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Wiederaufbau in ZülpichKita in Sinzenich ist drei Jahre nach der Flut endlich fertig

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Kinder schmeißen bunte Stapelsteine, die eine Tür versperren, um. Neben der Tür steht ein Strauß bunter Luftballons.

Stapelsteine umstoßen statt Band durchschneiden: Die Kinder der Kita Springmäuse machen den Weg frei für die Einweihungsfeier.

Seit Oktober sind die Sinzenicher Springmäuse wieder zurück in der Heimat. Bei der Einweihung der neuen Kita liefen auch ein paar Tränen.

Mit lautem Jubel stürmen die Kinder der Kita Springmäuse auf die bunten Stapelsteine zu, die den Eingang zu ihrer neuen Kita versperren, und reißen sie ein. Mehr als drei Jahre, nachdem die Flutkatastrophe die ehemalige Kita am Marienbach in Sinzenich zerstörte, haben die Springmäuse ein neues Zuhause gefunden. „Das ist ein großer Tag heute, auf den haben wir lange hingefiebert“, sagte Bürgermeister Ulf Hürtgen (CDU) bei der offiziellen Einweihung.

Als die Wassermassen 2021 in die Räume der Sinzenicher Kita eindrangen, war diese eigentlich gerade erst frisch saniert worden. Schon 2016 hatte ein Hochwasser das Gebäude in Mitleidenschaft gezogen. Damals entschied man sich für den Wiederaufbau an gleicher Stelle.

Dass der kleine Ort nur fünf Jahre später noch heftiger von Wassermassen getroffen werden würde, habe niemand vorhersehen können, so Bürgermeister Hürtgen. Doch nach der erneuten Zerstörung 2021 waren sich die Verantwortlichen einig – ein neuer Standort musste her.

Die neue Kita in Zülpich-Sinzenich hat Platz für 40 Kinder

Um den zu finden, nahm die Stadt Zülpich den Erftverband mit ins Boot. Der neue Kindergarten sollte möglichst hochwassersicher stehen. Fündig wurden die Verantwortlichen an der Gartenstraße im Ortszentrum. Für die neue Kita musste das alte Pfarrheim weichen, an dessen Stelle steht nun ein zweigeschossiger, hellgelber Bau. Die Räume sind mit großen Fenstern ausgestattet, es gibt einen Schlafraum und eine Mehrzweckhalle. Platz für 40 Kinder sei in der neuen Kita, so der Bürgermeister. Denn beim Neubau entschied der Stadtrat, die Kita von einer auf zwei Gruppen zu vergrößern.

Trotz großer Einigkeit bei allen Verantwortlichen hat es Jahre gedauert, bis die neue Kita fertig wurde. Das ganze Verfahren sei sehr aufwendig gewesen, berichtet Hürtgen. Immer wieder habe man Bescheide und Zusagen abwarten müssen. Im Dezember 2023 dann wurde schließlich die Baugenehmigung erteilt, im Januar begannen die Bauarbeiten.

Geplant war ein Start im August, der sich dann noch bis in den Oktober verzögerte. „Vor gut einem Jahr hat noch keiner geglaubt, dass wir heute hier stehen“, sagte Elternbeiratsvorsitzende Katharina Vogel, die bei der Einweihung ein paar Tränen weinte. Sie sei einfach so erleichtert. Auch für die Eltern waren die drei vergangenen Jahre eine Belastung.

Schwerfener Kita nahm Sinzenicher Kita nach Flut auf

In dieser Zeit kamen die Kinder der Kita Springmäuse bei den Rotbach-Rackern in Schwerfen unter. „Das war eine Situation, die für alle nicht einfach war“, so der Bürgermeister, der sich bei den Beteiligten für den großen Zusammenhalt bedankte.

Dankbar zeigte sich auch Kita-Leiterin Anja Hoscheid. „Sie haben uns drei Jahre lang ertragen und getragen.“ Das sei alles andere als selbstverständlich.

Das Team der Kita Springmäuse steht an einem neuen Spieleregal, im Hintergrund sind große Fenster. Auf dem Regal liegen ein bunter Regenbogen und ein Kürbis mit der Aufschrift „Waldmäuse“.

Freuen sich über den Neuanfang: das Team der Kita Springmäuse um Leiterin Anja Hoscheid (rechts).

2,4 Millionen Euro hat die neue Kita gekostet, inklusive Wärmepumpe und PV-Anlage auf dem Dach. Der Großteil des Geldes floss aus der Wiederaufbauhilfe des Landes, hinzu kamen Spendengelder, Versicherungsleistungen und Unterstützung vom Landschaftsverband Rheinland (LVR). Der Eigenanteil der Stadt Zülpich fiel gering aus. „Wir sind froh, dass wir das jetzt kostenneutral über die Bühne gebracht haben“, berichtete Barbara Breuer, Geschäftsbereichsleiterin Schulen, Soziales, Sport und Kultur der Stadt Zülpich. Aber vergleichsweise kleinere Summen werden noch auf die Stadt zukommen, beispielsweise für Parkplätze, erläutert sie.

Kinder und Kita-Team brauchen Zeit, um anzukommen

Und auch in der Kita fehlen noch Dinge. In der Mehrzweckhalle stehen große Kartons, die noch ausgepackt werden müssen, ein Kindersofa werde noch benötigt und ebenso eine Kinderküche, berichtet Hoscheid. Das Außengelände will ebenfalls noch gestaltet werden. „Man muss uns einfach ein halbes Jahr geben, um anzukommen. Wir kommen aus einer kleinen Gruppe in dieses große Haus“, so die Leiterin weiter. Zumal die neue, zweite Gruppe erst nach dem Umzug im Oktober an den Start gegangen und daher aktuell noch in der Eingewöhnungszeit sei.

Am meisten freut sich Hoscheid für die Kinder. Die nun endlich wieder Platz haben, sich zu entfalten. Und damit sie so schnell nicht wieder von einer Hochwasserkatastrophe heimgesucht werden, segneten Pfarrer Ulrich Zumbusch und Kaplan Michael Stärk nicht nur die Kita und ein neues Kreuz, sondern ebenso eine Figur des Heiligen Florian. Der Schutzpatron der Feuerwehr soll nun auch die Springmäuse vor Flut und Feuer bewahren.


Noch kein Plan für altes Kita-Gebäude in Sinzenich

Was aus dem ehemaligen Kita-Gebäude nahe des Marienbachs werden soll, ist noch unklar. Bislang sei an dem Haus nichts getan worden, so Bürgermeister Ulf Hürtgen. Man habe sich auf den Neubau konzentriert. „Kommt Zeit, kommt Rat“, sagt Ortsvorsteher Josef Heinrichs dazu. Er könne sich vorstellen, dort einen Ort der Begegnung zu schaffen. Das alte Pfarrheim, das für die neue Kita weichen musste, sei für Treffen von Senioren und Organisationen genutzt worden. Diesen Menschen könnte man an dem alten Kita-Standort vielleicht eine Alternative bieten.