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Den alten Römern ganz nah

Lesezeit 4 Minuten

Fachkundige Informationen aus erster Hand: In kleinen Gruppen wurden die Besucher durch die römische Grabkammer geführt.

Weiden – So hatte sich der Förderverein Römergrab Weiden das Bürgerfest anlässlich der Eröffnung der römischen Grabkammer an der Aachener Straße 1328 in Weiden vorgestellt: großer Andrang bei den Führungen, großes Interesse an der einzigartigen, unterirdischen Grabanlage mit ihrem noch weitgehend erhaltenen Inventar aus der Antike. Und groß war auch die Freude darüber, ein hochrangiges, denkmalgeschütztes Ensemble mit Grabstätte, dem darüber befindlichen Schutzbau und einem Wärterhaus, der Öffentlichkeit als neuen Erlebnis- und Lernort vorzustellen und ihn dauerhaft zugänglich zu machen.

Wenige Tage zuvor hatten das bereits Vertreter der Landesregierung, der Bezirksregierung, der Stadt Köln, der NRW-Stiftung und der Stadt- und Kreissparkassen getan: ganz offiziell, verbunden mit dem Dank an die vielen Sponsoren, die das Projekt römische Grabkammer Weiden finanziell mit unterstützten. Einen Nachmittag lang führten zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiter des Fördervereins geschichtlich interessierte Besucher fachkundig und kostenlos durch die Grabkammer aus dem 2. - 4. Jahrhundert nach Christus, den Schutzbau und den mit viel Aufwand neugestalteten Informationsbereich. Im Garten hatten die Organisatoren ein Zelt (Grabungszelt, das der LVR Bonn zur Verfügung gestellt hatte) aufgebaut, unter dem die Gäste eifrig über die alten Römer und deren Kultur fachsimpelten oder sich bei kostenlosen Getränken die Wartezeit bis zur nächsten Führung vertrieben.

An einem Tisch mit Flyern und Mitgliedsanträgen für den Förderverein schaut Gudrun Schmitz vom Vereinsvorstand auf die Warteliste. „Aktuell sind wir bei 110 Minuten“, sagt die ehrenamtliche Helferin, die hauptamtlich als Dezernentin für Denkmalpflege bei der Kölner Bezirksregierung arbeitet. Das deute auf großes Interesse hin.

Friederike Orendi erklärt den Gästen die Darstellungen am Sarkophag.

Ob es denn hier auch was zu essen gebe, will eine Besucherin wissen, die noch länger auf eine Führung warten musste. „Leider nicht“, sagt Schmitz und schlug der Dame vor, es doch mal im benachbarten Gasthaus „Am Kappeseng“ zu versuchen. „Da können Sie gut essen.“

Während eine Gruppe die Räume des Wärterhauses besichtigt, in dem Texte, Grafiken, Fotos, Modelle, Projektionen sowie Hör-, Tast- und Virtual-Reality-Stationen (mit VR-Brille) über den Grab Bau, den Grab- und Totenkult und das römische Leben im Rheinland informieren, genießt eine andere Gruppe die Aura der begehbaren Grabkammer, in rund 6,40 Meter Tiefe. Friederike Orendi führt 15 Besucher in die Kammer, die wie ein vornehmer Speiseraum gestaltet ist, in der drei Nischen mit Marmor ausgekleidet sind und so römische Speisesofas nachahmen. Fachkundig erklärt sie den Gästen, dass der prächtige Sarkophag aus Carrara-Marmor aus Rom stamme und ursprünglich nicht in der Grabkammer, sondern in einem kleinen Grabtempel darüber gestanden hätte.

Besucherin Helga Brandt aus Weiden findet die Idee gut, die Kammer für alle Bürger zu öffnen. Auch Lenka und Wolfgang Smets aus Lövenich besuchen mit ihren Kindern zum ersten Mal die Grabstätte. Vom Bürgerfest hatten sie aus der Zeitung erfahren. „Wir wollten eigentlich hier immer schon mal hin“, sagt Lenka Smets. Jetzt hätten sie die Gelegenheit genutzt, das römische Grab und dessen Geschichte vor der eigenen Haustür kennenzulernen. Im Garten philosophiert Fördervereinsvorsitzender Heinz Günter Horn mit Besuchern über die Entdeckungsgeschichte der Grabkammer, deren architektonische Qualität und die Bedeutung für die Kölner Stadtgeschichte. Man komme nirgendwo im Lande den Römern so nahe wie hier – mitten im Stadtteil Weiden. „Das Weidener Römergrab zählt heute zu den besterhaltenen und eindrucksvollsten Grabbauten aus römischer Zeit nördlich der Alpen“, sagt Horn „Antike pur“, schwärmt er. Seine Begeisterung für die Sache steckt auch archäologische Laien an.

Nach jahrelangen Planungs- und Sanierungsarbeiten, die jetzt abgeschlossen sind, ist Horn froh, „die Bevölkerung an dem Fund teilhaben zu lassen“. „Die Weidener sollen endlich wissen, was sie hier haben. Das gibt’s in keinem anderen Stadtteil.“ Und weiter: „Das hier ist wie der Kölner Dom in Weiden“.

Dankbar ist Heinz Günter Horn auch für das „Geburtstagsgeschenk“ zur offiziellen Eröffnung von KVB-Chefin Stefanie Haaks. Die hatte zugesagt, möglicherweise bereits zum Winterfahrplan 2019/2020 die derzeitige KVB-Haltestelle „Weiden Schulstraße“, die rund 200 Meter von der Grabkammer entfernt ist, in „Weiden Römergrab“ umzubenennen. Aus Sicht des Fördervereins ist das ein wichtiges kulturpolitisches Signal, mit dem sicher noch mehr Besucher hin zu Weidens historischer Kostbarkeit gelenkt werden.

Heinz Günter Horn, Vorsitzender des Fördervereins

FÜHRUNG AN JEDEM 3. SAMSTAG IM MONAT

Das Römergrab Weiden, Aachener Straße 1328, 50859 Köln, befindet sich im Eigentum des Landes NRW. Die Betreuung und der Betrieb obliegen dem Förderverein Römergrab Weiden, der an jedem 3. Samstag im Monat öffentliche Führungen anbietet. Die nächste Führung findet am Samstag, 17. August, 15 Uhr und 16 Uhr statt. Der Eintritt inklusive Führung kostet zehn Euro, ermäßigt 8,50 Euro.

Eine Anmeldung mindestens zwei Werktage vorher ist erforderlich unter Telefon 0221-22 12 44 25 oder per E-Mail unter info@roemergrab.de. Maximale Gruppenstärke: 15 Personen. Weitere Öffnungszeiten auf der Website des Fördervereins. Erreichbarkeit mit ÖPNV: KVB Linie 1 ab Neumarkt bis Haltestelle Weiden Schulstraße. (meu) www.roemergrab.de www.museen.koeln