War es zu verhindern? Eine Angehörige beklagt nach dem Corona-Ausbruch in einer Wohneinrichtung in Köln-Pesch unzureichende Schutzmaßnahmen.
Unterdessen liegen die ersten Bewohner mit Covid-Symptomen im Krankenhaus. Anfang Mai sollen größere Heime für Menschen mit Behinderung durchgeimpft sein.
Köln – Der Corona-Ausbruch in der Kölner Wohnanlage für Menschen mit Behinderung hat sich ausgeweitet: 36 der 50 Bewohnerinnen und Bewohner sowie 29 Mitarbeitende des Heims im Stadtteil Pesch gelten aktuell als infiziert, vier Erkrankte befinden sich im Krankenhaus. „Die Personen haben sich mit der Virusvariante B117 angesteckt. Die britische Mutante hat das Ausbruchsgeschehen maßgeblich beeinflusst“, sagt eine Sprecherin der Alexianer-Werkstätten auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.
„Die anderen infizierten Personen zeigen zum Teil Erkältungssymptome und haben erhöhte Temperatur.“ Alle Infizierten hätten sich sofort in Quarantäne begeben und seien separiert worden. „Das Infektionsgeschehen beschränkt sich allein auf das Wohnheim. Um eine Ausbreitung zu verhindern, wurde ein vorübergehendes Besuchsverbot in der Einrichtung festgelegt“, sagt die Sprecherin.
Kölner Heim wehrt sich gegen Vorwürfe
Eine Angehörige hat derweil gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ das Hygienekonzept des Hauses infrage gestellt. Lange habe es dort keine Maskenpflicht gegeben, regelmäßige Schnelltests würden erst seit Mitte Februar durchgeführt. Leider würden Wohnheime für Menschen mit Behinderung generell schlechter gestellt und öffentlich weniger beachtet als Pflege- und Seniorenheime.
„Seit Februar 2021 werden wöchentliche Reihentestungen durchgeführt. Sämtliche externen Besucherinnen und Besucher müssen sich entweder einem Corona-Test vor Ort unterziehen oder belegen können, dass sie innerhalb der letzten 48 Stunden negativ auf Covid-19 getestet wurden“, sagt dazu die Alexianer-Sprecherin.
Impfungen in Pesch beginnen Ende März
Seit der zweiten Corona-Welle stelle der Träger den Mitarbeitenden in seinen sechs Wohnheimen, drei betreuten Wohngemeinschaften und einem ambulant betreuten Wohnen FFP2-Masken zur Verfügung. Während die Angehörige kritisiert, dass in dem Heim lediglich sieben FFP2-Masken pro Monat zur Verfügung gestellt würden, betont der Träger, für Bewohner und Mitarbeitende täglich frische Masken vorrätig zu haben. Die Maßnahmen hätten „bislang erfolgreich dafür gesorgt, dass es keine Infektionscluster in den Einrichtungen der Gemeinnützigen Werkstätten Köln (GWK) gab.“ Vereinzelte positive Fälle habe man auf Infektionen außerhalb der Einrichtung zurückverfolgen können.
Nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt wurden am Dienstag zwölf Bewohner aus der Anlage in Pesch verlegt, „um die Personalsituation zu entspannen“. Geimpft wurde in dem Heim bislang noch niemand. Der Träger rechnet damit, dass die Impfungen der Bewohnerinnen und Bewohner der GWK-Wohnheime sowie der Bediensteten am 26. März beginnen.
Große Kölner Heime bis Anfang Mai geimpft?
Eine Sprecherin der Stadt betonte am Dienstag, Köln habe „gleich zu Beginn der Pandemie eine Task Force eingerichtet, die die Heime berät und schult, bei Infektionsfällen unterstützt und regelmäßig testet“. Den Schutz der Bewohnerinnen und Bewohner sicherzustellen, bleibe aber in erster Linie Aufgabe des jeweiligen Trägers.
Jürgen Zastrow, der leitende Kölner Impfarzt, hofft, dass größere Heime für Menschen mit Behinderung bis Anfang Mai durchgeimpft sein werden. „Die Impfungen haben hier begonnen, sind aber erst im Anlauf“, sagt Zastrow. Seit Anfang März „waren unsere Impfteams in einer Handvoll Heimen“. Verzögerungen gab es zuletzt wegen Formularen zur Impf-Zustimmung, die bislang nur einen Impfstoff umfassten. Künftig können Betreuer mit einem Schreiben für die betreuten Menschen dem Einsatz aller zugelassenen Impfstoffe zustimmen.