Der 26-jährige Hovener ist Zerspanungsmechaniker mit Meister-Bestnote. Ein Besuch in der Werkhalle von Hecker und Krosch.
Meister mit BestnoteLeon Fischernich hat das Studium geschmissen, um zu fräsen

Arbeitet gerne im Handwerk: Leon Fischernich.
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Leon Fischernich tippt etwas auf einem kleinen Computer ein, dann zieht er eine Schiebetür mit großer Plexiglasscheibe zu, und dahinter beginnt eine Maschine, Löcher in ein Edelstahlrohr zu fräsen. Fischernich ist Zerspanungsmechaniker. „Der alte Begriff ist auch Dreher oder Fräser“, erläutert der 26-Jährige. Denn genau das macht er: drehen und fräsen. Beziehungsweise, er programmiert die Maschinen, die drehen und fräsen.
Fischernich arbeitet seit 2019 bei Hecker und Krosch. Damals brach er sein Maschinenbau-Studium ab, um eine Ausbildung zu machen. „Ich habe festgestellt, dass mir das zu theoretisch ist“, erklärt der Hovener seinen Uni-Weggang.
Zülpicher hat beste Note bei Meisterprüfung im Kammerbezirk Aachen erreicht
Die Geicher Firma kannte er schon von einem Praktikum, und dort habe man ihn mit offenen Armen empfangen. Freitags habe er ein Bewerbungsgespräch geführt und montags direkt angefangen, erinnert er sich. Schon im ersten Gespräch habe man ihn gefragt, ob er sich langfristig vorstellen könne, mehr Verantwortung im Betrieb zu übernehmen.
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So war es für Fischernich von vorneherein klar, dass er nach seiner Ausbildung auch noch den Meister macht. Das hat er nun geschafft, und zwar mit Bravour: Zusammen mit einer Tischlerin aus Aachen hat er die beste Meisternote im gesamten Kammerbezirk Aachen erzielt. Besonders stolz darauf ist sein Opa. Der sei nämlich auch Handwerker, und sonst gebe es keine in der Familie, berichtet Fischernich.
Geicher Firma stellt Metallbauteile für Schiffsbau und Gasindustrie her
Er ist nach wie vor glücklich mit seiner Entscheidung gegen das Studium und für eine Ausbildung im Handwerk. „Ich bin immer sehr begeistert, was man alles alleine schaffen kann“, sagt er. Außerdem sei die Arbeit abwechslungsreich. Hecker und Krosch stellt Metallbauteile her, zum Beispiel für Schiffe, Gasleitungen oder auch Kräne, die für die Errichtung von Offshore-Windparks benötigt werden. Zu sehen, wo überall Bauteile, die er gefräst oder gedreht hat, benötigt werden, motiviert Fischernich. „Man hat so das Gefühl, die Welt mit zu bewegen.“
Das Stahlrohr, an dem er gerade arbeitet, ist ein Bauteil einer Antriebswelle. Die Maschine soll eine Nut in das Rohr fräsen, in die später eine Passfeder eingesetzt wird, die dann die Antriebswelle bewegt. Damit beim Fräsen keine Funken entstehen, wird das Rohr mit Kühlflüssigkeit bespritzt. „Fräsen ist immer, wenn sich das Werkzeug dreht, und Drehen ist, wenn sich das Werkstück dreht“, erklärt Fachmann Fischernich, während die Maschine arbeitet. Grundsätzlich arbeiteten die meisten seiner Kollegen entweder als Fräser oder als Dreher, er selbst sei aktuell aber als Springer eingesetzt und arbeite daher an der Maschine, an der jemand gebraucht werde.
