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„Einigkeit! Recht! Freiheit!“Schlichtungsversuch endet im Fiasko – neues CSD-Motto

Lesezeit 4 Minuten
CSD Deutzer Brücke

Die Cologne Pride ist Europas größte Pride-Veranstaltung.

  1. Der Christopher Street Day 2020 hat sich das Motto „Einigkeit! Recht! Freiheit!“ gegeben.
  2. Mehrere Bündnisse und Organisationen kritisieren das Motto als „unverantwortlich in Zeiten von verstärktem Nationalismus“.
  3. Der Veranstalter wehrte sich, doch der Schlichtungsversuch endete im Fiasko.
  4. Am Sonntagabend gab Klust ein neues Motto für den Cologne Pride bekannt.

Köln – Immer größer wird der Ärger über das Motto des Christopher Street Day (CSD) 2020 in Köln: „Einigkeit! Recht! Freiheit!“. Kurz nachdem der Kölner Lesben und Schwulentag (Klust), der den „Cologne Pride“ veranstaltet, es am 1. Dezember vorgestellt hatte, meldete sich das „Rheinische antifaschistische Bündnis gegen Antisemitismus“ zu Wort und kritisierte, die „CSD-Veranstaltenden beziehen sich unkritisch und selbstvergessen auf die bundesrepublikanische Rechtsordnung, die Nationalhymne und andere nationalistische Symbole“.

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Cologne Pride, der vom 20. Juni bis zum 5. Juli, dem Tag der CSD-Parade, stattfindet, forderte es dazu auf, „sich nicht hinter das nationalistische Motto zu stellen“.

Vorwurf des Nationalismus

Der Kritik haben sich nun unter anderen die Kölner Jugendorganisationen von Grünen, SPD und Linkspartei angeschlossen. In einem offenen Brief geißeln sie das Motto und seine Begründung als „unverantwortlich in Zeiten von verstärktem Nationalismus und immer noch andauernder Diskriminierung queerer Menschen durch den deutschen Staat.“

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Den Unmut von Teilen der LGBTIQ-Community (die Abkürzung steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Intersexuelle und Queere) und die Debatte in den sozialen Netzwerken nahm der Klust zum Anlass, am Donnerstagabend ein öffentliches Gespräch in den Räumen des Sozialdiensts katholischer Frauen am Mauritiussteinweg zu veranstalten. Nach Darstellung der Organisatoren endete der Versuch eines Austauschs in einem Fiasko. Schon zu Beginn der Veranstaltung habe man feststellen müssen, „dass von einigen Teilnehmer*innen eine Bereitschaft zu einem respektvollen Umgang und einer konstruktiven Diskussion nicht vorhanden und auch nicht erwünscht war“, heißt es in einer Stellungnahme. „Hier wurde eine Chance vertan, gegenseitige Bedenken, Ängste, Wut und Sorgen anzusprechen und gemeinsam eine Lösung hierfür zu finden.“

Den „Vorwurf, wir würden mit den Rechten zusammenarbeiten und hätten diese eingeladen“, weise man „entschieden zurück“. Aus gutem Grund sei der Klust seit 2013 Mitglied im Bündnis „Köln stellt sich quer“ und habe die „Charta der Vielfalt“ unterzeichnet. In der Mitteilung ist die Rede von „Beleidigungen und Bedrohungen“ während der Veranstaltung, die vorzeitig habe abgebrochen werden müssen, „ohne dass sich der Vorstand in die Diskussion einbringen konnte“. Mitglieder des Vorstands seien nach Abbruch der Veranstaltung sogar „physisch angegangen“ worden.

„Deutungshoheit nicht den Populisten überlassen“

Das Motto, einstimmig in einer öffentlichen Veranstaltung beschlossen, sei „Denkanstoß, Mahnung, Ausdruck von Wertschätzung und Forderung zugleich“ und solle unter anderem verdeutlichen, dass „unsere rechtsstaatliche, demokratische Ordnung eine pluralistische und offene Gesellschaft möglich macht“, hatte Hugo Winkels, politischer Sprecher des Klust, bei der Bekanntgabe gesagt. Nationalismus, Populismus, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Aversion gegen sexuelle Minderheiten und „jede Art von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit haben bei uns keinen Platz“.

Man wolle die „Deutungshoheit der Werte“, die angelehnt an den Beginn der Nationalhymne in dem Motto zum Ausdruck kommen, „nicht den Nationalisten und Populisten überlassen“ und die Schlüsselbegriffe „mit unseren eigenen Interpretationen und Forderungen besetzen“, sagte Winkels. Zwar sei in den zurückliegenden Jahren viel erreicht worden, doch längst nicht alles und „viel schimmer: Selbst unsere erkämpften und sicher geglaubten Rechte und Freiheiten werden offen Frage gestellt“.

Positives Motto gefordert

Für die Kritiker ist die Wahl des Mottos ein Missgriff. Es spalte „die LGBTIQ-Community in Köln, aber auch weit darüber hinaus“, ist in jenem offenen Brief zu lesen, den auch der Bundesverband der Grünen Jugend, die Grünen in Köln, Fridays for Future Köln, das Autonome Queer-Referat der Kölner Universität sowie entsprechende Referate der Uni Bonn und der TH Köln unterzeichnet haben.

„Sollte dieses Motto bestehen bleiben, sähen sich vielen von uns gezwungen, ihre Teilnahme zu überdenken.“ Noch sei es möglich, ein Motto zu finden, „mit dem sich alle teilnehmenden Gruppen positiv identifizieren können“.

Neues Motto bekanntgegeben

Am Sonntagabend gab Klust bekannt, das Motto „Einigkeit! Recht! Freiheit!“ für den Cologne Pride 2020 zurückzuziehen. Wenn Menschen durch das gewählte Motto Ängste empfinden würden und es Klust nicht möglich war, diese zu nehmen, dann könne das Motto keine Einigkeit erzielen, so Klust in ihrer Mitteilung. „Wenn Zorn und Wut der Vergangenheit und der Zukunft durch das Motto geschürt und nicht gelindert werden, dann eint dieses Motto nicht, sondern spaltet die Community.“ Klust liege nichts ferner als zur Spaltung der Community beizutragen und ließen sich nicht von Populisten „vor den Karren spannen“.

„Wir wünschen uns einen für alle Menschen angstfreien, sicheren und respektvollen CSD, den alle Demokraten gerne unterstützen.“ Das dies unter dem gewählten Motto nicht möglich sei, hätten auch die Diskussionen der letzten Wochen gezeigt. Das neu gewählte Motto lautet nun „Für Menschenrechte“.