Trotz Müll, Schimmel und Verwahrlosung: Norbert Oberhaus von der c/o pop formuliert eine Vision für die Bögen und das gentrifizierte Ehrenfeld.
„Das ist ein großer Schatz“Clubs, Gastro, Kultur: Diese Pläne gibt es für die Ehrenfelder Bahnbögen

So sieht derzeit die Situation der Bahnbögen im Bereich der Hüttenstraße aus. Doch Ideen für eine kulturelle oder gastronomische Nutzungen gibt es viele.
Copyright: Martina Goyert
Es gibt nicht nur Ideen, sondern auch konkrete Akteure, die sie umsetzen würden: ob Club, Veranstaltungshalle, Kulturtreff oder Gastronomie. „Das ist ein großer Schatz“, sagt der Ehrenfelder Bezirksbürgermeister Volker Spelthann. Trotz aller Misere und dem von Müll und Schimmel geprägten Zustand der Ehrenfelder Bahnbögen (wir berichteten), sind solche Flächen in einer Stadt mit knappem Kulturraum im hohen Maße attraktiv für die freie Szene und Unternehmer.
„Es gibt also nicht nur eine politische Vorstellung über die Zukunft der Bahnbögen, sondern Akteure, die unternehmerisch rangehen würden. Daher muss man die Bögen zügig vermarkten. Und sie sind vermarktbar und kein Subventionstatbestand“, ist Spelthann sich sicher. In der komplizierten Angelegenheit um die zerstrittenen Parteien wie dem Ex-Pächter Lutz Figge und der Eigentümerin Deutsche Bahn, sieht er seine Rolle darin, die vielen losen Fäden zusammenzuführen. Er organisiert Treffen, an denen die Stadt Köln und die DB beteiligt sind – ein zweites Treffen zur Entwicklung der Flächen und ihrer Umgebung ist im zweiten Quartal geplant.
Wenn Bahnbögen endlich geräumt sind, kann ein Sanierungsplan erstellt werden
Nun müsse es darum gehen, dass der Pächter endlich die Bögen räumt und den Prozess seit seinem Rauswurf aus dem Mietvertrag nicht weiter durch seine undurchsichtigen Firmenverhältnisse blockiere: Figge war Pächter und ist wie berichtet womöglich zugleich noch Mieter von Bögen. Es ist nicht klar, inwieweit er selber noch über seine (ehemaligen) und aktuellen Gesellschaften noch einzelne Bögen betreibt. Auf Anfrage dieser Zeitung dementiert Figge, Bögen zu okkupieren.
Alles zum Thema Deutsche Bahn
- Massive Auswirkungen Kuh sorgt für Bahn-Chaos – auch in Köln und der Region
- „Man hört nachts Schreie“ Situation an Ehrenfelder Bahnbögen eskaliert – Ex-Pächter räumt Bögen nicht
- Leverkusener Konzern Covestro setzt beim Bahn-Transport auf Ökostrom und Biodiesel
- Engpässe drohen Diese Baustellen gibt es 2025 auf den Autobahnen im Rhein-Sieg-Kreis
- Tödlicher Unfall Mann stirbt bei Versuch, auf anfahrenden Zug zu springen
- Machbarkeitsstudie S-Bahn 1 könnte Opladen mit Flughafen Düsseldorf verbinden
- Sperrungen aufgehoben Weltkriegsbombe in Köln-Gremberghoven entschärft
Doch erst, wenn die Bahn eine Übersicht über Mieter und Mietverhältnisse hat, könne der Sanierungsbedarf jedes Bogens ermittelt werden, um daraus einen Sanierungsplan zu erstellen. „Nicht jeder Bogen hat den gleichen Sanierungsbedarf. Man muss mit der Vermarktung einzelner Bögen auch nicht warten, bis alle Bögen saniert sind“, sagt Spelthann.

Das Bild zeigt den Club Bahnhof Ehrenfeld (Archivbild).
Copyright: Thilo Schmülgen
Interesse hat zum Beispiel Norbert Oberhaus vom Festival c/o pop angemeldet. „Unser Festivalzentrum liegt in Ehrenfeld, daher ist es in unserem großen Interesse, dass es hier eine Kulturschutzzone gibt. Jeder Club, der stirbt, erzeugt ein neues Problem. Es wäre doch großartig, wenn man die Bögen diesem Kulturzentrum zuführen könnte“, sagt Oberhaus dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Chef der c/o-Pop wünscht sich, dass Ehrenfeld wieder Leuchtturm der Kultur wird
Der Chef der c/o-pop sagt außerdem: „Wir haben die Vision, dass Ehrenfeld dann ein Leuchtturm wird und man zurückholt, was man in den letzten Jahren verloren hat.“ Sein Vorschlag: „Einen Bogen könnte man als Entree zum Kulturquartier nutzen, dort könnten Workshops, Lesungen, Podcast-Aufführungen stattfinden. Eine weitere Idee ist, eine Gedenkstätte für die Edelweißpiraten einzurichten und etwas für das Gemeinwohl zu tun.“ Proberäume seien ebenfalls denkbar.

c/o-pop-Chef Norbert Oberhaus sieht großes Potenzial in den Bahnbögen in Ehrenfeld.
Copyright: Martina Goyert
Seit Jahren konkrete Pläne hat der Club Bahnhof Ehrenfeld. Betreiber Mankel Brinkmann möchte zwei weitere Bögen erschließen. Ist die Zukunft in den Bögen für CBE und Yuca erst einmal sichergestellt, könne man die zugesagte Förderung im Rahmen eines Bundesprogramms in Höhe von 1,7 Millionen Euro endlich abrufen. Damit wolle man in die bestehenden Clubs investieren sowie zwei weitere Bögen zur kulturellen Nutzung erschließen. „Wir sind zuversichtlich, dass der Club Bahnhof Ehrenfeld weiterbestehen kann. Wegen der Fördergelder ist es aber wichtig, dass es hier weitergeht.“
Bahnbögen: Fahrradwerkstatt kurzerhand abgesagt
Ein weiterer Mieter im Bereich der Bartholomäus-Schink-Straße, der anonym bleiben möchte, hat bereits in die Entwicklung einer Veranstaltungshalle investiert. Diese Pläne schlummern derzeit in der Schublade. Mit der Deutschen Bahn kommuniziere man über Anwälte: Ein neuer Mietvertrag liege weiterhin nicht vor. „Wir haben Architekten beauftragt, Modelle erstellt. Wenn es endlich weitergehen würde, wären wir startbereit.“
Doch zunächst muss das Mieterchaos beseitigt werden, damit sich nicht wiederholt, was vergangenes Jahr mit einer angedachten Fahrradwerkstatt von einem sozialen Träger passiert ist: Es standen Fördergelder in sechsstelliger Höhe bereit, doch aufgrund der unklaren Mietverhältnisse musste das Projekt kurzerhand abgesagt werden. „Das war bitter“, sagt Bezirksbürgermeister Spelthann.