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Neue Mitte eingeweihtSo soll Köln-Chorweiler Ruf als sozialen Brennpunkt verlieren

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Henriette Reker durfte die Gedenkbodenplatte für die Friedensglocke in Chorweiler einweihen.

Chorweiler – Extra aus Fühlingen waren Hella und Gerd Wildermann gekommen, um bei der offiziellen Eröffnung der Chorweiler Plätze dabei zu sein. Seit 1969 leben die Eheleute im Kölner Norden und identifizieren sich voll und ganz mit dem Stadtbezirk Chorweiler. „Ein tolles Gebiet“, schwärmte Hella Wildermann, „es gibt viel Grün und Weite, man kann ausgiebig wandern, auch über Feldwege.“

Der gleichnamige Stadtteil habe leider einen Ruf als sozialer Brennpunkt, daher sei es gut, dass er eine Aufwertung erfahre. Anderthalb Jahre haben die Bauarbeiten in Chorweiler-Mitte gedauert, Pariser Platz, Liverpooler Platz und Lyoner Passage wurden neu gepflastert und bekamen eine neue Möblierung, mit viel Raum für Sport und Spiel. „Die Plätze sind wunderschön geworden“, urteilte Hella Wildermann, „hier kann man alles Mögliche veranstalten, internationale Feste zum Beispiel, schließlich ist Chorweiler ein Stadtteil, wo sich Integration vollzieht.“

Fatih Çevikkollu moderierte

Bis allerdings wieder Großveranstaltungen − wie etwa das beliebte Stadtbezirksfest − stattfinden können, werden wohl noch Monate ins Land gehen – schuld ist die Corona-Pandemie. Die Szenerie bei der Platzeröffnung hatte etwas Deprimierendes: Für die Festredner, Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Anne Katrin Bohle, Staatssekretärin im Berliner Bundesbauministerium, waren Zeltdächer aufgestellt, rundherum war der Platz abgesperrt.

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Unbesockt moderierte Kabarettist Fatih Çevikkollu (l.) die Einweihungszeremonie.

Wer an der Eröffnung teilnehmen wollte, musste sich am von Sicherheitspersonal bewachten Eingang in die Namensliste eintragen. Maskenpflicht war selbstverständlich. Rund 80 Menschen verteilten sich auf dem Platz. Kabarettist Fatih Çevikkollu moderierte. 1991 habe er in der Heinrich-Böll-Gesamtschule das Abitur abgelegt, erzählte er, täglich habe ihn damals sein Weg über den Pariser Platz geführt. „Noch nie war Chorweilers Mitte so schön wie heute“, so Çevikkollu.

Sanierung kostet insgesamt 13 Millionen Euro

Henriette Reker lobte die „zeitgemäße Gestaltung“. Es entspreche dem Zeitgeist, dass öffentliche Plätze zu längerem Aufenthalt einladen. „Die Menschen möchten sich begegnen können.“ Dem Bund dankte sie für die finanzielle Unterstützung. Insgesamt kostete die Sanierung 13 Millionen Euro, davon kamen fünf Millionen Euro aus dem Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“.

Chorweiler kenne sie bereits aus ihrer früheren Tätigkeit, sagte Anne Katrin Bohle. Bevor sie 2019 nach Berlin ging, war die Juristin bei der Düsseldorfer Landesregierung zuständig für Stadtentwicklung. „Chorweiler ist nicht die einzige Hochhaussiedlung im Land, aber hier gibt es einen besonderen Geist des Miteinanders.“ Es sei nun an den Bewohnern, die bereitgestellten „flexiblen Räume“ auch zu nutzen.

Glocke wiegt 140 Kilogramm

Die Staatssekretärin appellierte an die Bürger: „Bleiben Sie dran, fordern Sie die Kölner Verwaltung heraus, die ist leistungsfähiger, als man oft denkt.“ Anschließend enthüllten Bohle und Reker eine von der Worringer Bildhauerin Henrike Schwarz gestaltete Bodenplatte zum Gedenken an die Chorweiler Friedensglocke. Auf dem Pariser Platz wurde sie im April 2014 bei einer öffentlichen Aktion, an der mehrere Hundert Menschen teilnahmen, gegossen.

Das Besondere: Die 140 Kilogramm schwere Glocke ist mobil. In einem Fahrgestell verankert wird sie auf Anfrage ausgeliehen. Die Idee hatte Ralf Neukirchen, Pfarrer der katholischen Gemeinde Heiliger Johannes XXIII.

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Die Bodenplatte zeigt das Symbol Chorweilers, die Friedensglocke.

Im Gemeindezentrum am Pariser Platz steht die Friedensglocke normalerweise – wenn sie nicht gerade unterwegs ist. „Wir haben Anfragen aus ganz Deutschland“, berichtete Hermann-Josef Oberbörsch, Mitglied im Glockenteam. Die Idee des Friedens werde so in die Welt getragen. In Chorweiler gibt es zudem den Runden Tisch Frieden, der einmal im Monat sonntags auf dem Pariser Platz den „Abendfrieden“ veranstaltet. Durchschnittlich kämen 50 Personen, so Oberbörsch.