Zerspanungsmechaniker ist Männerdomäne
Die Halle, in der die Maschinen bei Hecker und Krosch stehen, ist groß und sie wird noch erweitert. Fischernich und seine Kollegen können hier Bauteile bis zu einem Durchmesser von drei Metern und einer Länge bis zu acht Metern bearbeiten. Der Hovener mag es, mit großen Bauteilen zu arbeiten. „Da hat man etwas zum Anfassen“, sagt er. Große Bauteile – das heißt aber meistens auch: teure Bauteile. Deshalb sei genaue und sehr gewissenhafte Arbeit enorm wichtig, betont Fischernich. „Wir arbeiten hier auf den hundertstel Millimeter.“ Ein Zahlendreher bei der Eingabe am Computer, und schon fräst die Maschine falsch – das Bauteil ist im schlimmsten Fall nicht mehr zu gebrauchen.
In der Ausbildung habe er zunächst das konventionelle Drehen und Fräsen gelernt – ohne Computer, berichtet Fischernich. Dafür gibt es in der Halle extra eine Azubi-Werkstatt. Da müssen dann alle Einstellungen mit Hilfe von Kurbeln per Hand vorgenommen werden. Früher, als man nur so gearbeitet habe, sei das ein körperlich anstrengender Job gewesen, berichtet der junge Meister. Heute könne man sehr lange als Fräser oder Dreher arbeiten.
Aber das Ganze sei immer noch eine Männerdomäne – mit Ausnahme einer Auszubildenden habe er nur männliche Kollegen, berichtet Fischernich. Spuren davon sind auch in der Werkhalle zu sehen: Hinter einer der Maschinen hängt ein großer Wandkalender mit Bildern von nackten Frauen.
Zülpicher Unternehmen hat Bauteile für Nordstream 1 und 2 gefertigt
Da, wo keine Maschinen stehen, werden in der Halle die Bauteile aufbewahrt. Einige liegen in Regalen, die besonders großen und schweren auf Paletten am Boden. Alles, was weiß lackiert sei, gehöre zu Schiffen, erklärt Fischernich. Er zeigt auf ein großes, schwarzes und rundes Bauteil. Das gehe an die Gasindustrie. Bauteile aus Zülpich seien teilweise beim Bau von Nordstream 1 und 2 zum Einsatz gekommen, berichtet er stolz. Einmal habe man sogar einen Auftrag aus Malaysia bearbeitet. Primär bekomme Hecker und Krosch aber Aufträge aus der Region.
Nicht immer erfährt Fischernich, wofür die Bauteile, die er fräst und dreht, am Ende genutzt werden. Die Firma habe grundsätzlich klare ethische Standards, berichtet Geschäftsführer Maximilan Krosch. Aber: „Ob die Schiffsantriebe für ein Containerschiff genutzt werden, mit dem dann Nahrungsmittel transportiert werden oder Waffen, das wissen wir nicht.“
Auch bei der Antriebswelle, die er gerade bearbeitet, weiß Fischernich nicht genau, wofür diese später einmal genutzt werden soll. Für ihn macht das aber keinen Unterschied. Er konzentriert sich stattdessen darauf, dass die Nut genau dort gefräst wird, wo sie hin soll.
Hecker und Krosch ist seit mehr als 50 Jahren in Zülpich tätig
„Wir haben ganz viel Glück“, sagt Maximilian Krosch über seine Auszubildenden. Neun arbeiten bei Hecker und Krosch aktuell. Dazu kommen weitere 50 Festangestellte. Man versuche drei bis vier junge Menschen pro Lehrjahr als Auszubildende einzustellen, so Krosch weiter. Und das in einem Beruf, den viele nicht direkt auf dem Schirm haben. Die meisten kämen über Kontakte von Freunden und Familie zum Unternehmen.
Seit 1969 gibt es die Firma im Ortsteil Geich bereits. Gegründet wurde sie von Johann Krosch und Adolf Hecker. Lange Zeit hat die Firma viele Bauteile für den Kohleabbau von RWE hergestellt. „Der Strukturwandel trifft uns aber voll“, so Maximilian Krosch. Deshalb erarbeite das Unternehmen sich aktuell neue Märkte und neue Kundschaft.