In der Bezirksvertretung Chorweiler übten Politiker und Anwohner Kritik an der kurzfristigen Ankündigung.
„Anders schaffen wir das nicht“Sozialdezernent wirbt um Verständnis für Containerdorf für Geflüchtete am Fühlinger See
Gut ein Monat ist vergangen, seit die Stadt Köln bekannt gegeben hatte, dass auf dem Parkplatz 5 am Fühlinger See eine neue Unterkunft für Geflüchtete entstehen soll – inzwischen sind die Arbeiten für das neue Containerdorf in vollem Gang. Noch in diesem Jahr sollen hier die ersten Menschen unterkommen, 400 sollen es insgesamt werden. Die Politik im Bezirk Chorweiler sieht sich von der Entscheidung und ihrer raschen Umsetzung jedoch überrumpelt, ebenso wie Anwohner im benachbarten Fühlingen.
220 Container werden in Köln-Fühlingen aufgebaut
Weil sie noch offene Fragen sahen, hatten die Mitglieder der Bezirksvertretung Chorweiler in ihrer jüngsten Sitzung eine Aktuelle Stunde anberaumt, um Sozialdezernent Harald Rau auf den Zahn zu fühlen. Neben Ramona Fischer aus dem Vorstand des Bürgervereins „Wir Fühlinger“ hatten sie auch den Berater Hardy Prothmann eingeladen, der als Sprecher des Aqualands fungierte. Rau war mit mehr Informationen im Gepäck gekommen: Insgesamt sollen 220 Container aufgestellt werden, außerdem ein Zelt mit 300 Quadratmetern Fläche für Küche und Verpflegung. Weitere sechs Containerräume sind für Beratungsgespräche und das Lagern von Bekleidung eingeplant. Hausmeister, Küchenpersonal sowie fünf Sozialarbeiter sind für die Betreuung der Bewohner vorgesehen.
Informationen, die die örtlichen Politiker und Anwohner gerne früher bekommen hätten. „Wir haben aus der Zeitung davon erfahren, da waren wir doch sehr überrascht“, sagte etwa Ramona Fischer. „Wir sind der Meinung, dass mehr Transparenz bei solchen Entscheidungen auch die Akzeptanz fördert.“ Die Größenordnung von 400 Bewohnern der Unterkunft sah sie kritisch, Integration sei so kaum möglich. „Die Schulinfrastruktur im Ort ist bereits an ihren Grenzen, weitere Kinder unterzubringen, wird sehr problematisch.“
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Aqualand fürchtet negative Auswirkungen auf Besucherzahlen
Prothmann schilderte die Sicht seines Auftraggebers. „Wir verstehen die Not der Menschen und der Stadt“, sagt er, „aber wir haben auch Sorgen, dass die massive Zahl von Geflüchteten negative Auswirkungen auf den Betrieb haben wird.“ Bereits 2015 habe die Nähe zur damaligen Unterkunft zu einem Rückgang der Besucherzahlen geführt. Für die Dauer von 18 Monaten, auf die die Unterkunft zunächst angelegt ist, werde man diese mittragen, anschließend jedoch würde man die Suche nach einem Alternativstandort begrüßen. Ansonsten müsse man den geplanten Bau eines Hotels am Aqualand neu überdenken.
Rau warb für Verständnis für die kurzfristige Bekanntgabe. „Die Taskforce prüft eine Vielzahl von Vorschlägen, die sich aber in der Mehrheit nicht eignen. Würden wir früher an die Öffentlichkeit gehen, würden wir in 80 bis 90 Prozent der Fälle falschen Alarm auslösen.“ Er habe Verständnis für die Sorgen angesichts der Größe der Unterkunft, aber die Not sei zurzeit so groß, dass die Stadt keine andere Wahl habe. „Es kommen zurzeit zwischen 100 und 200 Personen pro Woche bei uns an, anders schaffen wir das nicht.“
Politiker kritisieren Informationspolitik bei Geflüchtetenunterkunft am Fühlinger See
Auch die Bezirksvertreter hielten die Informationspolitik für ausbaufähig. Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner gab an, nur ein paar Tage vor der Öffentlichkeit von Rau informiert worden zu sein, „da war die Sache im Bezirk bereits ein offenes Geheimnis“. Rainer Stuhlweißenburg (CDU) erinnerte Rau daran, dass es in Fühlingen und den umgebenden Stadtteilen bereits eine ganze Reihe Geflüchteten-Unterkünfte gebe: „Es muss eine gerechte Verteilung geben“, sagte er. Inan Gökpinar, Fraktionsvorsitzender der SPD, warf Rau vor, die gleichen Fehler wie 2015 zu machen. „Wir haben Verständnis für den Druck, unter dem die Verwaltung steht“, meinte er, „aber ich erwarte von der Verwaltung, dass sie offen zugibt: ‚Ja, es wurden Fehler gemacht‘.“
Rau kündigte eine Informationsveranstaltung zur neuen Unterkunft an, die noch vor der Inbetriebnahme erfolgen solle. Angesichts der Situation zurzeit wollte er jedoch nicht ausschließen, dass diese auch über die bisher geplanten eineinhalb Jahre genutzt werden müsse. „Bei dem, was gerade auf uns zukommt, müssen wir alle Möglichkeiten nutzen“, so Rau.