Brings standen am Freitagabend mit dem Bonner Beethoven Orchester auf der Bühne am Roncalliplatz.
Mit Beethoven OrchesterTränen im Publikum – Brings geben denkwürdiges Konzert vor dem Kölner Dom
Am unscheinbaren Seiteneingang zur großen Bühne am Roncalli-Platz strömten sie reihenweise heraus. Sie trugen ihre wieder gut verpackten Instrumente in den Händen, einen Karo-Hut auf dem Kopf und ein seliges Lächeln im Gesicht. Keine 20 Minuten zuvor waren sie noch oben im Scheinwerferlicht gewesen, hatten den letzten Ton gespielt und mit 5000 Fans die Worte von Peter Brings gehört: „Wir könnten die ganze Nacht spielen, aber das Ordnungsamt lässt uns leider nicht in Köln.“
22 Uhr ist eben Schluss ist Schluss, und nun also waren die 80 Musikerinnen und Musiker des Bonner Beethoven Orchesters auf dem Weg nach Hause und ignorierten die Frage eines Fans: „Geht ihr jetzt noch ordentlich feiern?“ Sie genossen einfach nur den Moment danach, auch in Gedanken daran, dass am Samstag (19. August) der zweite Auftritt mit Brings auf dem Programm stand. Und in Gedanken daran, was in den zwei Stunden zuvor geschehen war.
Hinter der Absperrung fand der künstlerische Leiter des Orchesters Worte dafür. „Es war ein besonderes Erlebnis“, sagte Dirk Kaftan lächelnd und sprach danach noch von „Leidenschaft“ und „Spielfreude“. Attribute, die nicht ausdrücken konnten, wie die Symbiose von kölschem Karnevals-Rock mit Klassik funktioniert hat.
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Brings hatten Lampenfieber vor Konzert mit Beethoven Orchester
Schnell hatte die Band ihr „Muffensausen“ vor dem Abend abgelegt, „Muffensausen“, das sie hatte, weil bis auf Schlagzeuger Christian Blüm niemand Noten lesen kann und die Angst vor Fehlern schon groß war. Da waren stundenlanges Proben und zwei Durchgänge mit dem kompletten Konzert nur fürs gute Gefühl und Sicherheit – im Schatten des Doms sich den „Ritterschlag“ (Peter Brings) zu holen, war doch eine andere Sache.
Doch nachdem die Rheinische Sinfonie vom Orchester den Abend eröffnet hatte, Brings ihr „Willkumme“ gesungen hatte, war spätesten auch Peter Brings lockerer, als er beim „Sünderlein“-Lied grinsend fragte, ob die jetzt im Publikum sind oder hinter ihm im Dom. Danach gab das Orchester mit dem konzentriert coolen Kaftan Brings eine kolossale Wucht, die niemanden kaltlassen konnte.
Brings vor dem Kölner Dom: Tränen im Publikum
Und so ging’s dann eben durch die nächsten Songs. Ein „Hallelluja“ vor der langsam in der Dunkelheit verschwindenden Kathedrale, ein lustig-krachender Auftritt mit „Dennis aus Hürth“, ein langer Ausflug des Klassikers „Bis ans Meer“ und dann der Höhepunkt des Zusammenspiels. Die von Peter Brings mit emotionalem Text versehende Jazz-Suite des Komponisten Dmitri Schostakowitsch – „Schlaf gut mein Land“. Musikalisch untermalt vom Orchester.
Andacht im Publikum vorm Dom. Zuhören, anhören, mithören. Als die „Superjeile Zick“ mit dem Orchester eine neue Note bekommen hatte, der „Kölsche Jung“ alle zum Mitsingen animiert hatte, flossen bei „Liebe gewinnt“ auch Tränen im Publikum. Es waren Momente, die unvergesslich bleiben.
Nach dem Konzert waren alle glücklich. „Das Publikum war der Hammer“, sagte Christian Blüm, während seine Band-Freunde strahlend mit Freunden und Familie noch ein Stündchen verbrachte, um die Spannung loszuwerden. „Das ist der Endpunkt einer sechsjährigen Reise“, meinte Blüm und beschrieb damit die Umsetzung von der Idee bis zu den zwei Konzerten, die ihresgleichen suchen werden in der rheinischen Musklandschaft. Auf die Frage, ob es eine Fortsetzung gibt, verneinten Blüm und Kaftan erstmal. Aber wer weiß das schon, sagten ihre Blicke.
Dieser Artikel erschien zuerst im „Express“.