Köln – Genau 196 so genannte Cold Cases seit 1970 will die Kölner Polizei in den nächsten Jahren noch einmal neu aufrollen – Tötungsdelikte also, die bis heute ungelöst sind. Die meisten dieser Verbrechen geschahen in Köln, andere im direkten Umland. Zu den ersten Kölner Fällen, denen die Ermittler sich zuwenden wollen, zählen diese fünf:
Sexualmord an 16-jähriger Seckin Caglar in Poll
Die Leiche der jungen Kauffrau Seckin Caglar lag am Morgen des 17. Oktober 1991 im Gebüsch nahe der KVB-Haltestelle Poll-Autobahn. Untersuchungen der Rechtsmedizin ergaben, dass die 16-Jährige am Abend zuvor dort vergewaltigt und getötet worden war. Zuletzt gesehen wurde sie, als sie am späten Nachmittag ihre Ausbildungsstelle im damaligen Coop-Markt an der Siegburger Straße verlassen hatte. Üblicherweise fuhr sie mit der Straßenbahnlinie 7 von der Haltestelle Salmstraße bis zur Haltestelle Poll-Autobahn und ging zu Fuß von dort zur Wohnung ihrer Eltern, bei denen sie lebte.
Jahre später gelang es der Polizei, Blutspuren zu sichern, die mutmaßlich vom Täter stammen. Der genetische Fingerabdruck soll nun noch einmal mit der DNA von schon damals überprüften Personen abgeglichen werden. Führt das nicht zu einem Treffer, startet die Polizei bald möglicherweise eine DNA-Reihenuntersuchung.
Mord an einer Prostituierten im Zülpicher Viertel
Vor beinahe 30 Jahren, im September 1992, tötete ein bis heute unbekannter Mann die 21-jährige Prostituierte Jana Kyselova in ihrem Appartment an der Kyffhäuser Straße. Zeugen hatten den mutmaßlichen Täter seinerzeit gesehen, als er den Tatort verließ. Es existiert sogar ein Phantombild des Verdächtigen, und nicht nur das: Die Polizei hat zudem Hinweise darauf, dass es sich um einen Angehörigen der Bundeswehr handeln soll. Derzeit arbeiten die Kriminaltechniker daran, aus den damals gesicherten Spuren die DNA des Mörders zu identifizieren.
82-Jährige fällt Raubmord in Brück zum Opfer
Mit massiven Verletzungen wird die 82 Jahre alte Anna Gass am Vormittag des 2. Oktober 1992 tot in ihrem Haus am Hameler Weg in Brück gefunden. Der Täter hat einen hohen Geldbetrag mitgenommen. Relativ schnell ist der Polizei klar: Er muss aus dem direkten Umfeld des Opfers stammen. Denn Aufbruchspuren gibt es nicht, Anna Gass muss ihren Mörder selbst ins Haus gelassen haben. Die EG „Cold Cases“ will nun nach 30 Jahren noch einmal Ermittlungen im damaligen persönlichen Umfeld der 82-Jährigen aufnehmen.
Geknebelt und gefesselt tot in der Badewanne
Das letzte Lebenszeichen sendete Hans Gerd Tuchel am Aschermittwoch im Jahr 2000, kurz vor 16 Uhr: Der Kunsthistoriker rief seinen Chef in einer Sportagentur an und verkündete, er komme an jenem Tag nicht mehr ins Büro. Am nächsten Morgen lag Tuchels Leiche gefesselt und geknebelt in der Badewanne in seiner Wohnung am Alter Markt. Der 63-Jährige war erstochen worden.
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Tuchel war schwul und häufiger Stammgast in Kneipen in der Altstadt, wo er laut Polizei Kontakt zu jüngeren Männern suchte. Die Polizei geht davon aus, dass er seinen Mörder mit in die Wohnung genommen hatte. Obwohl die Ermittler die DNA des Täters kennen, wurde er nie identifiziert.
Skelettierte Moorleiche im Worringer Bruch
Die Frauenleiche war bereits skelettiert, als sie am 14. Oktober 2001 im Worringer Bruch gefunden wurde. Sie dürfte dort vier Monate bis zu einem Jahr gelegen haben, wie die Polizei herausfand. Es gibt Hinweise auf ein Tötungsdelikt, sicher ist das aber nicht. Auch wer die Frau ist, steht bis heute nicht fest.
Die Ermittler schätzen ihr Alter auf 20 bis 30 Jahre. Aufwändig haben Wissenschaftler 2003 ihr Gesicht rekonstruiert, die Polizei suchte mit Plakaten nach Zeugen, die die Tote kannten. Aber niemand meldete sich. Nun soll mit neuen Methoden erneut ihr Gesicht nachmodelliert werden, um die junge Frau doch noch zu identifizieren.