Für den geplanten neuen Stadtteil nördlich von Chorweiler lud die Stadt erneut zum Beteiligungs-Workshop. Viele Fragen blieben offen.
Schlechte Anbindung?Anwohnern bereitet Verkehr rund um Planung von Kreuzfeld Sorgen
„Einen neuen Stadtteil von Grund auf zu planen ist eine Aufgabe, die man wirklich nicht jeden Tag auf dem Tisch hat“, verdeutlichte Till Sitzmann vom Stadtplanungsamt. „Wir arbeiten mit einem großen Team aus verschiedenen Ämtern an dem Projekt – und freuen uns über die große Resonanz auch auf diesen Workshop.“
Ab Beginn des kommenden Jahrzehnts soll auf 80 Hektar Fläche Kreuzfeld, der geplante 87. Kölner Stadtteil mit rund 3500 Wohneinheiten und geschätzt 8000 Einwohnern, westlich von Blumenberg auf freiem Feld entstehen.
Nun geht es an die Feinheiten: Hierzu hat die Stadt im Rahmen der sogenannten Technischen Masterplanung erneut zur Bürgerbeteiligung eingeladen. Mit rund 100 Gästen, die im großen Saal des Bürgerzentrums Chorweiler in Anwesenheit von Baudezernent Markus Greitemann mitdiskutierten und an den drei Thementischen – Bildungslandschaft, Grün und öffentlicher Raum sowie Verkehr und Mobilität – mitarbeiteten, war das Echo beachtlich.
Fünf Quartiere bilden den neuen Stadtteil Kreuzfeld
2021 war der Entwurf „The Woodhood – Kreuzfeld Gartenstadt 2.0“ des dänischen Planungsbüros Adept, mit Partnern aus Hamburg, Rotterdam und Hilversum, als Sieger aus dem Wettbewerb für die Basisplanung des neuen Stadtteils hervorgegangen. Das Konzept sieht fünf durch Grün- und Freiflächen voneinander getrennte Siedlungen vor, die durch eine große Ringstraße – „Hood-Loop“ genannt – verbunden sind.
Der bereits abgepollerte Dresenhofweg soll als ausgebauter Radschnellweg von Nord nach Süd durch Kreuzfeld hindurch führen. In den Siedlungen gibt es ebenfalls jeweils eine Ringstraße, die jene im Innern erschließen. Neun Kindergärten, drei Grund-, zwei weiterführende Schulen und eine Förderschule sind geplant, außerdem Einzelhandel, Gastronomie, ein Bürgerhaus sowie Gesundheitsversorgung.
Alle Quartiere haben einen zentralen Platz in ihrem Zentrum. Ebenfalls gibt es zwischen den Siedlungen einen großen Grünzug als „grüne Mitte“, von überall schnell erreichbar. Ein Leitgedanke ist die Verbindung des Angenehmen mit dem Nützlichen: So sollen etwa Retentionsflächen, zum Schutz vor Überschwemmungen, zugleich als Wasser-Elemente das Gesicht des Veedels mitprägen.
Die Lärmschutzwälle sind gleichzeitig zur Nutzung etwa als Sportfläche, Kletterwand oder Tribüne gedacht. Eine Besonderheit: Das Bewohnerparken soll ausschließlich in den Mobilitätsstationen, die auch Angebote wie Carsharing oder Rad-Verleih bieten, möglich sein; klassische Stellflächen sind nicht geplant. Das Verkehrsangebot ergänzen sieben Bushaltestellen im Verlauf des großen Rings.
Einige Forderungen der Gäste waren unter anderem, dass die Schulgebäude über die schulische Nutzung hinaus Funktionen fürs Veedel erfüllen sollten, etwa Räume für Veranstaltungen zu bieten. Beim Thema Freiräume legten einige Gäste Wert darauf, dass diese barrierefrei sein müssten. Hans-Jürgen Brause von der Seniorenvertretung Chorweiler mahnte, dass auch Pflegeheime und seniorengerechtes Wohnen mitgedacht werden müsse. Dem sei so, versicherte Greitemann; dieses Thema sei Teil der Planungen – auch wenn es kein eigener Punkt im Workshop geworden sei.
Schlechte Anbindung in Kreuzfeld befürchtet
Als Hauptsorgen der Besucher stellten sich wiederum Verkehr und Erschließung heraus – vor allem, ob der nördlich an Blumenberg und Kreuzfeld vorbeiführende Blumenbergsweg ausgebaut werden sollte oder nicht. „Wir haben bereits in Blumenberg 5500 Einwohner, mit Kreuzfeld kommen noch mal 8000 hinzu“, so ein Gast. „Je mehr Straßen ich habe, desto mehr Verkehr, das ist mittlerweile eine gesicherte Erkenntnis.“
Andere Gäste sahen gerade im Ausbau dieser Verbindung zur Industriestraße und dem Autobahn-1-Anschluss eine Voraussetzung, dass der Stadtteil überhaupt gebaut werden könne.
Zudem bereitet die unzuverlässige S-Bahn-Verbindung, die häufig ausfällt, Sorgen. „Wenn die KVB keine zur S-Bahn parallelen Linien anbieten darf, frage ich mich, wie eine gesicherte ÖPNV-Verbindung entstehen kann“, so ein Besucher. Ein weiterer Gast bezweifelte, dass die Quartiersgaragen angenommen würden. „Wenn die Leute wegen der schlechten Anbindung aufs Auto umsteigen, man jedoch in Kreuzfeld schwer parken kann, könnte es in Blumenberg eng werden.“
Ein weiterer Gast forderte, dass der geplante Radschnellweg in der Siedlung für Jung und Alt sicher überquerbar sein müsse. „Er darf keine Schneise werden“, hieß es. Verkehr sei erneut das brennende Thema, fasste es der Chorweiler Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner zusammen. „Was mir komplett gefehlt hat, ist der Blick auf das Umfeld: Wo fließt der Verkehr her, der von und nach Kreuzfeld will? Wie verhält sich Kreuzfeld zu den Orten in der Umgebung?“ Das wären Themen für den nächsten Workshop.