Domschweizer greifen ein„Extinction Rebellion“ entert Gottesdienst im Kölner Dom
Köln – Im Kölner Dom ist es am Donnerstagabend kurz vor Beginn des Festgottesdienstes am Dreikönigstag zu einem Zwischenfall gekommen. Wie Teilnehmer dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichteten, richtete eine Gruppe von etwa 20 Aktivisten der Umweltbewegung „Extinction Rebellion“ das Wort an die Gläubigen in der voll besetzten Kathedrale, noch ehe der Einzug zu dem von Weihbischof Rolf Steinhäuser zelebrierten Pontifikalamt begann.
Über eigens mitgebrachte Lautsprecherboxen prangerte eine Sprecherin Umweltzerstörungen und mangelndes Engagement der Politik wie auch der Kirche im Kampf gegen die Folgen an. Sie bezog sich ausdrücklich auf Papst Franziskus und dessen Aufruf, im Kampf gegen den Klimawandel keine Zeit mehr zu verlieren.
„Die-in“ im Mittelgang der Kathedrale
Ein „Die-in“, bei dem sich die Aktivisten im Mittelgang des Doms gemeinsam „wie tot“ zu Boden fallen ließen, sollte auf die tödliche Bedrohung der Menschheit aufmerksam machen. Eine Sprecherin von „Extinction Rebellion“ bestätigte auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass es sich um Mitglieder ihrer Organisation gehandelt habe. Um Aufmerksamkeit für ihre Ziele zu erreichen, ist „Extinction Rebellion“ auf Akte zivilen Ungehorsams spezialisiert.
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Der im Dom verlesene Appell lobt den Papst, der nicht die Augen vor den Erkenntnissen der Wissenschaft verschließe und die unbequemen Wahrheiten ausspreche. „Es geht um das Überleben der Menschheit.“
Kritik an Profanierung von Kirchen
Die Aktivisten kritisierten, das „ausgerechnet am Ersten Advent“ vorigen Jahres im Rheinischen Braunkohlerevier die Kirchen der Dörfer Keyenburg, Kuckum und Berverath, die dem Braunkohleabbau weichen müssen, profaniert (entweiht) worden seien – „ohne Abschiedsgottesdienst, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, ohne die vorgesehene Zeremonie“. Als nächstes komme nun der Kohlebagger.
Ein weiteres Kirchengrundstück im Dorf Lützerath direkt an der Abbruchkante wolle das Bistum Aachen an den Energiekonzern RWE abtreten. Initiativen wie „Kirchen im Dorf lassen“ hätten das Bistum vergeblich darum gebeten, das 40 Quadratmeter große Areal an sie zu überschreiben, um rechtlich gegen eine Enteignung durch RWE vorgehen zu können. „Wir appellieren an die Entscheidungsträger der Kirche: Setzen Sie die Botschaft von Papst Franziskus in die Tat um!“
Domschweizer bringen Aktivisten aus dem Dom
Domdechant Robert Kleine appellierte über die Lautsprecheranlage des Doms, die Demonstration einzustellen. Dompropst Guido Assmann veranlasste, dass Domschweizer die Aktivisten aus dem Dom brachten. Auf Handyvideos ist zu sehen, wie das Dompersonal in seinen roten Roben Demonstranten über den Fußboden aus dem Dom schleift. Die Aktion sei nach wenigen Minuten beendet gewesen.
Auf den Handyvideos sind auch empörte Kommentare von Gläubigen über einen Missbrauch des Gottesdienstes und des Kirchenraums zu hören.
Die herbeigerufene Polizei war in das Geschehen im Dom selbst nicht involviert. Beim Eintreffen der Beamten waren die Aktivisten nicht mehr vor Ort. Vom Erzbistum oder der Dompropstei war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Ob die Hohe Domkirche Anzeige wegen Hausfriedensbruchs gestellt hat, konnte ein Polizeisprecher am Abend nicht sagen.