Die Jahrgangsstufe 7 des Franken-Gymnasiums soll neu ausgestattet werden. Die Beschaffung der Laptops für 660 Euro ist Sache der Eltern.
„Convertibles“Zülpicher Eltern müssen für digitale Geräte tief in die Tasche greifen
Die Jahrgangsstufe 7 des Zülpicher Franken-Gymnasiums soll digitaler unterrichtet werden. Dafür schafft die Schule für 110 Schüler sogenannte Convertibles an – das sind Laptops und Tablets in einem.
Genauer gesagt, lässt die Schule die digitalen Endgeräte von Eltern anschaffen. Das geht aus einem Brief der Schule an die Erziehungsberechtigten hervor, der der Redaktion vorliegt. Demnach hatten sich vor den Herbstferien 96 Eltern dazu bereit erklärt, tief in die Tasche zu greifen und die rund 660 Euro teuren Convertibles für ihre Kinder anzuschaffen. 14 Eltern nahmen davon laut Schule Abstand.
Zülpich: Franken-Gymnasium will Convertibles für Jahrgangsstufe 7
„Wir bedauern, dass wir diese Eltern trotz aller Bemühungen unsererseits nicht für den von uns vorgestellten und schon beschrittenen Weg der Digitalisierung unter den gegebenen Voraussetzungen, auf die wir als Schule zum Teil keinen Einfluss haben, gewinnen konnten“, schreibt Schulleiter Joachim P. Beilharz in dem Elternbrief.
Letztlich bedeute das Ergebnis, „dass wir den Digitalisierungsprozess in Klasse 7 nicht vollumfänglich so durchführen und gestalten können, wie wir uns das im Sinne der Schülerinnen und Schüler gewünscht hätten.“
Schule sieht keine finanziellen Möglichkeiten, Schüler auszustatten
Die Schule habe weder die finanzielle Möglichkeit noch die nötige Ausstattung, den 14 Schülerinnen und Schülern ein gleichwertiges digitales Endgerät dauerhaft zur Nutzung zu überlassen oder auf Kosten der Schule anzuschaffen.
Es könne und dürfe nicht sein, dass nun alle Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 7 den bereits beschrittenen Weg der Digitalisierung am Franken-Gymnasium nicht mitgehen können, weil ein überschaubarer Teil der Eltern kein Convertible anschaffen möchte oder könne, so Beilharz.
Laut Schulleiter gibt es keine gleichwertigen Leihgeräte
Den Schülern, deren Eltern sich gegen die Anschaffung eines Convertibles entschieden haben, kann laut Schulleiter kein gleichwertiges Leihgerät zur Verfügung gestellt werden. Sie sollen aber am Unterricht digital teilnehmen können. „Daher geben wir in diesen Fällen ältere Notebooks – allerdings ohne Tabletfunktion, ohne Stift und mit etwas eingeschränkter Akkuleistung – als Leihgeräte an die Schüler weiter“, so Beilharz.
Eltern, die den Kontakt zur Redaktion gesucht haben, kritisieren das Vorgehen der Schule und befürchten, dass Kinder bei der Digitalisierung abgehängt werden könnten. „660 Euro ist nun mal auch viel Geld“, sagt eine Mutter, die ein Kind in der Jahrgangsstufe 7 am Franken-Gymnasium hat.
Sie kenne Eltern, die der Anschaffung zugestimmt hätten, obwohl sie nicht komplett dahinter ständen. Auch, weil sie befürchten, dass ihre Kinder „dann unten durch bei der Schulleitung“ seien, so die Zülpicherin.
Stadt Zülpich argumentiert gegen eine Kostenübernahme
Sie würde sich wünschen, dass die Stadt die Kosten der Digitalisierung an den Zülpicher Schulen komplett übernehme. Das gehöre zur Trägerschaft einfach dazu, so die Mutter.
Das sieht die Stadt anders – vor allem, weil das den finanziellen Rahmen sprengen würde. Im Rahmen der Digitalisierung sei mit Mitteln des Digitalpakts Schule die Infrastruktur in den Schulgebäuden zukunftsfähig ausgebaut worden, heißt es aus dem Zülpicher Rathaus.
Die Beschaffung von digitalen Endgeräten sei über verschiedene Förderprogramme und städtische Mittel nur in einem geringen Umfang möglich gewesen. Und nur für eine Jahrgangsstufe die Anschaffung von digitalen Endgärten zu übernehmen, sei unfair und inkonsequent. Das sollte – wenn – für alle rund 1500 Schülerinnen und Schüler geschehen. Dann spreche man aber schnell von gut einer Million Euro, die dafür fällig würden, so die Zülpicher Verwaltung.
Fördermöglichkeiten sollen ausgeschöpft sein
Eine Million Euro ist viel Geld für eine Gemeinde, die zwar zuletzt immer positive Haushaltszahlen schrieb, dafür aber auch einen Kraftakt leisten musste. Eine andere Mutter hält dagegen: „Die Stadt gibt so viel Geld an Stellen aus, wo man sich an den Kopf packt. Da sollte eine Million Euro für die Zukunft der Kinder schon drin sein, zumal sich die Stadt immer mit der Schullandschaft brüstet.“
Aus dem Rathaus heißt es, dass in den vergangenen fünf Jahren insgesamt mehr als zwei Millionen Euro in die Digitalisierung der Zülpicher Schulen investiert worden seien. Neben den vom Rat der Stadt Zülpich zur Verfügung gestellten Haushaltsmitteln seien zudem alle Bundes- und Landesfördermöglichkeiten in voller Höhe ausgeschöpft worden.
