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Kommentar zum geschlossenen Konsumraum am NeumarktDie Sucht kennt keine Freizeit

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Der Neumarkt ist seit langem Hotspot für Drogenabhängige

Köln – Es ist eine gute Nachricht, dass der neue Drogenkonsumraum die Situation am Neumarkt nach ersten Erkenntnissen der Stadt verbessert. Natürlich löst sich die Drogenszene vor Ort – die sich dort seit drei Jahrzehnten befindet – deshalb nicht in Luft auf. Aber zumindest kommt es seltener vor, dass sich jemand verbotene Substanzen in einem Hauseingang spritzt. Allerdings greift das logischerweise nur dann, wenn der Konsumraum auch geöffnet hat.

Dass die Stadt das Angebot nur neun Wochen nach der öffentlichkeitswirksamen Eröffnung vorübergehend wieder geschlossen hat, weil die Bauarbeiten noch gar nicht abgeschlossen waren, sorgt für chaotische Zustände. Abhängige Menschen, die sich gerade an den Konsumraum gewöhnt hatten, stehen nun vor verschlossener Tür.

Konsumraum am Kölner Neumarkt: Die Sucht kennt keine Freizeit

Sie sollen jetzt wieder den Drogenkonsumbus benutzen, der mehrere hundert Meter entfernt parkt. Und ab September sollen sie dann wieder den Konsumraum aufsuchen – ein solches Hin und Her wirkt alles andere als professionell.

Hinzu kommt, dass die Öffnungszeiten von vorneherein viel zu knapp bemessen waren. Was passiert wohl, wenn ein abhängiger Mensch nach 15.30 Uhr seinen Schuss braucht, der Konsumraum aber geschlossen hat? Er oder sie wird stattdessen eine Nische oder einen der vielen Hauseingänge rund um den Neumarkt aufsuchen und sich die Spritze dort setzen. Und was ist mit den Wochenenden? Die Sucht kennt keine Freizeit, sie ist ein ständiger Begleiter.

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Das alles als reines Erfolgsmodell zu verkaufen – wie es einige Politiker aus dem Stadtrat versuchen – hält der Realität keinesfalls stand. Gut geplant war der Konsumraum nicht – jetzt muss nachgebessert werden, damit daraus ein echter Erfolg werden kann.