Die Roten Funken und die Höhner sind derzeit zu Gast in Kuba.
Die Höhner brachten die Kubaner mit ihrem Auftritt zum Tanzen, wohingegen das Wibbeln der Funken zunächst für ungläubige Blicke sorgte.
Bei Tanz und Musik kommen sich Kölner und Kubaner schnell näher – sogar über eine Städtepartnerschaft mit Havanna wird nachgedacht.
Köln/Havanna – „Ist das nicht wunderbar, so werden Wunder wahr“, singen Henning Krautmacher und Hannes Schöner, und ein extrem gemischtes Publikum vor der Bühne tanzt und singt mit, als habe man hier in Havanna nie etwas anderes als die Höhner aus Köln gehört. Das grenzt an ein Wunder, denn viele Besucher sind wegen Alexander Abreu gekommen, dem Star des Salsa in Kuba, der nach einem gemeinsam mit den Höhnern gesungenen „Viva Colonia“ mit seiner Gruppe Havana D’Primera Headliner des von den Roten Funken im Rahmen ihrer Reise durch Kuba und die USA veranstalteten Abends ist.
Trotzdem schaffen es die „Los Pollos“, wie sie hier angekündigt werden, dank ihrer Bühnenerfahrung und ihrer Ausstrahlung schnell, das anfangs eher reservierte Publikum mitzureißen. Zwar hatte das Wibbeln der Funken für ungläubige Blicke und große Erheiterung gesorgt, und der spektakuläre von Mariechen Judith Gerwing und Tanzoffizier Pascal Solscheid ein Raunen in das Rund des Open-Air-Theaters gezaubert – aber erst die Höhner bringen die Menge so richtig in Stimmung.
Lidice (33) tanzt nicht nur bei der Karnevalsgruppe Guaracheros de Regla, sondern ist auch bei „Steh auf, mach laut“ oder „Hey Kölle“ nicht zu bremsen: „Brilliant“, findet sie den Auftritt von Höhnern und Funken. „Ich liebe alle Musik, aber ist etwas ganz besonderes, mal deutsche Musik live zu hören,“ sagt sie.
Auch Felix (30) ist total aus dem Häuschen, macht Selfies mit Funken, die sich im Publikum verteilt haben und vorleben, was Kölle für ein Jefööhl ist. Höhner und die „Chispas Rojas“ findet er „fantastisch“. Da sind Carmen und Rebekka deutlich zurückhaltender: Immerhin „Heimatgefühle“ weckt der Auftritt bei den jungen Frauen aus der Nähe von Dresden, die in der Tourismusbranche arbeiten und derzeit in Havanna leben.
Ortswechsel: Die Escuela Nacional de Arte im Stadtteil Miramar etwas außerhalb des Zentrums von Havanna rekrutiert die besten Musiker und Tänzer des Landes und bildet sie bis zum Universitätsabschluss aus. In der Musikschule spielt eine Big Band Salsa und Kubanisches für die Delegation aus Deutschland, eine 16-jährige Solistin brilliert am Flügel.
Instrumente als nützliche Geschenke
Dann gibt es Geschenke: Funken-Präsident Heinz-Günther Hunold und Kölns mitgereiste Bürgermeisterin Elfie Scho-Antwerpes haben zwei Instrumente des Kölner Geigenbauers und Funken Heribert Bünnagel mitgebracht, die hier dringend gebraucht werden – direkte und pragmatische Hilfe, die ankommt. Und als eines von vielen Mosaiksteinchen dazu beitragen soll, die Beziehung zwischen Köln und Havanna zu vertiefen.
Scho-Antwerpes hatte in den 90-er Jahren ein halbes Jahr lang ehrenamtlich für Fidel Castro gearbeitet und eine Organisation für gesundheitliche Aufklärung mit dem Schwerpunkt Aids mit aufgebaut. Sie und Funkenpräsident Hunold wollen nun bei Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker antragen, eine Städtepartnerschaft mit Havanna anzustreben. Konkrete Projekte sollen die Partnerschaft mit Leben füllen. „Es gibt exzellente Ärzte hier auf Kuba, aber die Ausstattung der Krankenhäuser ist miserabel“, sagt Scho-Antwerpes. Krankenhausärzte aus dem Kreis der Roten Funken haben ihre Unterstützung zugesagt, auch für das Feld der Kultur gibt es Hilfswillige.
Es fehlt an Vielem in der Zwei-Millionen-Stadt
Nach Jahrzehnten der Planwirtschaft fehlt es an Vielem in der Zwei-Millionen-Stadt, von Papier bis medizinischem Gerät, von Farben, Baustoffen bis zu Kondomen – der Mangel ist überall. Da ist die Tanzschule noch in vergleichbar gutem Zustand. Die wunderbar luftige Architektur bietet eine beeindruckende Kulisse für die Vorführungen der Studenten – zwischen kubanischem Folkloretanz und modernem Ballett.
Am gleichen Abend haben die Roten Funken in ein jüngst renoviertes Gebäude die berühmte Camerata Romeu eingeladen – ein reines Frauen-Kammerorchester, das für den vielleicht emotionalsten Moment der Reise sorgt: Als die jungen Damen „Echte Fründe“ und „Viva Colonia“ auf ihre ganz eigene Art interpretieren, hat nicht nur Henning Krautmacher Tränen in den Augen.
Feierlicher Empfang beim deutschen Botschafter
Am Tag der Deutschen Einheit schließlich geht es in die Residenz des deutschen Botschafters in Havanna. Thomas Neisinger ist ein kommunikativer Typ, er hat rund 800 Gäste zum Empfang geladen. Durch ein Spalier von Roten Funken betreten Botschafter und Diplomaten, Entscheidungs- und Würdenträger den Garten der Villa. Auch hier wird unter großem Applaus gewibbelt und getanzt, danach spielen erneut die Höhner auf, während sich die Funken unter die Gäste mischen.
Hier zeigt sich einmal mehr die Integrationskraft der rot-weißen Uniform: Zahlreiche Kubaner wollen sich mit den Stadtsoldaten fotografieren lassen, die Funken verteilen eigens mitgebrachtes Kölsch, ruckzuck ist man im Gespräch: Diplomatie auf kölsche Art.