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Kölner KrisenstabStadt schickt Impfbusse nach Chorweiler und Kölnberg

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Die Teilnehmenden bei der Krisenstabs-Pressekonferenz am 30. April.

Köln – Der städtische Krisenstab hat am Freitag beschlossen, in sozial benachteiligten Stadtteilen mit einem besonders hohen Inzidenzwert von der Impfreihenfolge abzurücken. Demnach sollen in 15 „vulnerablen Sozialraumgebieten“ auch Menschen geimpft werden, die eigentlich noch nicht an der Reihe wären. Dabei geht es im Kern um dicht besiedelte Wohngebiete, in denen die Bewohner auf einem engen Raum zusammenleben, wie etwa in Hochhaussiedlungen.

Das Abrücken von der bisherigen Impfreihenfolge könne dazu beitragen, eine dynamische Entwicklung der Inzidenzen zu verhindern. „Es handelt sich um eine Maßnahme der Gefahrenabwehr für uns alle“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Die Corona-Impfverordnung sehe das ausdrücklich vor.

Impfen in Brennpunkten „gut für uns alle“

Ihr sei bewusst, dass sich nun andere Menschen durch die neue Regelung benachteiligt fühlen könnten. Doch dieses Vorgehen sei „gut für uns alle – es geht auch um Solidarität mit denen, die durch ihre Wohnsituation besonders belastet sind“, sagte sie. Gerade Menschen, die aus diesen Stadtteilen unterwegs seien, benutzten Bus und Bahn und bewegten sich innerhalb der Stadt.

Alles zum Thema Henriette Reker

Ein hoher Inzidenzwert alleine soll allerdings nicht ausschlaggebend sein, da dies auch mit den jeweiligen Einwohnerzahlen zusammenhänge. Infizieren sich in einem Stadtteil mit wenigen Bewohnern nur einige wenige, sorgt das für einen vergleichsweise hohen Inzidenzwert. Deshalb spielen zusätzlich soziale Faktoren eine entscheidende Rolle.

Die Stadt will mobile Impfteams mit Impfbussen in die Stadtteile schicken und die Bewohner aktiv ansprechen. Dabei sollen auch die Sozialraumkoordinatoren vor Ort helfen.

Chorweiler und Kölnberg priorisiert

Der Krisenstab hat bislang noch keine Reihenfolge festgelegt, in der die 15 Sozialraumgebiete abgearbeitet werden. „Ich denke aber, der Kölnberg wird ebenso dabei sein, wie Chorweiler“, sagte Reker. „Ich freue mich sehr, dass der Ministerpräsident sich am Dienstag im Landtag dafür ausgesprochen hat, Schwerpunktimpfungen in diesen Stadtteilen durchzuführen“, so Reker. Entsprechender Impfstoff sei bereits bestellt worden.

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Eine Hochhaussiedlung am Kölnberg. Meschenich könnte einer der Stadtteile werden, der priorisiert geimpft wird.

Die Sonderimpfungen sollen bereits am kommenden Montag starten – so ist es zumindest politisch gewollt. Ob es tatsächlich so schnell losgehen kann, ist allerdings fraglich, da der benötigte Impfstoff in der Kürze der Zeit nicht so schnell lieferbar ist. Die Stadt benötigt nach eigenen Berechnungen 750 Dosen pro Tag.

„Das wird eine Mammutaufgabe für uns alle“, sagte Reker. Eine muttersprachliche Aufklärung und das entsprechende Personal dafür soll zum Konzept gehören – Unklarheiten müssten durch Übersetzungen aufgelöst werden, um sämtliche Bewohner zu erreichen. „Wir stellen uns vor, dass wir mit einem Impfmobil unterwegs sind – mit einem Bus, den wir vor die Tür stellen“, so Reker.

Corona-Regeln bis zum 17. Mai verlängert

Die aktuell geltenden Corona-Schutzmaßnahmen, die bisher nur bis einschließlich kommenden Montag gelten, werden noch einmal um 14 Tage bis zum 17. Mai verlängert. Das teilte Krisenstabsleiterin Andrea Blome am Freitag mit. Die dazugehörige Allgemeinverfügung werde nun entsprechend angepasst. „Wir sind davon überzeugt, dass alle Verschärfungen gegenüber der Bundesnotbremse, die wir in Köln gemacht haben, richtig sind und daher behalten wir sie auch weiterhin bei“, sagt Blome. Das betrifft unter anderem die nächtliche Ausgangssperre, die in Köln bereits ab 21 Uhr gilt – eine Stunde früher als durch den Bund vorgesehen. „Die Entscheidung dazu ist uns vor zwei Wochen schon schwer gefallen und es ist weiterhin kein leichtes Thema“, so Blome. Doch die aktuell sinkenden Infektionswerte sprächen dafür, „dass wir auf dem richtigen Weg sind“. Verantwortlich für die verbesserte Lage sei aber nicht nur die Ausgangsbeschränkung. Auch die Schulschließungen und alle anderen aktuell geltenden Maßnahmen würden ihren Teil dazu beitragen.

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Vorbild für Inzidenzentwicklung ist Hamburg

Nach zwei Wochen liegt der Inzidenzwert, der die Neuinfektionen pro 100000 Einwohnende innerhalb eines Sieben-Tage-Zeitraums misst, mit 193,6 erstmalig wieder unter dem Grenzwert von 200. „Allein die Tatsache, dass die Inzidenz von gestern auf heute um 21 Punkte gesunken ist, zeigt, dass der Kölner Maßnahmen-Katalog wirkt“, sagte Johannes Nießen, Leiter des Gesundheitsamtes. Hamburg habe es geschafft, innerhalb von vier Wochen unter einen Wert von 100 zu kommen. „Und genau das ist unser Ziel, wenn wir die aktuell geltenden Maßnahmen nun noch einmal um zwei Wochen verlängern“, so Nießen.

Weniger Impfungen im Mai geplant

Ein Viertel aller Kölnerinnen und Kölner hat bereits eine Erstimpfung erhalten – durchgeimpft und damit vollumfänglich geschützt sind bislang aber lediglich 6,7 Prozent. Kommende Woche sollen im Impfzentrum von Montag bis Freitag rund 7700 Impfungen erfolgen. Deutlich weniger, als noch in den vergangenen Wochen. „Im Mai planen wir aktuell mit 10.000 Impfungen pro Woche. Im April waren es noch rund 20.000“, so Christian Miller, Leiter der Kölner Berufsfeuerwehr. Die Kapazität im Impfzentrum sei damit nicht ansatzweise ausgelastet – möglich wären hier allein 7000 Impfungen pro Tag, „Deswegen müssen wir dringend vom Land Impfstoff nachfordern, denn wir können mehr“, so Miller.

An Modellstadt-Projekt wird weiter gearbeitet

In den Bereichen Sport, Bildung, Wirtschaft und Kultur hat die Stadt nun Modellprojekte für eine mögliche Öffnungsstrategie während der Corona-Pandemie identifiziert. Diese sollen umgesetzt werden, sobald die Inzidenz in Köln wieder unter 100 liegt. Kommenden Dienstag sollen die einzelnen Projekte im Verwaltungvorstand besprochen werden. „Damit sind wir für die Zukunft gut gerüstet“, so Andrea Blome.