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VRS fordert passgenaue AbrechnungIm Rheinland sind 100.000 „Fremdfahrer“ unterwegs

Lesezeit 3 Minuten
Ein Hinweis für das Deutschland-Ticket steht auf einem Fahrkartenautomaten.

Im Verkehrsverbund Rhein-Sieg sind 100.000 Deutschlandtickets im Umlauf, die nicht bei Verkehrsunternehmen aus der Region gekauft wurden.

100.000 Nutzer mit Deutschlandtickets haben diese nicht beim regionalen Verkehrsunternehmen gekauft. Eine finanzielle Schieflage droht.

Mehr als 700.000 Menschen fahren im Verkehrsverbund Rhein-Sieg mit einem Deutschlandticket. Das ist die offizielle Zahl. Die tatsächliche Zahl der Nutzer liegt nach Angaben des VRS aber deutlich höher. „Wir stellen fest, dass bei uns in der Region weitere 100.000 Kunden existieren, die irgendwo in Deutschland oder über den DB Navigator ihr D-Ticket gekauft haben, aber bei uns herumfahren“, sagt VRS-Geschäftsführer Michael Vogel. „Das sind Einnahmen, die in die Region gehören, aber in Zukunft fehlen werden und durch die unsere Verkehrsunternehmen mit einem höheren Defizit rechnen müssen.“

Als problematisch erweist sich auch die Jobticket-Version, die von Großunternehmen für ihre Mitarbeitenden gekauft und deutschlandweit verteilt wird, während die Abrechnung am Unternehmenssitz erfolgt. Noch ist das für die regionalen Anbieter wie die Kölner Verkehrsbetriebe kein Problem, weil alle Verluste, die ihnen durch die Mindereinnahmen, die das Deutschlandticket mit sich bringt, vom Land NRW und dem Bund ausgeglichen werden. Diese Regelung gilt aber nur noch für das Jahr 2025.

Abrechnung soll nach Postleitzahlen erfolgen

Danach müssten die Zuschüsse von insgesamt drei Milliarden Euro, die der Bund und die Länder je zur Hälfte aufbringen, über einen deutschlandweiten Verkaufsmonitor abgerechnet werden, der sich an den Postleitzahlen der Ticketnutzer orientiert. Den Monitor gibt es schon. Er wird aber nicht angewandt, weil die Rechtsgrundlage fehlt.

„Wir können deutschlandweit sehr genau sagen, wer zu viel und wer zu wenig kassiert. Aber bisher hat das keine Konsequenzen“, so Vogel. Die neue Abrechnungsregelung anhand der Postleitzahlen müsse im Januar stehen. „Wir haben jetzt Ende September und ich bin pessimistisch, dass das noch klappt. Es gibt bisher keine vertragliche Grundlage.“

Bayern verwertet Ticketeinnahmen, die nach NRW gehören

Im NRW-Verkehrsministerium hingegen ist man optimistisch, die neue Regelung in der Koordinierungsgruppe der Länder zum Deutschlandticket noch rechtzeitig zu verabschieden. Auch weil das alte System dazu führt, dass in anderen Bundesländern, darunter vor allem Bayern, Ticketeinnahmen verwertet werden, die eigentlich nach NRW gehören. Das neue System werde im Januar stehen, so ein Sprecher auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Dann könne es sich für die regionalen Anbieter auch lohnen, durch Zusatzangebote wie die kostenlose Nutzung eines Leihrads neue Kunden zu locken.

Nach der am Montag beschlossenen Preiserhöhung – das D-Ticket wird ab Januar um neun auf 58 Euro erhöht – fordert VRS-Geschäftsführer Vogel Bund und Länder auch dazu auf, es „auch langfristig zu etablieren, ohne dass die finanzielle Belastung für Kommunen und Verkehrsunternehmen zu hoch wird. Die 58 Euro gleichen nicht die kompletten Einnahmeverluste der Verkehrsunternehmen aus, sie sind aber eine gute Basis, das Erfolgsmodell Deutschlandticket auch langfristig zu etablieren“, so Vogel. Die Mehreinnahmen dürften nicht dazu genutzt werden, um die festen Zuschüsse von Bund und Land zurückzufahren.