Chorweiler – Als Marcus Steinhart, der Geschäftsführer des Freizeitbads Aqualand, am Freitagmorgen zur Arbeit kommt, bleibt ihm fast die Spucke weg: Ein Teil des Besucherparkplatzes ist mit Baken abgesperrt, sicherheitshalber steht auch noch ein Halteverbotsschild vor der Zufahrt.
Das Schwimmbad hat die Fläche seit mehr als zehn Jahren von der Stadt gepachtet, zahlt 1500 Euro Miete pro Monat. Die Rate für August ist schon abgebucht. Der Aqualand-Chef ahnt, dass die Absperrung mit dem für kommende Woche geplanten Aufbau der Flüchtlingszelte zu tun hat, er hat davon in der Presse gelesen. Doch gesprochen hat mit ihm bislang niemand darüber, und das macht ihn wütend.
Einstweilige Verfügung gegen die Stadt
„Wir haben weder von der Stadt noch von der Bezirksregierung im Vorfeld eine schriftliche oder mündliche Information bekommen, geschweige, dass man uns um unsere Meinung gefragt hätte“, sagt er.
Der Aqualand-Chef lässt Schilder und Baaken umgehend entfernen, noch am Freitag hat er durch einen Anwalt beim Verwaltungsgericht Köln Rechtsmittel eingelegt. Die einstweilige Verfügung richtet sich gegen die Stadt als Vermieterin und soll die Belegung mit Flüchtlingszelten doch noch kurzfristig stoppen.
Ob die Gerichtsentscheidung rechtzeitig kommt, ist fraglich: Schon Dienstag oder spätestens Mittwoch sollen die Zelte und Container für die landeseigene Notunterkunft für knapp 1000 Asylsuchende in Chorweiler geliefert werden. Er habe nichts gegen Flüchtlinge, beteuert Steinhart, dessen Schwiegereltern selbst vor zwei Jahren aus Syrien geflohen sind. „Aber wie hier mit uns umgegangen wird, ist ein Skandal.“
Die beteiligten Behörden weisen den Vorwurf zurück. „Es handelt sich um eine Einrichtung des Landes, und dafür ist die Bezirksregierung zuständig“, sagt Stadtsprecher Gregor Timmer. „Das Gelände wurde uns von der Stadt als Alternative zum Parkplatz am Fühlinger See angedient“, kontert ein Sprecher der Bezirksregierung. „Dann gehen wir davon aus, dass er zur Verfügung steht.“
Offensichtlich ist: Im Wirrwarr der Verantwortlichkeiten wurde es versäumt, das Freizeitbad offiziell zu informieren.
Steinhart wirft der Stadt Täuschung vor
Der Aufbau der Notunterkunft soll kommenden Dienstag oder Mittwoch beginnen. Die Zelte – zwölf Schlafzelte, zwei Essenszelte und vier Aufenthaltszelte – werden von der Firma Bill aus Lich geliefert. Zusätzlich werden 30 Sanitär-Container sowie weitere für Verwaltung und Security aufgestellt.
Das Technische Hilfswerk übernimmt den Anschluss an Strom, Wasser und Abwasser.
Die Johanniter wurden für den Betrieb der Einrichtung verpflichtet, zum Einsatz kommt das Team , das bislang in der Landesunterkunft in Riehl tätig ist. Diese wird aufgelöst. (jac)
Das Sportamt der Stadt verweist darauf, dass im Umfeld des Schwimmbads ausreichend Parkraum zur Verfügung steht. So könnten etwa die Parkplätze 4 und 5 am Fühlinger See genutzt werden. Davon will Steinhart nichts wissen.
„Die jetzige Fläche liegt direkt vor unserem Eingang, die anderen Plätze aber bis zu 200 Meter entfernt. Familien mit Kindern wären gezwungen, eine verkehrsreiche Straße zu überqueren.“ Steinhart befürchtet, dass Besucher ausbleiben könnten wegen der Entfernung, möglicherweise aber auch wegen der Massenunterkunft. Der Aqualand-Chef wirft der Stadt Täuschung vor. Sie habe gegenüber der Bezirksregierung den Eindruck erweckt, die Nutzung des Parkplatzes sei mit ihm abgestimmt. Am Montag nun soll ein Schlichtungsgespräch mit allen Beteiligten stattfinden. Steinhart findet das unmöglich. „Was soll ein Gespräch, wenn zeitgleich die Arbeiten für den Aufbau der Zelte schon anlaufen?“ Freiwillig will er er den Platz nicht hergeben. Mit dem Parklatz 2 am Fühlinger See, der ursprünglich vorgesehen war, sei doch eine geeignete Fläche vorhanden.