Manche Kölner sitzen gern unter Pappeln, andere sonnen lieber auf dem Wasser: So kommt die neue Badestelle am Fühlinger See an.
„Am See ist alles schöner“Kölner verbringen heißen Sommerabend an neuer Badestelle am Fühlinger See
Ruben Neelen klemmt sich einen Schwimmring unter den Arm. Der ist kunterbunt, ein riesiger Donut. Er rennt seinen Freunden hinterher, immer schneller bergab. Am Ende wartet der Fühlinger See. 30 Grad sind es an diesem Abend um 17 Uhr noch. Die drei Jungs brauchen eine Abkühlung.
Während Neelen auf dem Donut im Wasser treibt, wird es immer voller an See 7. Seit Mai ist hier erstmals eine offizielle Badestelle geöffnet. Autofahrer suchen die letzten Parkplätze im Schatten. Zwischen den Autos tauschen Kölner ihren Anzug gegen Badehosen und Blusen gegen Bikini. Eltern pusten mit roten Köpfen Luftmatratzen für quengelnde Kinder auf.
Kölner fahren nach Feierabend mit Rad und Auto zum See
Noch mehr Verkehr herrscht auf dem Radweg zur Badestelle. Steinchen fliegen in die Luft, wenn die Radfahrer scharf bremsen. David, Ronja und Dominique sind nach ihrer Arbeit hergefahren. Ihre Räder liegen im Gras. Sie haben es sich besonders gemütlich gemacht: David sitzt in einer Hängematte zwischen zwei Bäumen. Die haben die drei gerne dabei, wenn sie sich im Sommer draußen treffen, sagen sie.
Alles zum Thema Fühlinger See
- Kölner Olympionikin Kathrin Marchand wechselt vom Ruderboot auf die Langlaufski
- Drei Kölner Heldinnen „In dem Moment funktioniert man einfach nur“
- Festival am Fühlinger See „Eat Play Love“-Veranstalter hofft auf bis zu 20.000 Besucher
- Badespaß in der Natur Die 11 schönsten Badeseen in Köln und Region
- NRW-Party und Baustellen Was diese Woche in Köln wichtig wird
- Satzung konkretisiert Freizeitsportler sind auf Regattabahn am Fühlinger See verboten
- Olympia in Köln „Welse lutschen höchstens mal am Zeh“ – Im Fühlinger See mit einem Schwimmtrainer
„Hier ist es entspannter als im Grüngürtel“, sagt David. Die Hängematte schaukelt zwischen den Bäumen. Die drei blicken auf den See. Mit seinem SUP-Board will er gleich noch ins Wasser. „Wir kommen schon seit Jahren her“, sagt er.
Dabei war das gar nicht gestattet. Trotzdem schwammen Kölnerinnen und Kölner hier schon immer. Nur in den vergangenen Jahren, nach mehreren Badeunfällen, setzte die Stadt das Verbot auch durch. Proteste wurden laut, jetzt ist Baden hier legal – endlich, so könnte man sagen, wenn man das Treiben an einem der ersten warmen Tage des Sommers hier beobachtet.
Hoher Pegel lässt Fühlinger See die Wiese überfluten
Der Pegel ist nach den regenreichen Wochen hoch. Der See nimmt am Ufer einige Meter Wiese ein, läuft lange flach aus. Das verursacht ein Kuriosum: Eine der Parkbänke steht halb im Wasser. Das macht sie allerdings nur beliebter. Florian Wagner hat sich mit einem Freund den Platz ergattert, auf den mehrere ein Auge werfen. Er sonnt sich auf der Bank, während seine Füße im Wasser baumeln.
Dass das Baden erst jetzt erlaubt ist, sei ihm nicht bewusst gewesen. „Für uns hat sich nichts geändert“, sagt er. Wie Wagner geht es vielen, die an diesem Abend hier sonnen. Für die Kölner war der Fühlinger See als Ruheoase zur Naherholung schon immer essenziell. Und in zunehmend heißen Großstadt-Sommern dürfte er in Zukunft an Bedeutung noch gewinnen.
Lieber im Schatten statt auf der unverhofften Spa-Parkbank sitzt Annelie Beltrami auf einem Handtuch. Die junge Kölnerin kannte die Badestelle bereits und nahm an diesem Abend ihre Eltern das erste Mal mit. „Hier hat man keine Betonbecken, sondern schöne Natur“, sagt sie. „Und hier kostet es nichts.“
Kölner nutzen neue kostenfreie Badestelle
Sie spielt auf einen der größten Kritikpunkte gegen das vorherige Verbot an. An einer Stelle hätte sie nämlich sehr wohl legal in den See springen können, am Blackfoot Beach – gegen Eintritt. Zwar bekommt man in dem Freibad dafür Sandstrand, Badeaufsicht, Toiletten, Essen und Programm. Der Spaß kann für Familien im Sommer jedoch teuer werden. Das ist jetzt vorbei. Und das Ufer an See 7 umso voller. Eine weitere Stelle an See 1 ist ebenfalls neu eingerichtet, beide werden nicht bewacht. Bojen im Wasser grenzen den Badebereich ein. Die Stadt lässt nur kontrollieren, dass Wasser und Park sauber bleiben.
Beltramis Mutter Katja Lissowski sitz neben ihrer Tochter in einem Klappstuhl ein gutes Stück höher als auf Seelevel. „Hier spenden die großen Pappelbäume genug Schatten“, sagt sie. Der seichte Wind raschelt durch die Blätterkrone über ihr. „Am See ist alles schöner“, sagt sie und rückt ihren Sonnenhut zurecht.
Von hier ist zusehen, wie Ruben Neelen und seine Freunde wieder an Land kommen. Sie haben genug von der Sonne. „Das Wasser ist erstaunlich warm“, sagt Neelen. „Wir sind bis zu den Bojen raus, da wird es kühler.“ Sie laufen schnell über das Stück überschwemmte Wiese. Es kitzelt unter den blanken Fußsohlen.
Neelen hatte recht, weiter draußen wird der See kühler und noch schöner. Schwimmzug für Schwimmzug wird das Rauschen des Feierabendverkehrs auf der nahegelegenen A1 leiser, wenn die Wellen am Ohr vorbeischwappen.