Neben dem vorrangigen strukturellen Netzwerkaufbau konnten etwa 600 Schüler- und rund 190 Lehrergeräte angeschafft werden. In allen Zülpicher Schulen stehe zudem eine WLAN-Infrastruktur „grundsätzlich flächendeckend“ zur Verfügung.
Convertible geht nicht ins Eigentum der Eltern über
Was vereinzelten Eltern der Jahrgangsstufe 7 des Franken-Gymnasiums noch aufstößt: dass das Convertible nicht sofort in ihr Eigentum übergeht, obwohl sie es voll bezahlt haben. Das habe Sicherheits- und Datenschutzgründe, sagt Torsten Beulen, Pressesprecher der Stadt Zülpich. Entsprechend bleibe das Gerät zunächst im Eigentum der Stadt.
Das habe einen Vorteil: „Schadensfälle konnten aus diesem Grund bisher in der Regel schnell und unbürokratisch bearbeitet werden.“ Um die Administration und die Einhaltung von Sicherheitsrichtlinien effektiv gewährleisten zu können, sei zudem eine Beschränkung bei der Auswahl der Apps zwingend erforderlich, so Beulen.
Sanierung am Zülpicher Franken-Gymnasium
Im Biologie-Unterricht am Zülpicher Franken-Gymnasium muss derzeit ein wenig improvisiert werden. Die „normale“ Elektrik im Biologieraum sei voll funktionstüchtig, heißt es aus dem Rathaus.
Allerdings seien die Pulte von Lehrern und Schülern derzeit stromfrei geschaltet. Zudem werde der Raum einer Komplettsanierung unterzogen – inklusive Erneuerung der Einrichtung auf den neuesten technischen Stand. Dort investiere die Stadt Zülpich als Schulträger nach aktueller Kostenberechnung rund 120.000 Euro. Die Fertigstellung ist fürs Frühjahr geplant.
Digitales Pilotprojekt an Weilerswister Gesamtschule verzögert sich
Die Ausstattung der Weilerswister Gesamtschule mit iPads wird verschoben. Bei dem Pilotprojekt für die Digitalisierung der Schule war vorgesehen, die kommende 11. Jahrgangsstufe mit Tablets auszustatten. In der jüngsten Ratssitzung wurde das Projekt seitens der Schule als nicht tragfähig eingestuft. „Das digitale Lernen ist aber enorm wichtig“, sagte Schulleiter Stephan Steinhoff: „Wir wollen das Pilotprojekt im nächsten Schuljahr starten.“
Warum das Projekt derzeit nicht tragfähig sei, begründete Steinhoff mit mehreren Baustellen: Den Jugendlichen bereite es Sorgen, ihre eigenen Geräte auf ihre Werkseinstellungen zurückzusetzen. Das sei bei den Tablets für den Schulgebrauch aber obligatorisch. Auch technische Probleme, gerade bei unterschiedlichen Geräten, seien noch nicht zufriedenstellend gelöst worden. Die Bedenken der Eltern- und Schülerschaft nehme die Schule sehr ernst, so Steinhoff.
Nach dem neuen Plan würde die Jahrgangsstufe 12 im Schuljahr 2025/26 mit Tablets ausgestattet werden. Fraglich bleibt, ob die digitalen Endgeräte von den Eltern finanziert werden müssen. Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst sicherte eine Beteiligung der Gemeinde in Höhe von 150.000 Euro zu. „Um handlungsfähig zu sein“, so Horst. Für eine komplette Übernahme der Projektumsetzung fehle es der Gemeinde an Personal, sagte Horst weiter.
Weilerswister UWV kritisiert Ablauf
Die UWV kritisiert den Ablauf. Die Parteien seien erst auf Nachfragen von UWV, SPD und CDU über den Stand des Projekts informiert worden. „Jeder Schritt braucht seine Zeit“, sagte Horst. In dem Fall sei die Kommunikation aus dem Ruder gelaufen. Der weitere Austausch solle in enger Absprache mit der Schule stattfinden, fügte sie an.
Marion Leufer (UWV) merkte an, dass ihre Partei eine Kostenbeteiligung durch die Eltern grundsätzlich kritisch sehe. „Alleine der Schritt an die Verantwortlichen heran, sich als finanziell schlechter gestellte Familien zu outen, sehen wir als problematisch“, gab Leufer zu bedenken.
Der Rat beschloss einstimmig, dass 150.000 Euro im Haushalt für die Digitalisierung der Gesamtschule in Weilerswist aufgewendet werden sollen. Auf Antrag der UWV wurde zudem beschlossen, das Konzept des Projekts vor seinem Start durch den zuständigen Fachausschuss prüfen zu lassen.