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Christopher Street DayCSD-Parade mit nassen Füßen

Lesezeit 3 Minuten

Die Parade auf der Deutzer Brücke: Wegen des schlechten Wetters waren deutlich weniger Besucher am Zugweg.

Köln – Ob das wohl gut gehen wird? Mit einem simplen Regencape über dem Top und pinkfarbenen Leggings macht sich Ursula Folger an der Deutzer Freiheit auf den Weg zur CSD-Parade. Es schüttet aus Kübeln, doch zum Glück hat sie zu Hause noch den Umhang gefunden, den sie mal an Karneval gefangen hat. Nur der Lidstrich und die Wimperntusche machen ihr Sorgen: „Die Schminke ist nicht wasserfest.“

Zum ersten Mal seit vielen Jahren haben die Organisatoren der schwul-lesbischen Parade Pech mit dem Wetter. Das hat Folgen. Bei der 21. Parade säumen deutlich weniger Schaulustige den Zugweg. Die rund 25 000 Teilnehmer, unter ihnen Ex-Paveier-Sänger Micky Brühl, Marie-Luise Nikuta, Lindenstraßen-Schauspieler Claus Vinçon und Erry Stoklosa von den Bläck Fööss, lassen sich die Laune dennoch nicht verderben.

Am Aufstellplatz an der Deutzer Freiheit üben die Pink Poms, die männlichen Cheerleader der des SC Janus ihre Schritte kurzerhand im U-Bahn-Schacht. „Wir haben uns so lange darauf vorbereitet, jetzt lassen wir uns durch den Regen auch nicht abschrecken“, sagt Sprecher Jürgen Schäfer. Prosecco zum Vorglühen, kurze Lederhosen. „Wir sind abgehärtet.“ Kabarettist Georg Roth im Krankenschwestern-Outfit witzelt: „Schwulsein heißt nicht wasserscheu zu sein.“ Die Zuschauer sehen das ähnlich. Am Heumarkt kämpft Rosi Schiffelchen aus Frechen wacker mit ihrem Regenschirm.. „Scheißwetter. Das ist das erste Mal in zehn Jahren, dass es so gießt. Aber da müssen wir durch.“

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Nass aber überglücklich warten Dany Loster und Angela Börger vor ihrem Hochzeits-Zugwagen darauf, dass es endlich losgeht. Sie haben am Samstag den kirchlichen Segen für ihre Lebenspartnerschaft bekommen, nachdem sie im vergangenen Jahr standesamtlich geheiratet hatten. „Wir sind überglücklich. Wir wollten den Segen, weil wir glauben, dass der Mensch nicht allein durchs Leben gehen soll, sondern jemanden braucht, der auf ihn aufpasst.“

Den Weg zum Standesamt Schritt hat Stefan Meßner noch vor sich. Sein Brautkleid steht für das CSD-Motto „Ja, ich will“. „Was gibt es Schöneres, als den Menschen zu heiraten, den man liebt?“, sagt Meßner auf Aufstellplatz an der Siegburger Straße, während Roland Kaisers „Manchmal möchte ich schon mit Dir“ aus den Boxen dröhnt. „Ich will mit meinem Partner ein Kind adoptieren dürfen und die gleichen steuerlichen Vorteile wie heterosexuelle Paare haben. Nach einer Scheidung sollte es auch Unterhalt geben.“

Dass Lesben und Schwule das Recht haben sollten, zu heiraten und Kinder zu adoptieren, ist für Melanie Richter eine Selbstverständlichkeit. Sie ist mit die mit ihrem elfjährigen Sohn zur Parade gekommen und hat auch kein Probleme damit, dass der Junge mit der Lack- und Lederfraktion in Parade konfrontiert. „Er hatte ja schon Sexualkundeunterricht. Und was wir hier sehen, besprechen wir dann zu Hause.“