtrats über einen Bebauungsplan für das Quartier verhärtet. Im Kern geht es darum, eine Ausweitung von Restaurants, Bars, Imbissen, Einzelhandel und Kiosken rechtsverbindlich zu verhindern. Vier Bürgerinitiativen engagieren sich seit Jahren dafür, dass sich das Nachtleben vor Ort nicht weiter ausbreitet als es bislang bereits der Fall ist.
Gastronomen und Einzelhändler sowie die IG Gastro haben vor wenigen Tagen nun ihrerseits die Interessengemeinschaft (IG) Belgisches Viertel gegründet, um sich bei der Politik dafür stark zu machen, den Bebauungsplan abzulehnen. „Wir sind Anwohnerinnen und Anwohner, Kulturschaffende, Gastronominnen und Gastronomen und andere Gewerbetreibende aus dem Viertel und bilden die Vielfalt im Belgischen Viertel wunderbar ab – denn genau diese Vielfalt macht unser Belgisches Viertel zu dem, was es ist“, heißt es auf der Internetseite.
Gastronome sehen ruhiges Wohnen als Maßstab aller Dinge
Die IG sehe diese bunte Mischung durch den Bebauungsplan bedroht. Der Plan „verleugnet den urbanen und kreativen Charakter des Viertels und will einzig ruhiges Wohnen zum Maßstab aller Dinge machen“, heißt es weiter. Es stehe zu erwarten, dass sich mit dem Zurückdrängen der Gastronomie die Problematik am Brüsseler Platz noch verschärfen werde. „Wir wollen an der Gestaltung unseres direkten Lebensumfeldes teilnehmen und uns Gehör verschaffen“, schreiben die Initiatoren weiter. Sie schlagen stattdessen ein Verkehrskonzept für das Belgische Viertel und einen Erhalt des Grüns vor.
„In unserem umgrenzten Viertel gibt es bereits 38 gastronomische Betriebe – wo sollen denn hier in einem klassischen wichtigen Wohngebiet der Kölner Neustadt noch mehr gastronomische Betriebe hin?“, sagt Gabriele Schwietering, Architektin und Mitglied der Bürgerinitiative Maastrichter Straße. Einen Ausbau könne das kleine Gebiet nicht verkraften.
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„Bereits seit längerer Zeit beobachten wir Menschen, die hier im Belgischen Viertel wohnen, dass sich die Gastro- und Vergnügungsszene vom Ring in unser Viertel hinein ausbreitet“, so Schwietering. Immer öfter komme es zu Rangeleien oder kleinen Schlägereien mit einem speziellen Publikum, das vom Ring kommend durch die Straßen ziehe.
„Der erste Teil der Maastrichter Straße zwischen Ring und Brabanter Straße ist bereits jetzt fest in der Hand der Ring-Poser- und Gangster-Szene“, sagt Schwietering. An Orten, an denen es nur noch Ausgehwillige gebe, existiere kein Alltagsleben mehr. Solche kaputten Stadtzonen seien eine Schmach für jede Kommune.
Der Stadtrat will am 6. Mai eine Entscheidung treffen.