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Brings-Biografie„Wir haben oft die Schule geschwänzt“

Lesezeit 3 Minuten

Brings in Schottenkluft – ihrem Markenzeichen

Köln – „Superjeilezick – Das Leben ist ein Rockkonzert“ - in der Brings-Biografie von „Stadt-Anzeiger“-Autor Uli Kreikebaum geht es um die Höhen, aber auch die Tiefen der Kölsch-Rock-Band. Am 25. Oktober lassen Gitarrist Harry Alfter, Schlagzeuger Christian Blüm, Keyboarder Kai Engel, Sänger Peter und Bassist Stephan Brings jetzt die Schottenröcke runter - dann erscheint das Buch. Einen Tag später, Sonntag, 26. Oktober, 17 Uhr, stellt die Band die Biografie im Gürzenich vor.

Wir veröffentlichen vorab exklusiv Inhalte aus dem Buch.

Brings über Kindheit

Brings, heißt es im Kapitel „Laut und dagegen – erste Klampfen“ „beginnt mit Klassenkampf im Wohnzimmer“. „Wir fürchten nicht, ja nicht! Die grüne Polizei!“ schepperte aus einer Musikanlage der Familie Brings in der kleinen  Bickendorfer Wohnung. Stephans und Peters Eltern waren stramme Antikapitalisten und überzeugte Linke. Die Einstellung der Eltern hat die Brüder Brings geprägt –  zumal sie mit Vater Rolly, der in Köln als Liedermacher und Mundartdichter bekannt ist, in jungen Jahren oft auf der Bühne standen. Entschieden gegen Rassismus und Antisemitismus, im Zweifel links eröm – dabei ist es für die Band geblieben.

Offen erzählen die Brings-Brüder auch über die Trennung ihrer Eltern. Sie wuchsen bei Mutter Dietlinde auf, die trotz ständiger Geldknappheit ein Gartenhäuschen mietete, das ihre Jungs in ihren ersten Probenraum verwandelten. Hätte die Mutter ihre Musikbesessenheit nicht derart unterstützt, „würde es uns wahrscheinlich heute nicht geben“.

„Uns war es peinlich, dass bei uns ab und zu der Strom abgestellt wurde. Ah, bei den Brings geht mal wieder das Licht aus, hieß es dann in der Nachbarschaft“, erinnert sich Peter. Klar, bei einer alleinerziehenden, sehr jungen Mutter (Peter kam zur Welt, als Dietlinde 18 war, Stephan ein Jahr später) sei es immer knapp gewesen.  „Aber Mama hat wirklich das letzte Hemd für uns gegeben. Und das, obwohl wir beide keinen Bock auf Schule hatten und oft geschwänzt haben.“

Peter hat seiner Mutter später ein Lied gewidmet, das der Band die Tür zum Berufsmusikerleben weit aufstieß: Es heißt Katharina und handelt von einer Frau, die hart schuftet, um sich und die Familie über Wasser zu halten. Es ist ein Liebeslied, in dem viel Wut und Traurigkeit stecken. Die Band verarbeitet ihr Leben seit jeher in ihren Liedern. So haben sie auch einen Song über den frühen Tod der Mutter von Gitarrist Harry Alfter geschrieben: Nix is verjesse.

Alle Bandmitglieder erzählen in der Biografie über ihre Kindheit. Keyboarder Kai Engel erinnert sich, wie es war, als Kind von Bläck-Fööss-Mitgründer Tommy Engel aufzuwachsen. Schlagzeuger Christian Blüm kann heute darüber lachen, dass er früher ständig auf Papa Nobert, der unter Kanzler Helmut Kohl  Arbeitsminister war, angesprochen wurde. Lange fand er es gar nicht lustig. (ksta)