Merkenich – Gut ein Jahr ist es her, dass die von der GAG errichtete neue Siedlung von 38 Einfamilienhäusern an der Straße In den Kämpen fertig gestellt und bezogen wurde – vor allem von jungen Familien. Ilona Kaurisch und ihre Familie etwa zogen im Dezember 2019 aus Nippes her, die von Sihem Azizi und Ayna Özdemir kurze Zeit später. Schnell knüpften die neuen Nachbarinnen Kontakt, dabei fiel den jungen Müttern jedoch ein Mangel ihrer neuen Umgebung auf.
Zu wenig Kitaplätze in Köln-Merkenich
„Irgendwie bin ich ja davon ausgegangen, dass man weiter außerhalb des Stadtzentrums einfacher an einen Kita-Platz kommt, als in Nippes“, meint etwa Kaurisch – ganz ähnlich Azizi: „Unser Gedankengang war, dass wir durch den Umzug berechtigt wären, einen Platz in einer wohnortnahen Kindertagesstätte zu bekommen – aber das war wohl etwas naiv“, sagt sie mit einem schiefen Lächeln. Denn die Situation der Kinderbetreuung ist in Merkenich kaum weniger angespannt als in innenstadtnahen Lagen: Die insgesamt 167 Plätze der beiden Kindertagesstätten vor Ort sind voll belegt.
Insgesamt leben in Merkenich aber 249 Kinder in der relevanten Altersklasse U3/Ü3, davon allein 30 im Neubaugebiet In den Kämpen/Derichsweg. Also lässt Kaurisch ihre Kinder wohl oder übel immer noch in einer Nippeser Kita betreuen . „Ich bringe sie morgens dorthin und fahre dann zur Arbeit nach Chorweiler. Dem Klimaschutz ist damit natürlich nicht geholfen“, beschreibt Kaurisch ihren morgendlichen Weg. Azizi bringt ihren Sohn jeden Morgen in eine Einrichtung in Ossendorf, Özdemir hat für ihre Tochter zwar eine Tagesmutter in Merkenich gefunden, „aber das ist für uns auch nur eine Übergangslösung“ sagt sie.
Trio sammelte Unterschriften für Bau einer weiteren Kita
Im vergangenen Sommer hatten die drei Nachbarinnen daher beschlossen, selbst aktiv zu werden und auf ihre Situation aufmerksam zu machen. So starteten sie etwa eine Unterschriftensammlung für den Bau einer weiteren Kita und wandten sich in Briefen an Vertreter der Stadtverwaltung, wie den Dezernenten für Bildung, Jugend und Sport Robert Voigtsberger und auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Dank der gesammelten Unterschriften hatte der Jugendhilfeausschuss ihr Anliegen auf die Tagesordnung seiner Sitzung im August 2020 gesetzt. Die Verwaltung gab daraufhin bekannt, dass zwei Grundstücke in der Amandusstraße und Alte Römerstraße für den Bau von Kitas geprüft würden.
Diese Straßen sind jedoch im nominell zu Merkenich gehörenden Ortsteil Rheinkassel zu finden und damit „gut zwei Kilometer weit weg, also vom Derichsweg aus nicht unbedingt fußläufig erreichbar zu nennen“, wie der Vorsitzende des Merkenicher Bürgervereins Bruno Klais weiß, der das Trio bei seinen Bemühungen unterstützt. „Von Merkenich selbst heißt es immer, dass die Verwaltung hier keine geeigneten Grundstücke findet“, sagt Kaurisch, „darum hatten wir uns selbst Gedanken gemacht und uns in der Umgebung nach geeigneten Flächen umgesehen.“ Tatsächlich hatten sie in dem Bolzplatz an der Merkenicher Hauptstraße südlich des Kaplanshofes einen aus ihrer Sicht aussichtsreichen Kandidaten ausgemacht. In einem weiteren Schreiben an die OB schlug Ayna Özdemir daher vor, einen Teil des Grundstücks für den Bau einer Kita in Betracht zu ziehen und den Rest als Kinderspielplatz auszubauen.
Ersatz für Bolzplatz
In einem Antwortschreiben gab Andrea Blome, Dezernentin für Mobilität und Liegenschaften, daraufhin an, dass sich das Grundstück grundsätzlich eigne, da es für dieses keinen Bebauungsplan gäbe, dass jedoch auch der Bolzplatz benötigt werde. Sollte für diesen Ersatz gefunden werden, könne das Areal an der Merkenicher Hauptstraße in Betracht gezogen werden. Ermutigt von dieser Antwort, hielten Kaurisch, Azizi und Özdemir wiederum Ausschau nach einer Alternative für den Bolzplatz und wurden in der Straße Auf dem alten Weerth fündig: Dort befindet sich ein Grünzug, der einen Spielplatz umfasst, mit seinen gut 10 000 Quadratmetern aber nicht nur genug Platz für einen Bolzplatz böte, sondern ebenso eine weitere Alternative für einen Kita-Bau darstelle. Für dieses Areal gibt es jedoch einen Bebauungsplan, der geändert werden müsse.
Bisher haben die drei also einige vielversprechende Ansätze zu Tage fördern können. Dass sich aus diesen aber konkrete Lösungen entwickeln würden, ist noch nicht abzusehen. Ernüchterung macht sich breit. „Ich habe langsam den Eindruck, dass das bei der Stadt zwar alles registriert, aber nicht darauf eingegangen wird,“, meint Özdemir. „Man weiß langsam nicht mehr, wo man anpacken, wen man ansprechen soll“, fügt Kaurisch hinzu. Bruno Klais schlägt daher vor, die Fraktionen der Bezirksvertretung Chorweiler anzusprechen und diese zu einem gemeinsamen Antrag an die Verwaltung zu bewegen, das Gelände Auf dem alten Weerth für den Kita-Bau prüfen zu lassen. „Davon verspreche ich mir ein starkes Signal für den Bezirk“, so Klais.