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Endlich eine ChanceLangjährig Geduldete bekommen mit Hilfe der Stadt Bleiberecht

Lesezeit 4 Minuten
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Die Macher des Projekts "Bleibeperspektive"

Köln – Es ist die Geschichte von Djamel, so soll er hier genannt werden, die das abstrakt klingende Programm „Bleibeperspektiven in Köln“ mit Leben füllt: Djamel ist Roma und wurde im Jahr 2000 in Deutschland geboren. Seit seiner Geburt hatte er keinen Pass, lebte dauerhaft in Wohnheimen, fiel in seiner Jugend mehrmals mit Kleinkriminalität auf. Er hatte keinen Schulabschluss und nur sehr unregelmäßig die Schule besucht. 18 Jahre lebte er in Köln mit dem Status als „Geduldeter“ ohne gesicherten Bleiberechtstitel.

2018 kam er in das damals neu aufgelegte Programm: Dank der engen Betreuung meldete er sich in der Folge auf einer Tages- und Abendschule an, machte 2020 seinen Fachoberschulabschluss. 2021 begann er eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. Straffällig ist er nie mehr geworden und hat nun dauerhaftes Bleiberecht. „Er ist ein Beispiel dafür, wie man Menschen zurückholen und zu einem Teil der Gesellschaft machen kann“, sagt Dennis Gratz, der das Projekt „Bleibeperspektive“ im Ausländeramt betreut.

"Eine Erfolgsgeschichte"

Djamel ist einer von 446 Langzeitgeduldeten, die es durch das Programm „Bleibeperspektiven in Köln“ geschafft haben, dauerhaftes Bleiberecht zu bekommen. Allein in diesem Jahr waren es bereits 135. „Das klingt vielleicht für Außenstehende wenig, aber es ist eine Erfolgsgeschichte“, bilanziert der Vorsitzende des Kölner Flüchtlingsrates, Claus-Ulrich Prölß. Zumal die Arbeit auf sehr vielen Ebenen sehr komplex sei. Insgesamt werden von dem Programm derzeit 1825 der 5500 aktuell In Köln lebenden Geduldeten betreut. Unter ihnen sind Menschen, die seit zehn oder gar 20 Jahren in Köln leben.

Alles zum Thema Henriette Reker

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Die Initiative für das Programm ging von der Zivilgesellschaft aus: „Flüchtlingsrat und Rom e.V.“ wandten sich 2016 mit einem Aufruf an Oberbürgermeisterin Henriette Reker: Menschen über Jahre in diesem eigentlich auf wenige Monate begrenzten Status der Duldung zu lassen sei unerträglich. Sie forderten, das Leben in permanenter Angst und ohne Perspektive, eine Arbeit aufnehmen zu können zu stoppen. „Wir wollten endlich Bleiberecht statt Duldung für vor langer Zeit Geflüchtete“, so Prölß.

Projekt als dauerhaftes Programm

2018 legte die Stadt dann das Projekt für langjährig geduldete Menschen auf. Im Mai 2021 beschloss der Rat, das Projekt nochmal zu optimieren und als dauerhaftes Programm in Köln fortzuführen. „Das Ziel war, langjährig Geduldeten Hilfestellung zu geben, um die Kriterien eines dauerhaften Bleiberechts zu erfüllen“, erläuterte Stadtdirektorin Andrea Blome. In den Blick genommen wurden die Geduldeten, die bereits seit acht Jahren in Köln lebten. Damals waren das 1100 von 6000 Geduldeten, heute sind es 1815 von 5500 Geduldeten. „Es sind Menschen, bei denen eine Rückkehr in ihr Heimatland quasi ausgeschlossen war. Es wäre unmenschlich, diese immer weiter im ungewissen Duldungsstatus zu belassen, ohne Aussicht auf Arbeitserlaubnis und Integrationsperspektive“, erläutert die Leiterin des Ausländeramts, Ulrike Willms.

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Claus-Ulrich Prölß

Dabei ist das Projekt in dieser Form deutschlandweit einmalig – auch weil es diese Aufgabe interdisziplinär angeht: Das Ausländeramt betreut die Langzeitgeduldeten zusammen mit Sozialarbeitern der Stadt sowie in Kooperation mit den freien Trägern Flüchtlingsrat, Rom e.V., Caritas und Diakonisches Werk. Die Hürden, um den Status zu bekommen, seien so hoch wie komplex, berichtet Blome. Neben der Passbeschaffung, den Sprachkenntnissen und dem Zugang zum Arbeitsmarkt sei es vor allem das große Misstrauen in die Behörden, was einer Zusammenarbeit im Wege stehe. Durch den interdisziplinären Ansatz sei es gelungen, hier Schwellen abzubauen und glaubhaft zu machen, „dass wir nicht die Akte sehen, sondern den ganzen Menschen". Dabei sei die Hauptarbeit, überhaupt erst mal wieder Vertrauen in die Chancen in der Gesellschaft zu schaffen. Wenn die resignative Grundhaltung einmal gebrochen ist, aktivieren die Menschen sich selber", ergänzt Dennis Gratz.

Projekt ausgeweitet

Inzwischen wurde das Projekt optimiert und auch auf Geduldete ausgeweitet, die weniger als acht Jahre hier sind. Außerdem wurde der Kreis der Betreuten auch auf afghanische, irakische und syrische Geflüchtete ausgeweitet. Zehn Prozent der Betreuten werden zudem per Einzelfallentscheidung auf Vorschlag der Träger ins Programm aufgenommen.